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Weltdrogenbericht: Uno besorgt über Kokain-Konsum in Europa

Die Uno ist besorgt über den deutlich gestiegenen Kokain-Konsum in Europa. "Zu viele berufstätige, gebildete Europäer konsumieren Kokain und verleugnen ihre Abhängigkeit", sagte der Chef der UN-Drogen-Behörde, Antonio Costa.

Wien - Generell zog Costa eine verhalten positive Bilanz des weltweiten Kampfes gegen die Produktion und den Missbrauch von illegalen Drogen: "Die Kontrolle funktioniert, das Weltdrogenproblem ist eingedämmt." Grund zur Entwarnung besteht dem Weltdrogenbericht 2006 zufolge jedoch bei weitem noch nicht: Die Erfolge könnten rasch wieder von weiter steigender Produktion und Nachfrage kompensiert werden.

Nach einem Vierteljahrhundert sei der Konsum illegaler Rauschmittel erstmals wieder auf dem Rückzug, sagte Costa. Dazu beigetragen hätten vor allem die Fortschritte der Anti-Drogen-Kämpfer im Goldenen Dreieck von Laos, Birma und Thailand. Allein Laos, bis Mitte der 90er Jahre drittgrößter Opiumproduzent der Welt, habe 2005 seine Schlafmohnproduktion um 72 Prozent reduziert, Birma immerhin um 26 Prozent. Aus Schlafmohn kann Heroin, Opium und Morphium gewonnen werden.

Kritische Lage in Afghanistan

Im weltgrößten Anbauland für Schlafmohn, Afghanistan, ging die Anbaufläche laut UN-Bericht im vergangenen Jahr um 21 Prozent und damit zum ersten Mal seit 2001 zurück. Wegen der Armut der Bevölkerung und der fehlenden Kontrolle der afghanischen Behörden über ihr Territorium bleibt die Lage aber kritisch.

Der Kokainkonsum ging 2005 weltweit zurück. Besorgt zeigte sich Costa indes über den gestiegenen Verbrauch in Europa. Er rief die europäischen Behörden auf, diese Gefahr nicht zu unterschätzen. Auch die Presse nahm der UN-Vertreter in die Pflicht: Die Medien würden den Drogenmissbrauch von Berühmtheiten zu häufig unkritisch präsentieren, "was die jungen Menschen angreifbar macht."

Cannabis am stärksten verbreitet

Die meistverbreitete Droge der Welt bleibt Cannabis als Oberbegriff für aus Hanf hergestellte Rauschmittel wie Marihuana oder Haschisch. Etwa 200 Millionen Menschen, und damit fünf Prozent der Menschheit zwischen 15 und 64 Jahren, komsumierten 2004 mindestens einmal eine illegale Droge. Davon konsumierten 162 Millionen Menschen Cannabis. Obwohl es lange den Ruf einer weichen und vergleichsweise harmlosen Droge hatte, nimmt die gesundheitsschädigende Wirkkraft von Cannabis zu. "Heutzutage entsprechen die schädlichen Eigenschaften von Cannabis jenen von anderen pflanzenbasierten Drogen wie Kokain und Heroin", warnte Costa.

Anlässlich des internationalen Tags gegen den Drogenmissbrauch vernichteten die Behörden in mehreren Ländern symbolisch große Mengen an beschlagnahmten Drogen. Die thailändischen Behörden verbrannten mehr als drei Tonnen beschlagnahmter Drogen, darunter Amphetamin, Heroin, Marihuana und Ecstasy, im Schwarzmarktwert von umgerechnet 227 Millionen Euro. Die iranische Regierung ließ 60 Tonnen Drogen verbrennen und forderte mehr UN-Gelder zur Drogenbekämpfung. Andernfalls könnten Drogen ungehindert nach Europa durchgelassen werden. (tso/AFP)

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