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Vogelgrippe: 30.000 Tiere werden gekeult

Nach dem ersten Ausbruch der Vogelgrippe auf einem Geflügelhof in Deutschland werden 30.000 Nutztiere vorsorglich getötet.

Dresden/Riems/Berlin - Außer 16.000 Puten, Gänsen und Hühnern der befallenen Geflügelzucht in Sachsen sind 14.000 Tiere aus rund 90 Betrieben in der Drei-Kilometer-Sperrzone um den Seuchenherd betroffen. Die Keulung ordnete der sächsische Krisenstab in Dresden am Donnerstag an. Die Tierseuche hat unterdessen auch Großbritannien erreicht. Bei einem in Schottland verendetet Schwan wurde das Virus H5N1 nachgewiesen.

Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) rechnet mit einer jahrelangen Belastung durch die Vogelgrippe. «Wir müssen uns darauf einstellen, noch lange Zeit, möglicherweise auch Jahre mit dieser Herausforderung leben zu müssen», sagte der Minister nach der Sitzung des Nationalen Krisenstabs in Berlin.

Die deutsche Geflügelwirtschaft fürchtet ernste Konsequenzen. «Die Branche ist zutiefst besorgt und nervös», sagte Thomas Janning vom Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft in einem dpa- Gespräch. Die bisherigen Umsatzeinbußen lägen bei rund 150 Millionen Euro «mit klarer Tendenz nach oben».

Zurückhaltender äußerte sich der Vorsitzende des niedersächsischen Geflügelwirtschaftsverbandes, Wilhelm Hoffrogge. Zumindest bei den Absatzmengen von Eiern und Geflügelfleisch rechnet er nicht mit Einbußen. «Mittlerweile wissen die Verbraucher, dass der Verzehr vollkommen ungefährlich ist», sagte Hoffrogge in Hannover. Allerdings seien die Preise durch die Vogelgrippe gesunken. Niedersachsen ist Deutschlands Geflügelland Nummer eins. Über eine Verlängerung der Stallpflicht will Seehofer erst in der letzten April-Woche entscheiden.

Das Friedrich-Loeffler-Institut auf der Ostseeinsel Riems bestätigte unterdessen, dass es sich bei dem in Sachsen gefundenen Erreger um die hochgefährliche Asia-Variante des H5N1-Virus handelt, die auch bei anderen Vogelgrippefunden in Deutschland nachgewiesen worden war. Seehofer vermutete, das Vogelgrippevirus sei durch Wildvögel in die sächsische Gänsezucht Wermsdorf Eskildsen bei Leipzig eingeschleppt worden.

Suche nach Erreger-Quelle auf Hochtouren

Die Suche nach der Ursache des Ausbruchs auf dem Geflügelhof lief auf Hochtouren. «Es kommt darauf an, die Quelle, aus der die Infektion erfolgt ist, zu identifizieren und nach Möglichkeit lückenlos die Betriebe zu erfassen, in denen ein Seuchengeschehen dadurch noch ausgelöst worden sein könnte», sagte Agrarstaatssekretär Gert Lindemann der Hörfunkagentur dpa/Rufa. Die Verbraucher seien derzeit jedoch nicht betroffen.

Das Virus war bei dem sächsischen Geflügelhof in einem Putenstall mit 1400 Tieren aufgetreten und am Mittwoch nachgewiesen worden. Bis zum Donnerstagabend sollte die Tötung der 16 000 Wermsdorfer Tiere abgeschlossen sein. Die Kadaver würden anschließend in einer Tierkörper-Beseitigungsanlage vernichtet.

Fleisch, dass in den vergangenen zwei Wochen den von der Geflügelpest betroffenen Schlachthof in Mutzschen bei Leipzig verlassen hat, werde zurückgeholt, erklärte der sächsische Krisenstab. Die Vorsichtsmaßnahme betreffe rund fünf Tonnen Geflügelfleisch. Die Liste der Abnehmer werde noch ermittelt.

Geflügelzuchtbetreiber Lorenz Eskildsen erwartet einen Millionenschaden, will aber am sächsischen Standort festhalten. «Der genaue Schaden ist noch nicht bezifferbar, aber eine Million Euro wird dafür nicht reichen», sagte er in einem dpa-Gespräch. «Ich habe die Vision, dass es hier weiter geht. Wir werden das schaffen.»

Trotz der Vogelgrippe dürfen Deutschlands Geflügelzüchter ihre Erzeugnisse weiter wie gewohnt exportieren. Ein generelles Ausfuhrverbot sei nicht in Sicht, sagte EU-Kommissionssprecher Philip Tod der dpa in Brüssel. Lediglich der Handel mit Tieren aus einem festgelegten Umkreis um den Seuchenherd sei nach den EU-Regeln vorläufig verboten.

In Ägypten starb eine junge Frau an einer H5N1-Infektion, sie ist die dritte Vogelgrippetote in dem Land. Genau wie bei den beiden ersten Ägypterinnen, die an der Vogelgrippe gestorben waren, lebten auch bei dieser Frau Vögel im Haus. Weltweit hat die Weltgesundheitsorganisation 191 Vogelgrippe-Infektionen bei Menschen registriert, 108 der Patienten sind bislang gestorben. (tso/dpa)

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