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Panorama: Weltraumtourist: Zum Wochenende ins All

Am Samstag wird es ernst für den Weltraumtouristen Dennis Tito: Zusammen mit russischen Astronauten wird er als Laie zur Raumstation ISS starten. 20 Millionen Dollar hat der Kalifornier dafür an Russland bezahlt und gilt somit als erster Tourist im Weltall.

Von Rainer Kayser, dpa

Am Samstag wird es ernst für den Weltraumtouristen Dennis Tito: Zusammen mit russischen Astronauten wird er als Laie zur Raumstation ISS starten. 20 Millionen Dollar hat der Kalifornier dafür an Russland bezahlt und gilt somit als erster Tourist im Weltall. Der letzte wird er wohl nicht bleiben: Es gibt genügend zahlungskräftige und abenteuerlustige Millionäre auf der Erde, um die Flüge der Russen zur ISS hoffnungslos zu überbuchen. Seit langem schon prophezeien Raumfahrt-Enthusiasten, dass der Tourismus bald die eigentliche Triebfeder der kommerziellen Raumfahrt sein wird.

Rund 5000 Milliarden Dollar werden weltweit Jahr für Jahr für Reisen ausgegeben und die Nachfrage nach exotischen, abenteuerlichen Reisezielen wächst. Schon jetzt besuchen Zehntausende von Touristen jedes Jahr die Antarktis - warum nicht schon bald auch ein Hotel in der Erdumlaufbahn? Vor vier Jahren erklärten bei einer Umfrage 42 Prozent der befragten Amerikaner, sie wären bereit, für eine zweiwöchige Urlaubsreise ins All über 10 000 Dollar auszugeben. Kaum ein Experte bezweifelt denn auch, das die Nachfrage gewaltig ist - was fehlt, sind die Anbieter. Die Entwicklung sowohl billiger als auch sicherer Raumtransporter für Touristen ist bislang für potente Investoren aus der Luftfahrt- und der Tourismus-Branche offenbar ein zu großes Risiko. Um den Markt in Schwung zu bringen gründete deshalb eine Gruppe amerikanischer Raumfahrt-Enthusiasten im Mai 1996 in St. Louis die Stiftung "X-Preis": 10 Millionen Dollar soll dasjenige Unternehmen gewinnen, das als erstes ein Raumfahrzeug mit drei Menschen an Bord in mindestens 100 Kilometer Höhe schießt - und das zweimal innerhalb von 14 Tagen.

Der X-Preis lehnt sich an jene Preise an, die Anfang dieses Jahrhunderts die Luftfahrt auf Touren brachten. So rief in den zwanziger Jahren der mit 25 000 Dollar dotierte Orteig-Preis insgesamt neun Versuche hervor, den Atlantik im Nonstop-Flug zu überqueren - bevor schließlich 1927 Charles Lindbergh, von der Presse zuvor als "fliegender Narr" verspottet, das Rennen machte. Achtzehn Firmen aus Amerika und Europa haben sich bereits als Wettbewerbsteilnehmer registrieren lassen und arbeiten an unterschiedlichen Konzepten, um Passagiere in den Weltraum zu bringen - und sei es nur für wenige Minuten bei einem "suborbitalen" Parabelflug bis zur geforderten Mindesthöhe. Und immerhin jede dritte dieser Firmen ist bereits dabei, Teile der Fluggeräte zu bauen und zu testen.

Die ersten Flüge werden freilich teuer sein. So kostet das Ticket für einen Parabelflug bis in 100 Kilometer Höhe mit dem "Raumkreuzer" der Zegrahm Space Voyages satte 98 000 Dollar. Zegrahm nimmt bereits Reservierungen entgegen, schon über 500 Tickets sind verkauft. Ab Dezember 2002 soll das Schiff mit zwei Piloten und jeweils sechs Passagieren an Bord starten. Auch Luftreisen waren einst ein teures Vergnügen für Reiche - heute erheben sich in jeder Minute weltweit fast 10.000 Menschen mit einem kommerziellen Flugzeug in die Lüfte.

Auf eine ähnliche Entwicklung setzen die privaten Raketenentwickler auch für den Weltraumtourismus. Außerdem hoffen sie auf "Spin-offs": Die für den X-Preis entwickelten Techniken könnten auch für andere Bereiche interessant sein, etwa für den interkontinentalen Flugverkehr. Mit den Suborbital-Flugschiffen wäre jeder Ort auf der Erde in nur 45 Minuten zu erreichen - im Zeitalter der Globalisierung ein verlockendes Angebot für von Zeitnot geplagte Manager. So reizvoll Parabelflüge an die Grenze des Weltalls für abenteuerhungrige Erlebnisurlauber aber auch sein mögen, sie sind doch nicht mehr als ein erster zaghafter Schritt auf dem Weg zu Ferienreisen ins All.

Der nächste wäre die Errichtung von Hotels in der Erdumlaufbahn. Einer, der das wagen will, ist der vielfache Milliardär Robert Bigelow, Eigentümer der Hotelkette Budget Suites of America. Mit einem Startkapital von 500 Millionen Dollar schuf er die "Bigelow Aerospace", deren Expertenteams Blaupausen für Orbitalhotels und Industrieparks im All entwickeln - und für ein Kreuzfahrtschiff mit Kabinen für 100 Passagiere, das permanent den Mond umkreisen soll.

Doch Bigelow besitzt genügend Realitätssinn, um zu wissen, dass es noch ein langer Weg bis zur Realisierung dieser Visionen ist. Damit seine Investitionen sich schon früher rechnen, entwickeln seine Ingenieure aufblasbare Module für die Internationale Raumstation ISS. Die Module sollen dann an Wissenschaftler vermietet werden.

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