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Panorama: Verdammt gut beschützt

Es war ein Abend in der Vorweihnachtszeit. Ich fuhr mit dem Fahrrad durch die immer ruhigen Straßen meines gutbürgerlichen Heimatbezirks nach Hause.

Es war ein Abend in der Vorweihnachtszeit. Ich fuhr mit dem Fahrrad durch die immer ruhigen Straßen meines gutbürgerlichen Heimatbezirks nach Hause. An meiner Wohnungstür grüßte ich den Polizisten auf der anderen Straßenseite. Er hatte gerade Schichtdienst und schlenderte langsam vor dem Gebäude unserem Haus gegenüber auf und ab. Es ist ein kleiner Ableger der amerikanischen Botschaft. Er winkte freundlich zurück und berührte dabei versehentlich das Maschinengewehr, das er an einem Gurt über den Bauch trug. Ich dachte:

Und ich erinnerte mich an die Warnungen vor möglichen Terroranschlägen im Radio, im Fernsehen, in den Zeitungen. Ein beklommenes Gefühl beschlich mich. Ich schloss die Haustür auf und ging hinein. Doch kaum war ich im Haus, erklang eine markerschütternde Sirene. Ich erschrak, obwohl es nicht das erste Mal war, dass ich sie hörte. Ich lief zum Küchenfenster und sah zu dem Polizisten hinüber, der nicht sehr glücklich wirkte, und wieder einmal schossen mir die gleichen Gedanken durch den Kopf: „Probealarm! Und das am Abend. Warum? So ein unwichtiges Gebäude will doch niemand bombardieren.“

Doch anscheinend sind da einige Menschen anderer Meinung. Wieder beschlich mich diese unbestimmte Angst. Ich hatte nicht die Befürchtung, dass mir oder jemandem aus meiner Familie etwas geschehen könnte, doch die vage Ahnung, dass es Gründe für solche Schutzmaßnahmen geben muss, war mir nicht geheuer.

In solchen Momenten bleibt mir immer nur die Annahme, dass mir wohl nichts zustoßen wird, solange ich dort wohne – außer dem möglichen Angriff vermeintlicher Terroristen. Schließlich lebe ich in einer Wohnung, die 24 Stunden am Tag von schwer bewaffneten Polizisten bewacht wird.

Paula Leocadia Pleiss, 15 Jahre

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