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Ein junger Mann wartet auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof auf seinen Zug.

© dpa

Verkehr: Bahn unter Druck: Nach der Hitze die Unwetter

Die Probleme der Bahn durch die Hitze sind größer als bisher bekannt. Mit Klimaanlagen in ICE-Zügen gab es erneute Pannen. Der Zugverkehr in NRW war über Stunden wegen Gewittern lahmgelegt.

Berlin - Nachdem es am Wochenende zu einem Totalausfall der Klimaanlagen in mehreren ICE-Zügen gekommen war und in einem Zug mehrere Fahrgäste zusammengebrochen waren, musste am Montag erneut ein ICE auf der Fahrt von Berlin Richtung Köln in Hannover wegen einer defekten Klimaanlage aus dem Verkehr genommen werden. Dabei sei es in Hannover zu chaotischen Verhältnissen im Bahnhof gekommen, berichteten Fahrgäste. Bereits die Fahrt im Zug sei „die Hölle“ gewesen. Die Anlage sei unterwegs kurz nach der Abfahrt ausgefallen. In Hannover habe es kaum Informationen für die gestrandeten Fahrgäste gegeben. Andere Bahnreisende berichteten am Montag, dass Klimaanlagen bereits in den vergangenen Tagen häufig ausgefallen seien.

Chaos löste am Montagnachmittag zudem eine Gewitterfront aus, die den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen fast vollständig zum Erliegen brachte. Züge nach Berlin verspäteten sich zum Teil um mehr als drei Stunden. Sturmböen wüteten auch in Niedersachsen und bescherten den Rettungskräften hunderte Einsätze. Nach Polizeiangaben wurde im niedersächsischen Nordhorn eine 47-Jährige von einem umstürzenden Baum erschlagen. Vielerorts wurden Dächer abgedeckt und Menschen von umherfliegenden Gegenständen verletzt.

Der Ausfall der Technik bei der Bahn beschäftigt nun auch die Politik. Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sagte, er erwarte von der Bahn, dass die Züge „bei minus 40 Grad genauso zuverlässig fahren wie bei plus 40 Grad. Reisen muss komfortabel sein und darf nicht zum Gesundheitsrisiko werden“, sagte Ramsauer, der auch mit Bahn-Chef Rüdiger Grube telefonierte. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) sagte in der „Bild“, sie erwarte, dass sämtliche Züge umgehend überprüft würden. Es sei ein ernster Vorgang, wenn einzelne Fahrgäste sogar gesundheitliche Beeinträchtigungen erlitten. Es müsse alles getan werden, „damit die Züge für die Menschen sicher sind“. Wegen des Zwischenfalls vom Wochenende in Bielefeld, wo ein ICE evakuiert werden musste und mehrere Schüler kollabiert waren, nahm die Bundespolizei Ermittlungen auf. Der Fahrgastverband Pro Bahn befürchtet weitere Probleme mit den ICE-Klimaanlagen. Betroffen sind vor allem die ICE-Züge der zweiten Generation, die vorwiegend zwischen Berlin und Köln eingesetzt werden. Sie sollen, wie bereits zuvor die ICE-1-Züge, demnächst generalüberholt werden. „Vielleicht hätte man damit nicht so lange warten dürfen“, sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Ausfälle gibt es aber auch bei anderen Bauarten. Insider führen die Ausfälle vor allem auf Personalmangel in den Werkstätten zurück; einen Systemfehler schließt Hersteller Siemens aus. Die Bahn verwies darauf, dass das Personal in den Werkstätten aufgestockt worden sei. Die Klimaanlagen würden regelmäßig gewartet.

„Das war und ist fahrlässige Körperverletzung“, erklärte Sabine Leidig, verkehrspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag. Es gehe bei der Deutschen Bahn um mangelhafte Wartung, zu preiswert eingekaufte Technik, oft auch um veraltetes Wagenmaterial. Der Verkehrsexperte der Grünen, Winfried Hermann, forderte von der Bahn „einen gut einstudierten Plan B für Ausnahmesituationen“. Bahnchef Grube hatte im Tagesspiegel angekündigt, das Informationssystem bei Störungen verbessern zu wollen. Der FDP-Fraktionsvize Patrick Döring verlangt Korrekturen beim Service. „Wenn die Klimaanlage ausfällt, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass ausreichend gekühlte Getränke an Bord sind oder eisgekühlte Handtücher verteilt werden, wie das in anderen Ländern üblich ist“, sagte Döring der „Rheinischen Post“. Döring, zugleich Mitglied im Bahn-Aufsichtsrat, forderte eine „lückenlose Überprüfung“ der Wartungshistorie der betroffenen Züge.

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