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Vatikan: Massenseligsprechung von spanischen "Märtyrern"

Die katholische Kirche hat in einer umstrittenen Zeremonie 498 "Märtyrer" selig gesprochen. Die meisten waren im spanischen Bürgerkrieg von Republikanern getötet worden. Die Kirche stand damals überwiegend auf Seiten des späteren Diktators Franco, der zehntausende Menschen hinrichten ließ.

In der Zeremonie auf dem Petersplatz in Rom wurden die 498 "Märtyrer" der "religiösen Verfolgung" während des spanischen Bürgerkriegs selig gesprochen. Die größte Massenseligsprechung in der Geschichte des Vatikans leitete der portugiesische Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, Kardinal José Saraiva Martins. Zu Beginn der Zeremonie wurden die Namen der 498 Katholiken verlesen. Die meisten von ihnen waren 1936 von republikanischen Verteidigern der gewählten Regierung in Spanien getötet worden.

Die katholische Kirche stand damals überwiegend auf der Seite der gegnerischen Falangisten von Putschgeneral Francisco Franco, der Spanien nach dem Sieg im Bürgerkrieg 1939 bis zu seinem Tod im Jahr 1975 diktatorisch regierte. "Mit ihren Worten und ihren Gesten der Verzeihung halten sie (die Seliggesprochenen) uns an, unermüdlich für die Barmherzigkeit, die Versöhnung und das friedliche Zusammenleben zu wirken", sagte der Papst am Ende seines Angelus-Gebets. Er wandte sich vom Fenster des Apostolischen Palastes aus an die etwa 30.000 auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen. Benedikt XVI. forderte die Spanier zur "Versöhnung" auf.

Zu der Messe reisten aus Spanien mehrere tausend Pilger und fast alle Bischöfe an, doch insgesamt blieb die Zahl der Teilnehmer weit unter den Erwartungen. Die spanische katholische Kirche hatte Anfang Oktober die Teilnahme von einer Million Gläubigen in Aussicht gestellt. Die spanische Regierung war bei der Zeremonie durch Außenminister Miguel Angel Moratinos vertreten. Unter dem Pontifikat des 2005 gestorbenen Papstes Johannes Paul II. waren bereits 471 spanische Katholiken selig gesprochen worden.

Stütze des Franco-Regimes

Opfer der Franco-Diktatur kritisierten die Seligsprechungen. Sie erinnerten an die Rolle der katholischen Kirche als Stütze des mit Hilfe von Hitler-Deutschland und dem faschistischen Italien an die Macht gelangten Franco und an die Hinrichtung zehntausender Gegner seines Regimes. In der US-Internet-Zeitung "National Catholic Reporter" hieß es, auch der Geistliche Gabino Olaso Zabala, der als Missionar auf den Philippinen an Folterungen beteiligt gewesen sein soll, stehe auf der Liste der "Märtyrer". Nach Angaben von Historikern starben im spanischen Bürgerkrieg mehr als eine halbe Million Menschen.

Der Generalsekretär der spanischen Bischofskonferenz, Juan Antonio Martínez, bestritt einen Zusammenhang zwischen der Veranstaltung und dem von der sozialistischen Regierung unter Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero geplanten Gesetz zur Rehabilitierung von Verfolgten der Franco-Diktatur. Das spanische Parlament wird das Gesetz voraussichtlich am Mittwoch gegen die Stimmen der konservativen Opposition beschließen. Zapateros Großvater, der im Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner kämpfte, wurde von Franco-Anhängern erschossen. (mit AFP)

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