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Panorama: Weggeschlossen – und zwar für immer

Der Kindermörder Marc Hoffmann ist zu lebenslanger Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden

Er ist schuldig – nicht krank. So hat das Landgericht Stade über Marc Hoffmann geurteilt, den Mörder von Levke und Felix. Die fünf Richter verfügten am Mittwoch das Härteste, was das deutsche Strafrecht zu bieten hat: Sie verurteilten den 31-Jährigen zu lebenslanger Haft, stellten die besondere Schwere der Schuld fest und verhängten eine sich der Haft anschließende Sicherungsverwahrung.

„Der Angeklagte ist für die Allgemeinheit gefährlich“, begründete der Vorsitzende Richter Berend Appelkamp die allseits erwartete Entscheidung. Während sich Zuschauer im Saal dafür mit kurzem Beifall bedankten, sank Marc Hoffmann, der sonst keine Regung zeigte, auf seinem Stuhl in sich zusammen.

Der 31 Jahre alte arbeitslose Installateur, so sagen die Richter, trägt die volle Schuld am Tod der beiden achtjährigen Kinder. Am 6. Mai vergangenen Jahres hat der Bremerhavener mittags Levke vor ihrem Elternhaus in Cuxhaven missbraucht und mit einem Kabelbinder erstickt. Felix entführte Hoffmann am Nachmittag des 31. Oktober, als der Junge vom Spielen nach Hause radelte. Beide Kindern lockte er mit dem Vorwand, ihren Eltern sei etwas Schlimmes passiert. Auch an dem Jungen verging sich der Mann, danach erwürgte er ihn mit bloßen Händen.

„Der Angeklagte hat die Kinder ermordet, damit sie nicht vom sexuellen Missbrauch berichten“, sagten die Richter, und tatsächlich hatte Hoffmann es so auch dem Gutachter erzählt. Das ist Mord zur Verdeckung einer Straftrat. Dies kann nur mit lebenslanger Haft bestraft werden.

Der Angeklagte mit den zurückgekämmten, schmierig wirkenden Haaren hat an allen neun Prozesstagen gar nichts gesagt. Selbst auf das „letzte Wort“ hat er kopfschüttelnd verzichtet. Nur über seine Verteidiger ließ Hoffmann ein Geständnis verlesen, nur indirekt über sie bekundete er „Entsetzen“ über die eigenen Taten.

Er ließ mitteilen, er wünsche sich eine Therapie. Spätestens in drei Jahren zur Einschulung seiner zweiten Tochter, so hatte er zuvor dem Gutachter zu verstehen gegeben, hoffe er wieder in Freiheit zu sein.

Dazu wird es nicht kommen. Mit Norbert Leygraf, dem renommierten Psychiatrie-Professor aus Essen, hat Marc Hoffmann während der Untersuchungshaft sogar 13 Stunden lang geredet. Der Gutachter fand heraus, dass Hoffmann nicht pädophil ist, kein Sadist, kein schwer seelisch Kranker. Auffällig allerdings sei sein Mangel an Mitgefühl. Kinder habe der kontaktscheue und durchsetzungsschwache Täter als Opfer gewählt, weil sie sich problemloser fügten. Da die Richter den Angeklagten für voll schuldfähig erklärten, scheiterten die Anwälte mit dem Antrag, ihren Mandanten statt ins Gefängnis in die Psychiatrie einzuweisen.

Gabriele Schulte[Stade]

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