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Den Dackel und die Bayern verbindet eine lange Tradition.

© dpa/Tobias Hase

Welt der Hunde: Der Dackel ist eine Weltanschauung

In Passau steht das wahrscheinlich einzige Dackel-Museum der Welt. Hilft der gemütliche Vierbeiner in politisch unsicheren Zeiten?

Wer bei Josef Küblbeck in Passau das Telefon ringen lässt, muss sich erst einmal wundern. „Hallo und Wauwau!“, tönt es am anderen Ende der Leitung. „Dackelmuseum ,Kleine Residenz’, guten Tag.“ In Passau grüßt man dieser Tage mit „Wauwau“. Denn sie haben etwas zu Feiern im Freistaat Bayern: An diesem Sonntag feiert das Dackelmuseum seinen Geburtstag mit einem großen Dackelfest auf dem Residenzplatz. Vor einem Jahr haben Küblbeck und sein Partner Oliver Storz das Museum eröffnet. „Es ist das erste und nach unserer Kenntnis einzige auf der Welt“, sagt Küblbeck.

Die Bayern und ihr Dackel, das ist seit jeher eine besondere Beziehung. Deshalb hatten die beiden Passauer das Museum auch just 2018 eröffnet. Es sollte seinerseits ein Geburtstagsgeschenk sein für den Freistaat zu dessen einhundertjährigem Bestehen. Der Museumsbetreiber schwärmt von dem Tier: „Sein Stursinn, seine Ausdauer, sein Instinkt, seine Treue und Hartnäckigkeit, seine Selbstüberschätzung und sein Heldenmut machen ihn zum idealen Gefährten.“

So war der langgezogene Vierbeiner mit den Schlappohren in München 1972 auch das Maskottchen der Olympischen Spiele. „Waldi“ hieß das kunterbunt gestreifte Exemplar. Ursprünglich ist der Dachshund ein Jagdhund. Beim Adel kam er im Barock in Mode. Heute, sagt Küblbeck, sei der Dackel eine Weltanschauung – und zwar eine sehr gemütliche. Aber auch eine eigensinnige und selbstbewusste. Ob Kurzhaar, Langhaar oder Rauhaar: „Der Dackel ist eine Persönlichkeit. Der Dackel schaut in den Spiegel und sieht einen Dobermann“, sagt Küblbeck. Auch das passe irgendwie ganz gut zur bayrischen Mentalität, witzelt er.

Auch Kitsch hat seine Berechtigung

Anfangs hat man die beiden Inhaber für ihre Idee in der Stadt belächelt. Von unsäglichem Kitsch war die Rede. Mancher regte sich auf – „kulturlosen Unsinn“ nannten sie das Museum. „Wir hätten uns keine bessere Werbung wünschen können“, sagt Küblbeck rückblickend. Die „Neider und Lächler“ sind inzwischen verstummt. „Und Davon abgesehen: Auch Kitsch hat seine Berechtigung!“ Inzwischen hat sich die ganze Stadt auf den Hype eingestellt. Beim Konditor um die Ecke gibt es Dackelpralinen. Beim Italiener nebenan wird Dackelpizza mit Wiener Würstchen serviert. Studenten, Alte, Familien – alle kommen sie ins Museum.

Passau ist auf den Hund gekommen. Und mit der Barockstadt auch gleich die ganze Welt, so scheint es. Nach Angabe der Museumsbesitzer sind allein im vergangenen Jahr Besucher aus 118 Nationen gezählt worden. Neben Deutschland kamen sie aus China, Japan, Russland oder der Mongolei. Ganz genau habe man die Gesamtzahl der Besucher nicht erfasst – nur die der Dackel. „Das waren über 1.000“, weiß Küblbeck. Hunde haben freien Eintritt im Museum, darauf legt man Wert.

Mehr als 6.000 Exponate umfasst die Sammlung des Dackelmuseums.
Mehr als 6.000 Exponate umfasst die Sammlung des Dackelmuseums.

