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„Schlechteste Saison seit Jahren.“ Ski- und Snowboardfahrer am Fichtelberg in Oberwiesenthal.

© dpa

Warten auf den Winter: Ein Brocken Schnee

Berliner müssen Stunden fahren, wenn sie ein Skigebiet erreichen wollen – immerhin wird es kälter.

Für jedes Wetter findet sich eine passende Bauernregel. Die folgende passt derzeit am besten: „Ist der September lind, wird der Winter nur ein Kind.“ Der vergangene September war tatsächlich sehr warm und sonnenreich. Für die Wintersportfreunde in der Region um Berlin ist diese Erklärung nur ein schwacher Trost. Konnten sie im vergangenen Jahr noch vor ihrer Haustür gleich ins Vergnügen starten oder im Harz und im Erzgebirge die Hänge hinunterwedeln, so kommen sie derzeit nicht um eine längere Fahrt herum, wenn sie sichere Schneegebiete erreichen wollen. Selbst die traditionell von vielen Berlinern und Brandenburgern gern für einen Tages- oder Wochenendausflug aufgesuchten Wintersportgebiete im Harz oder im Erzgebirge melden derzeit nur „eingeschränkte Schneeverhältnisse“. Im Osterzgebirge südöstlich von Dresden, wo am Elbufer die Zierkirschen schon blühen, sprechen einige Liftbetreiber und Hoteliers jetzt schon von „der schlechtesten Saison seit Jahren“.

So weit wollen die Betriebe in Schierke unterhalb des Brockens noch nicht gehen. Man habe im November und Dezember dank vieler klarer Tage eine gute Auslastung der Hotels verzeichnet, hieß es aus der Stadtverwaltung. Ohnehin könne man mitten in der Saison noch keine Bilanz ziehen. Im Harz verweist man gern auf eine langjährige Erfahrung: „Milde und trockene Wetterphasen verlängern nur den Winter mit Schnee bis in den März.“

Derzeit liegen in Schierke 40 und auf dem Brocken anderthalb Meter Schnee. Die reichen für anspruchsvolle Wanderungen zu Fuß oder mit Skiern durchaus. Allerdings dämpft die Touristeninformation etwas die Euphorie. „Bei uns ist es zur Zeit sehr stürmisch, so dass der Aufenthalt im Freien schon einiges abverlangt“, sagt die Sprecherin. Tatsächlich fegte der Sturm am Freitag mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde über den Brockengipfel, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte. Für den heutigen Sonnabend wird eine Abschwächung auf 68 km/h vorausgesagt. Das macht der Schmalspurbahn nichts aus, die noch Anfang Januar wegen im Sturm umgestürzter Bäume pausieren musste. Gestern dampften die Züge auf den Gipfel, wenn auch im dichten Nebel.

Um die Sicht war es auch in den höheren Lagen Sachsens nicht so gut bestellt. Dafür hatte Doreen Burgold vom Tourismusverband Erzgebirge bessere Nachrichten: „Es schneit endlich in Annaberg-Buchholz und auch die Temperatur ist in den Minusbereich gefallen.“ Deshalb könnten nun auch die zahlreichen Beschneiungsanlagen in Betrieb gehen. Dennoch muss man schon hoch hinaus, um den Wintersport zu genießen. Das 868 Meter hoch gelegene Johanngeorgenstadt meldete 25 Zentimeter festgefahrenen Schnee.

Auf dem Fichtelberg dagegen, mit 1215 Metern immerhin der höchste Berg Sachsens, waren die Kabinen der Seilbahn gut besetzt. Bei leichtem Nebel tummelten sich Abfahrtsläufer bei minus 2 Grad Celsius auf einer rund 60 Zentimeter hohen Schneedecke. Mindestens bis Mitte nächster Woche soll es erst einmal leicht frostig bleiben.

Zufrieden mit dem Wetter sind auf jeden Fall die etwa 1500 Biker, die heute aus halb Europa die Augustusburg bei Chemnitz ansteuern. Im Vorjahr war das traditionelle Wintertreffen mit Lagerfeuer, Ersatzteilmarkt und Rundfahrten durchs Dorf erstmals seit vielen Jahrzehnten buchstäblich im Schnee versunken.

Das Hoch „Bertram“ kühlt Deutschland in den nächsten Tagen auf normalen Januar-Frost herunter, aber so richtig winterlich wird es nicht. Tagsüber pendeln sich die Werte um den Gefrierpunkt ein, nachts herrscht überall Frost mit Tiefstwerten um minus fünf Grad. „Das ist in etwa normales Januar-Niveau“, sagte Meteorologe Bernd Zeuschner vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach am Freitag. Etwas milder bleibt es nur im Norden. Aber Schnee wird es im Flachland so schnell keinen geben.

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