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Landstraßen sind gefährlicher, als die meisten Fahrer glauben.

© dpa

Verkehr: Gefährliche Landstraßen

Experten warnen vor falschem Sicherheitsgefühl der Verkehrsteilnehmer. Vor allem Baumunfälle werden unterschätzt. Die Gefahr von Wildunfällen ist dagegen nicht so groß, wie vermutet.

Deutschlands Landstraßen bleiben für Verkehrsteilnehmer gefährlich, obwohl die Gesamtzahl der Verkehrstoten weiter rückläufig ist. Im Jahr 2012 kamen nach den vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamts 2152 Menschen bei Verkehrsunfällen auf Landstraßen ums Leben. Insgesamt starben 3606 Menschen auf Autobahnen, Landstraßen und innerstädtischen Verkehrswegen. Damit wurden bundesweit gut 60 Prozent der Verkehrstoten bei Unfällen auf Landstraßen getötet – sowohl auf Autobahnen als auch in den Städten sind die Verkehrsteilnehmer wesentlich sicherer unterwegs als auf dem flachen Land.

Problematisch sei das vor allem deswegen, weil mehr als 90 Prozent der Verkehrsteilnehmer die Landstraße als sicheren Verkehrsweg einschätzen würden, sagt Clemens Klinke, Vorstand bei dem Verkehrsdienstleister Dekra. „Das hohe persönliche Sicherheitsgefühl auf den Landstraßen steht den tatsächlichen Fakten entgegen“, sagte Klinke am Freitag bei der Vorstellung des Verkehrssicherheitsreports, den die Dekra seit 2008 jedes Jahr veröffentlicht.

Ursachen für die vielen Todesfälle auf den Landstraßen seien die vielen verschiedenen Fahrzeuge – vom Fahrrad bis zum Laster –, die mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten auf den Landstraßen unterwegs seien, der schlechte bauliche Zustand vieler Landstraßen und die Enge, die auf den meisten ländlichen Verbindungswegen herrscht. Die meisten Landstraßen sind nur zweispurig ausgebaut und oft durch Gräben oder Bäume auf beiden Seiten begrenzt. Bei den meisten Unfällen würden die Leute von der Straße abkommen – und im Ernstfall biete die Landstraße dann „kaum Fehler zulassenden Raum“, sagt Klinke. Die Enge auf den Landstraßen erkläre auch die vielen Toten, die bei der Kollision mit Bäumen starben. Im Jahr 2011 – aktuellere Zahlen gibt es noch nicht – wurden 714 Menschen in Deutschland auf diese Weise getötet. Trotzdem sehen nur rund zehn Prozent der Verkehrsteilnehmer die Bäume am Straßenrand als potenzielle Gefahr an. Drei Viertel fürchten sich hingegen vor Wildunfällen. Eine weitere typische Fehleinschätzung, denn 2011 starben bundesweit nur zwanzig Menschen bei einem Unfall mit einem Wildtier.

Besonders häufig sind die sogenannten Baumunfälle in Brandenburg, dem Bundesland mit den meisten Alleen. Auf insgesamt 1700 Straßenkilometern säumen Bäume die märkischen Landstraßen. Im letzten Jahr wurden laut Verkehrsunfallbilanz des Landes Brandenburg auf den Landstraßen rings um Berlin bei 2085 Unfällen mehr als 3000 Menschen verletzt, 89 wurden getötet. Während die Baumunfälle nur etwa 2,5 Prozent der Verkehrsunfälle in Brandenburg ausmachen, sind sie für rund 40 Prozent der Verkehrstoten verantwortlich. „Das Fahren in Alleen ist gefährlich. Wir appellieren an die Fahrer, besonders vorsichtig zu sein“, sagte Lothar Wiegand, Sprecher in Brandenburgs Ministerium für Infrastruktur.

Mit begrenztem Erfolg: In Relation zur Gesamtbevölkerung sterben in Brandenburg immer noch rund ein Drittel mehr Menschen im Verkehr als im Rest von Deutschland. Während in Brandenburg 75 Verkehrstote pro Million Einwohner zu beklagen sind, sind es in ganz Deutschland nur 49. Timo Kather

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