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Schon im September sind die Regale mit Lebkuchen und Spekulatius gefüllt.

© dpa

Weihnacht: Der Reiz der Verbote

Zimtsterne und Lebkuchen schon im September? Ein Drittel ist für ein gesetzliches Verbot, ergab eine Umfrage. Verbote sind verpönt in letzter Zeit. Zu Recht?

Von Andreas Oswald

Der Kapitalismus hat einen großen Nachteil. Jeder bekommt das, was er will. Es gibt noch einen zweiten Nachteil. Jeder bekommt, was er nicht will. Fast jeder stutzte in den letzten beiden Wochen, als er mitten im gefühlten Hochsommer im Supermarkt auf prall gefüllte Lebkuchenregale stieß. Stoßen die jetzt die Reste vom letzten Mal ab, bevor es demnächst wieder losgeht, mag sich mancher gefragt haben. Nein, wir sind schon wieder mittendrin. Wobei niemand der frühen Einstimmung auf Weihnachten entkommen kann. Denn wer jetzt nicht kauft, steht am Ende leer da. Das weiß jeder, der einmal versucht hat, fünf Tage vor Weihnachten Zimtsterne von Bahlsen zu kaufen. Alles weg. Bleiben nur die teuren Zimtsterne, 50 Gramm 8 Euro 50. Warum ist der Kapitalismus nicht in der Lage, die Menschen jederzeit mit ausreichend Zimtsternen zu versorgen?

Aber im Moment stellt sich diese Frage noch nicht. Dafür stellt sich eine andere. Müssen wir jetzt schon mit Weihnachten traktiert werden? Ein Drittel der Deutschen ist dafür, gesetzlich festzulegen, ab wann das Weihnachtsgeschäft anfängt. Verbote sind derzeit eigentlich nicht so angesagt, seit die Grünen die Öffentlichkeit mit ihren Verboten gegen sich aufgebracht haben. Diejenigen, die diesmal für ein Verbot sind, sind aber wohl eher andere. Sie wollen nicht, dass ihre Weihnachtsgefühle schon im Spätsommer angerührt werden, weil sie das als pietätlos empfinden. Verbote sind nicht gleich Verbote. Die Grünen wollten mit ihren Verboten aus Sündern gute Menschen machen, aber wer will schon zu einem guten Menschen gemacht werden. Hier geht es darum, dass gute Menschen in Ruhe gelassen werden wollen von den Anmaßungen, die eine freie Wirtschaft mit sich bringen kann. Die ist jetzt bestimmt schon mit den Osterhasen beschäftigt.

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