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Update

Vor Europameisterschaft: Nach Bombenanschlägen: UEFA beobachtet Lage in Ukraine

Nach den Bombenanschlägen in der ukrainischen Stadt Dnjepropetrowsk sieht die Europäische Fußball-Union UEFA keine unmittelbare Veranlassung zu neuen EM-Sicherheitsmaßnahmen. Die Situation in der Ukraine werde „beobachtet“.

„Es ist zu früh, etwas zu sagen“, hieß es am Freitag aus der Verbandszentrale im schweizerischen Nyon. Die Industriestadt ist bei der Fußball-EM vom 8. Juni bis 1. Juli kein Spielort. Eine konkrete Bewertung der Lage wollte die UEFA kurz nach den Anschlägen nicht abgeben.

Die UEFA war in den vergangenen Tagen durch die politische Situation im EM-Co-Gastgeberland in die Kritik geraten. Die frühere Ministerpräsidentin Julia Timoschenko sitzt im Spielort Charkow in Haft. Sie gilt als Opfer politischer Rachejustiz im Auftrag des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch.

Eine Serie von Bombenexplosionen hat am Freitag die ukrainische Stadt Dnjepropetrowsk erschüttert. Nach Angaben des Ministeriums für Notfallsituationen wurden dabei mindestens 27 Menschen verletzt, darunter neun Kinder. Die Sprengkörper seien an belebten Plätzen der Industriestadt Dnjepropetrowsk rund 400 Kilometer südöstlich von Kiew detoniert. Das sagte ein Polizeisprecher am Freitag nach Angaben örtlicher Medien.

Dnjepropetrowsk ist die Heimatstadt der inhaftierten Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko, deren Fall seit geraumer Zeit für Aufsehen sorgt.

Die vier Explosionen ereigneten sich den Angaben zufolge kurz nacheinander. Die Zahl der Verletzten bezog sich auf die drei ersten Explosionen, zur vierten lagen zunächst keine näheren Angaben vor. Wie eine Ministeriumssprecherin sagte, wurde die erste Explosion durch einen Sprengsatz ausgelöst, der in einem Papierkorb nahe einer Straßenbahnhaltestelle deponiert worden sei. Die zweite Explosion ereignete sich demnach in der Nähe eines Kinos, die dritte auf einer belebten Straße.

Bei Explosionen in der ukrainischen Industriestadt Dnjepropetrowsk sind mindestens zwölf Menschen verletzt worden.
Bei Explosionen in der ukrainischen Industriestadt Dnjepropetrowsk sind mindestens zwölf Menschen verletzt worden.

© von Google-Maps: Tsp

Augenzeugen berichteten auf Internetseiten von Panik und tumultartigen Szenen in der viertgrößten Stadt des Landes. Der Hintergrund der Bombenserie war zunächst unklar. Innenminister Vitali Sachartschenko machte sich von Kiew aus auf den Weg nach Dnjepropetrowsk.

Der ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch hat die Anschläge in Dnipropetrowsk als Herausforderung des Staates bezeichnet. “Wir werden über eine entsprechende Reaktion darauf nachdenken“, sagte er. Die Staatsanwaltschaft von Dnjepropetrowsk leitete Ermittlungen wegen eines möglichen Terroranschlags ein, wie eine Sprecherin der Behörde der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Timoschenkos Fall sorgt seit geraumer Zeit für Aufsehen

Dnjepropetrowsk ist die Heimatstadt von Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko . Die Führung in Kiew sorgt wegen ihres Umgangs mit der schwer erkrankten Politikerin seit geraumer Zeit für Negativschlagzeilen. Timoschenko leidet seit Monaten unter starken Rückenschmerzen und war aus Protest gegen ihre Haftbedingungen vor einer Woche in einen Hungerstreik getreten.

Die 51-Jährige beschuldigt die Behörden, sie unter Gewaltanwendung vorübergehend aus dem Gefängnis in Charkiw in ein Krankenhaus verlegt zu haben. Der Führung um ihren Erzrivalen Janukowitsch wirft die Heldin der Orangenen Revolution von 2004 vor, sie durch einen politisch motivierten Prozesse hinter Gitter gebracht zu haben.

Die Ex-Regierungschefin verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs. Deutschland hatte die Aufnahme Timoschenkos zur medizinischen Behandlung angeboten. Ärzte der Berliner Charité stellten am Freitag ein Gutachten zum Fall Timoschenko vor.

Die Ukraine ist im Juni zusammen mit Polen Gastgeber der Fußball-Europameisterschaft. Dnjepropetrowsk ist allerdings kein Austragungsort bei dem Sportereignis. Angesichts der Situation Timoschenkos gab es bereits Aufrufe zum Boykott des Sportereignisses. Bundespräsident Joachim Gauck sagte in dieser Woche eine geplante Reise in die Ukraine ab. (dpa)

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