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Panorama: Was hatte die El-Al-Maschine geladen?

Bei der Untersuchung des Flugzeugabsturzes im Oktober 1992 sind immer noch viele Fragen ungeklärtVON THOMAS ROSER UTRECHT.Das Rätselraten um den Absturz einer israelischen El-Al-Frachtmaschine im Oktober 1992 in der Amsterdamer Satellitenstadt Bijlmermeer hält an.

Bei der Untersuchung des Flugzeugabsturzes im Oktober 1992 sind immer noch viele Fragen ungeklärtVON THOMAS ROSER UTRECHT.Das Rätselraten um den Absturz einer israelischen El-Al-Frachtmaschine im Oktober 1992 in der Amsterdamer Satellitenstadt Bijlmermeer hält an.43 Menschen starben, als sich das Transportflugzeug in einen Wohnblock bohrte.Die Ursache für merkwürdige Gesundheitsbeschwerden von Anwohnern, Feuerwehrleuten und Sanitätern konnte bis heute nicht aufgeklärt werden.Der Grund: Noch immer ist unklar, welche Fracht die Maschine damals geladen hatte. Der Flugschreiber wurde nie gefunden, die Frachtbriefe nur teilweise aufgetrieben.Sicher ist, daß die Ladung auch Militärgüter umfasste.Wahrscheinlich wurde beim Absturz schwach radioaktives Uran freigesetzt, das sich als Stabilisator im Heck befand. Lange hatte die niederländische Regierung Gesundheitsbeschwerden von Anwohnern herunter gespielt.Doch die nahenden Parlamentswahlen, neue Zeugenaussagen und eine Untersuchung, die eine erhöhte Uran-Konzentration bei Anwohnern nachwies, haben frischen Wind in die festgefahrene Untersuchung gebracht.Verkehrsministerium Annemarie Jorritsma hat angekündigt, beim Besuch ihres israelischen Amtskollegen Shaul Yahalom in Den Haag am kommenden Dienstag auf die "Dringlichkeit" der Klärung hinzuweisen. Nach dem Absturz hatten Augenzeugen von "Männern in weißen Mondanzügen" berichtet, die einem Helikopter entstiegen seien und mit starken Taschenlampen Wrackteile untersucht hätten.In einem Untersuchungsbericht kam die Landespolizei in dieser Woche zu dem Schluß, daß die Gestalten niederländische Helfer und keine Israelis gewesen seien.Doch Feuerwehr, Sanitäter und Anwohner widersprechen dieser Darstellung."Unsere Leute haben an der Unglücksstelle Männer in weißer Kleidung gesehen, die nicht vom Roten Kreuzes waren", stellte ein Sprecher der Feuerwehr gegenüber dem "Algemeen Dagblad" klar. Genauso seltsam wie der Verbleib der Frachtbriefe ist auch das Verschwinden der Radaraufzeichnungen über Helikopterflüge im Amsterdamer Luftraum in der Unglücksnacht.Unklar ist zudem, welche Ladung das Luftfrachtunternehmen UPS einen Tag nach dem Unglück für El Al von Shiphol nach Tel Aviv verfrachtete.UPS und El Al zufolge handelte es sich um einen "regulären" Flug, der kein gefährliches Material an Bord hatte.Das Algemeen Dagblad zitiert indes einen namentlich nicht genannten Experten von KLM, der eine "schnelle Aufklärungaktion" der El Al nach dem Absturz nicht ausschließt: "Es ist möglich, daß ein Team von Israelis direkt nach dem Absturz entsandt wurde, um zu schauen, ob bestimmte Frachtteile aus Staatsinteresse geborgen werden mußten." Auf Drängen des Parlaments hat Gesundheitsministerin Els Borst-Ellers Anfang April eine neue Untersuchung über Gesundheitsbeschwerden von Anwohnern angekündigt.Die Amsterdamer Universitätsklinik will sich vorläufig aber auf eine Inventarisierung der gemeldeten Krankheitsfälle beschränken.Eine umfassende Untersuchung mache keinen Sinn, solange nicht bekannt sei, welche Ladung sich an Bord der Unglücksmaschine befand, erklärt ein Kliniksprecher: "Dies würde der Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleichkommen."

THOMAS ROSER

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