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Panorama: Wassersport als Tourismus-Faktor erkannt - Bundesverkehrsministerium prüft neue Charter-Verordnung

Auf Brandenburgs knapp 8000 Kilometer langen Wasserstraßen und den etwa 3000 Seen soll der Wassertourismus nach Wunsch der Landesregierung als Wirtschaftszweig florieren. Mit Beginn der kommenden Wassersportsaison kann man aller Voraussicht nach auf bestimmten Bundeswasserstraßen Motorboote auch ohne Führerschein chartern.

Auf Brandenburgs knapp 8000 Kilometer langen Wasserstraßen und den etwa 3000 Seen soll der Wassertourismus nach Wunsch der Landesregierung als Wirtschaftszweig florieren. Mit Beginn der kommenden Wassersportsaison kann man aller Voraussicht nach auf bestimmten Bundeswasserstraßen Motorboote auch ohne Führerschein chartern. Dies sieht eine geplante Verordnung des Bundesverkehrsministeriums vor, wie Pressesprecher Volker Mattern gestern bestätigte. Die neue Verordnung wird derzeit noch im Justizministerium geprüft und vermutlich zum 1. April erlassen. Hausboot-Vermieter haben bereits entsprechende Charterverträge mit Kunden abgeschlossen.

Die führerscheinfreie Fahrt soll dann vor allem auf Binnenschifffahrtsstraßen und Seen im Norden Brandenburgs sowie in Mecklenburg-Vorpommern möglich sein, etwa auf der Müritz-Elde-Wasserstraße, der Stör-Wasserstraße, der Müritz-Havel- und der Obere-Havel-Wasserstraße sowie der Saar. Die Motorboote dürfen indes nicht länger als 13 Meter und nicht schneller als 12 Kilometer pro Stunde sein.

Die Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK) begrüßt die kommende Lockerung bei der Führerscheinpflicht. "Das ist ein Pluspunkt für den Fremdenverkehr auch in Berlin", sagte Pressereferent Thomas Ebelt. Die IHK wisse von zahlreichen Anfragen von Touristen, die die führerscheinfreie Fahrt aus ihrer Heimat gewohnt sind. Bevor sich Charterkunden auf Tour begeben, müssen sie - so die Planung - zunächst drei Stunden in Theorie und Praxis des Motorbootfahrens eingeführt werden.

Was hält die Wasserschutzpolizei vom Charterschein? "Wir werden das mit wachen Augen beobachten", sagt Günter Neue von der Lagedienst-Leitstelle im Präsidium der Brandenburger Wasserschutzpolizei. Bislang gebe es keine größeren Probleme mit Motorbootfahrern. Die Polizei werde darauf achten, dass die Motoren der Charterschiffe auch wirklich gedrosselt werden.

"Unsere Hausboote fahren nicht schneller als zwölf Stundenkilometer", sagte Eva Irina Mühleck von der "Kuhnle Tours" auf Anfrage. Frau Mühleck verweist auf "die positiven Erfahrungen mit führerscheinfreiem Chartern etwa in Irland". Etwa die Hälfte der Kuhnle-Kunden kommen aus Deutschland, die übrigen 50 Prozent stammen überwiegend aus dem deutschsprachigen Ausland. Für die nächste Saison haben bereits zahlreiche Kunden vorbestellt - rund zehn Prozent von ihnen besitzen keinen Führerschein.

Damit künftig mehr Touristen in Haus- und Segelbooten, Kajaks und Kanadiern auf die brandenburgischen Gewässer kommen, muss Wassersport-Fachleuten zufolge noch einiges getan werden. Dies wurde auch während eines Expertengesprächs mit Bundes-Verkehrsstaatssekretär Siegfried Scheffler während der Berliner Freizeitmesse deutlich. Es mangelt an Warteplätzen, Anlegestellen, Tankstellen und Pensionen mit Steg. Die Landesregierung fördert deshalb zum Beispiel den Aufbau von Rastplätzen an den Haupt-Wasserwegen, ein Enwicklungsplan weist 150 wassernahe Orte aus, an denen Jachthäfen, Ver- und Entsorgungseinrichtungen entstehen sollen. In welch kleinen Schritten die Schifffahrtsstraßen für Wassersportler ausgebaut werden, zeigt sich bei den Warteplätzen vor Schleusen. Die Schifffahrtsdirektion Ost hat nach Angaben von Diplomingenieur Gerhard Blaut den Zustand aller 71 Schleusen auf Bundeswasserstraßen im Land überprüft und einen Maßstab entwickelt, wie der optimale Warteplatz davor auszusehen hat. Noch sei die Ausstattung "sehr unterschiedlich". Nun liege es an den Schifffahrtsämtern, die Schleusen nach und nach auszustatten.

Bootstankstellen gebe es auch zu wenige, sagte Günter Lucke vom brandenburgischen Landessportbund. Im Westen Berlins existieren noch zwei davon, im Märkischen älteren Angaben zufolge 16. Im Gespräch mit Fachleuten wurde klar, dass der Bau solcher Tankstellen sich kaum rentiert. Als Ausweg wurden Schlauchverbindungen von nahe dem Wasser liegenden Straßentankstellen genannt.

Eine gute Nachricht hatte Scheffler noch: Vom ersten April an werde der Teltowkanal zwischen Dahme und Britzer Zweigkanal für Binnenschiffe und Sportboote befahrbar sein. Köpenick und Treptow würden davon profitieren, da damit östliche und westliche Wassersportreviere miteinander verbunden seien. Nachlesen lassen sich Neuigkeiten dieser Art auf der Internetseite der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung mit dem Infosystem Elwis: www.bmvbw.de.

Tobias Arbinger, Annette Kögel

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