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Grünzeug im Weißen Haus

© AP/dapd

Weißes Haus: Da hat Obama den Salat

Der Präsidentensitz in Washington öffnet seinen Garten ein Wochenende lang zur Besichtigung. Auch Spinat und Erbsen werden angebaut.

Die ersten Wochen des Frühjahrs waren ungewöhnlich warm in Washington. Die Natur ist diesmal weit fortgeschritten, als das Weiße Haus seine Gärten öffnet. Die farbenfrohen Azaleen sind auf dem Höhepunkt ihrer Blüte, die Tulpen haben sie bereits hinter sich.

Rund um das Weiße Haus erstreckt sich die älteste, kontinuierlich gepflegte Gartenanlage der USA. Sie nimmt die Fläche von sechs mal vier Straßenblocks ein. Aus Rücksicht auf die Sicherheit des Präsidenten haben gewöhnliche Sterbliche sonst keinen Zutritt. Im Frühjahr und im Herbst öffnen die Bewohner den Garten an einem Wochenende zur Besichtigung, um zu zeigen, dass die Regierungszentrale ein „Haus des Volkes“ sei. Lang sind die Schlangen, um ein Ticket zu ergattern und ebenso bei der Sicherheitskontrolle. „Vielleicht siehst du gleich Sasha oder Malia“, machen Eltern ungeduldig erwartungsvollen Kindern Hoffnung auf eine Begegnung mit den Obama-Töchtern.

First Lady Michelle Obama begrüßt ihre Gäste – zwar nicht persönlich, aber mit warmherzigen Worten in einer bebilderten Broschüre zur Geschichte des Gartens. John Adams, der zweite Präsident und erste Bewohner des damals erbauten Weißen Hauses, bat 1800 um die Anlage von Gemüsebeeten. Unter Thomas Jefferson und John Quincy Adams kamen mehr als tausend Pflanzen hinzu. Vor vielen Bäumen zeigen Fototafeln, wer sie wann gepflanzt hat: zum Beispiel Queen Elizabeth und George Bush senior eine Linde 1991. Vor der gerundeten Balkonfront der Südfassade blühen im Juni die 1830 unter Andrew Jackson gepflanzten „Southern Magnolia“. In ihrem Schatten lud Präsident Obama im Sommer 2009 zum „Biergipfel“, um den Streit zwischen dem schwarzen Harvard-Professor Henry Gates und dem weißen Polizisten James Crowley zu schlichten, der damals Amerika erregte. Passanten hatten die Polizei gerufen, weil sie einen Einbruch in Gates’ Haus in Boston zu beobachten glaubten. Tatsächlich war es der Professor selbst, der sich mithilfe eines ebenfalls schwarzen Taxifahrers mit Wucht gegen die klemmende Eingangstür warf – und sich später über mutmaßliche rassistische Vorurteile erboste, als Crowley erschien und Gates aufforderte, sich auszuweisen, um zu belegen, dass dies sein Haus sei.

Die Obamas sind nicht zu sehen. Sie verbringen solche Wochenenden auf dem Landsitz in Camp David. Auf dem Balkon vor ihren Privaträumen im obersten Stock sind Liegestühle auszumachen. Von dort öffnet sich ein majestätischer Blick über die kreisrunde Südwiese, die auch als Hubschrauberlandeplatz dient, und den Springbrunnen, dessen Wasser am St. Patrick Day zu Ehren der Iren grün gefärbt wurde, auf das Washington Monument und das Jefferson Memorial.

Auf der Westseite des Weißen Hauses werden die Kinder plötzlich lebendig. Sie schenken weder dem Rosengarten noch dem Oval Office Aufmerksamkeit, sondern dem Foto, das die Kennedy-Tochter Caroline auf einem Pony zeigt. Es folgt der Spielplatz mit Klettergerüst für die Präsidentenkinder. Zwischen den Bäumen dahinter ist das Sprungbrett des Swimmingpools zu sehen. Wäre das nicht schön: eine Kindheit im Weißen Haus? Die Begeisterung der Kleinen legt sich bei der letzten Station: dem von Michelle Obama angelegten Küchengarten, ein Erziehungsprojekt zu gesunder Ernährung in Kooperation mit umliegenden Schulen. Salat, Spinat und Erbsen – für Kinder gibt es größere Attraktionen.

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