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Panorama: Von der Ursache keine Spur

Salmonellen-Infektion in Fuldaer Klinikum: Bereits acht Menschen sind gestorben und 242 infiziert

Einen großen Medienansturm erlebt das idyllische Fulda in Osthessen üblicherweise nur einmal im Jahr – dann nämlich, wenn sich die katholischen Bischöfe Ende September am Bonifatius-Grab treffen. Für ein ähnliches Gedränge unter Kameraleuten und Fotografen sorgen derzeit weniger erfreuliche Ereignisse im Klinikum Fulda. Das 950-Betten-Haus kämpft mit einer nicht enden wollenden Salmonellen-Epidemie. Die Quelle der Erreger ist bis heute nicht gefunden. Alle Proben in der Klinikküche, dem zunächst wahrscheinlichsten Salmonellen-Herd, waren negativ.

Seit Wochenbeginn berichtet die Klinikspitze von täglich wachsenden Zahlen infizierter Menschen – gestern kamen zwei Patienten und sechs Mitarbeiter hinzu. Damit steigt die Zahl der Infizierten auf 242, davon 23 im Altenheim Heilig Geist, das von der Klinikküche mit Essen versorgt wurde. Betroffen von der Epidemie sind 136 Patienten, 83 Mitarbeiter des Krankenhauses sowie die 23 Senioren des Altenheims.

In dem Altenheim starb gestern eine zweite Seniorin an Salmonellen, im Klinikum kam eine dritte Frau „in mittelbarem Zusammenhang mit der Salmonellen-Infektion“ ums Leben, wie der ärztliche Direktor Dr. Achim Hellinger einräumt. Bei weiteren fünf Menschen, die in den vergangenen Tagen in dem städtischen Klinikum verstarben, wurden Salmonellen nachgewiesen. Die Infektion sei aber nicht todesursächlich gewesen, versichert Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller (CDU). „Die Patienten sind mit Salmonellen verstorben, aber nicht an Salmonellen“, betont er.

„Der Umfang und die Art der Salmonellen-Ausbreitung ist absolut ungewöhnlich und in dieser Form bundesweit einmalig“, sagte Dr. Stefan Kortüm, Chef des Fuldaer Kreisgesundheitsamtes. Von Ende April bis zum 7. Mai hatte es 100 Salmonellen-Kranke gegeben. Danach traten keine Infektionen mehr auf – bis am Sonntag schlagartig eine zweite Salmonellen-Welle begann. Allerdings hätten sich einige Patienten nicht im Klinikum Fulda mit den Bakterien angesteckt. Außerdem leiden fünf weitere Patienten, darunter ein Kind, sowie vier Mitarbeiter des Klinikums an einer Durchfallerkrankung, die möglicherweise nicht auf Salmonellen zurückzuführen ist. Sie werden auf zwei Stationen isoliert behandelt.

Auch wenn die Ursache der Erkrankungen weiter unklar ist, entschied die Klinikleitung, die Küche stillzulegen und alle Patienten sowie die Bewohner des Altenheims ab sofort von einem Nürnberger Lieferanten von Fertiggerichten versorgen zu lassen. Mit der Trinkwasserversorgung wurde das Rote Kreuz beauftragt. Die zwei hauptbetroffenen Stationen wurden komplett geräumt, ihre Einrichtung wird untersucht und eingelagert. Die 15 Mitarbeiter des Kreisgesundheitsamts haben weiterhin vor allem Lebensmittel als Salmonellen-Quelle im Visier. Unterstützt werden sie jetzt von fünf Experten des Hessischen Landesuntersuchungsamts und drei Fachleuten des Robert-Koch-Instituts aus Wernigerode. Wegen der Todesfälle hat die Staatsanwaltschaft Fulda Vorermittlungen eingeleitet. Claus-Dieter Schad, Vorstandsvorsitzender der Klinikum AG, befürchtet, dass die Epidemie dem Ruf seines Klinikums in Zukunft noch lange schaden könnte. „Die Schlagzeilen jetzt sind ruinös.“

Volker Nies[Fulda]

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