© dpa/Armin Weigel

Aber woher die Begeisterung für den Dackel? „Vielleicht ist es der berüchtigte Dackelblick“, mutmaßt Küblbeck. „Mit dem erobert der Dackel die Herzen im Sturm.“ Vielleicht habe es gar etwas mit der Weltpolitik zu tun. „Überall ist Angst und Unsicherheit. Da tut der Dackel den Menschen gut.“

Es fing an mit dem Wackeldackel

Fing die Sammlung einst mit 250 Exponaten an, ist deren Zahl inzwischen auf mehr als 6.000 gestiegen. Nicht alle sind gleichzeitig in der Ausstellung. Aktuell stellt die Sonderschau vor allem Dackel bei der Jagd aus. Es gibt solche aus Porzellan oder Zinn, Stofftiere und Spielzeuge, aber auch Skizzen wie den Dackel Picassos, Postkarten, Gemälde und Schmuck.

„Wackeldackel“ dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Mit denen hat vor beinah zwanzig Jahren die Leidenschaft angefangen, sagt Josef Küblbeck. Ihm selbst ist der Dackel seit seiner Kindheit vertraut. Als er einen Souvenirladen in Passau eröffnete, musste der mit ins Sortiment – und zog als urbayrische Identifikationsfigur sofort die Leute an. „Inzwischen haben wir über 150 Dackel in unserem Sortiment.“

Die Museumsgründer Josef Küblbeck (l.) und Oliver Storz mit ihren Dackeln Seppi und Moni.
Die Museumsgründer Josef Küblbeck (l.) und Oliver Storz mit ihren Dackeln Seppi und Moni.

© dpa/Armin Weigel

Die Exponate sind Sammlerstücke der beiden Besitzer. Auch Leihgaben und Erbschaften sind darunter. Der größte Teil, weit über 3.000 Dackel, kamen von einem belgischen Liebhaber, erzählt Josef Küblbeck. Den Rest haben er und Oliver Storz aus Antiquariaten und von Flohmärkten zusammengetragen. Haben sie überhaupt noch den Überblick über alle Stücke? Schwerlich, sagt Küblbeck.

Romantik aus Porzellan

Aber ein Lieblingsstück hat er. Den „Valentinsdackel“, wie er ihn nennt. Gefunden haben sie ihn an einem Abend vor ein paar Jahren in Bad Griesbach. „Wir kamen also im Dunkeln an diesem Antiquitätenladen vorbei und da war er“: Ein Prachtexemplar aus Porzellan, schneeweiß, etwa 40 Zentimeter lang. „Als ich am nächsten Morgen anrief, hieß es leider, der ist schon reserviert. Ich habe mich furchtbar geärgert.“ Als Küblbeck zwei Wochen später dann vor die Tür trat, stand da ein Päckchen mit genau jenem Dackel. „Oliver hat ihn mir zum Valentinstag geschenkt.“

An diesem Sonntag nun begehen sie mit einem großen Fest ihren ersten Museumsgeburtstag. „Wir erwarten wieder Gäste aus aller Welt“, sagt Küblbeck. Ein traditionell bayrischer Spielmannszug hat sich angekündigt, Ein Hot-Dog-Stand steht bereit. Ebenso ein fünf Meter langer Karnevalsdackel aus Pappmaschee, der dem Museum zum kleinen Jubiläum geschenkt wird. Wo das dann größte Exponat der Sammlung hinsoll, wissen die Gründer noch nicht. Er wird erst einmal eingelagert. Küblbeck ist aber sicher: „Er wird einen Ehrenplatz bekommen.“

Auch Seppi und Moni, die beiden Dackel der Museumsbetreiber, präsentieren am Sonntag zum Fest ein paar neue Exponate. Außerdem eröffnen die Tiere das Buffet auf dem Residenzplatz. Eine ortsbekannte Konditorei hat sich mächtig ins Zeug gelegt, sagt Josef Küblbeck. Es gibt, na klar, Hundekuchen.

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