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Panorama: Weniger duschen

Hitze, Waldbrände, Dürre und Wassermangel herrschen in den Ländern am Mittelmeer

Spaniens Umweltministerin Cristina Narbona appellierte an Touristen wie Einheimische, mit dem kostbaren Nass sparsam umzugehen. „Trag deinen Tropfen bei“, sagte sie, „Viele Tropen machen einen Fluss“. Ob diese Kampagne Spanien, das auf die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten zusteuert, vor der großen Wasserkatastrophe bewahren wird, ist fraglich. Zumal manche Experten warnen: „Das Schlimmste kommt erst noch.“ Die Meteorologen sagen einen heißen Sommer ohne die ersehnten Niederschläge voraus.

Dürre, Hitze, Wassermangel und Waldbrände – es wird ein ganz harter Sommer für Spanien, Portugal, Italien, und Frankreich. Die Urlauber freuen sich zwar über die Sonne, aber ihnen drohen Einschränkungen. Schon jetzt werden in Spanien Strandduschen abgestellt, bald könnten sich die Pools leeren. Frankreich und Italien fürchten einen Wassernotstand. Katastrophal stellt sich die Lage für die betroffenen Regionen in Spanien dar, die seit Wochen unter einer Dürre leiden, deren Ende nicht absehbar ist.

Vielerorts wird derweil das Wasser immer noch ganz so verschwendet, als gebe es gar keine Not. Etwa in dem schönen und bei Ausflüglern beliebten andalusischen Bergort Lanjaron in der Nähe Granadas. Dort feierten tausende Einwohner und Touristen dieser Tage zu Ehren des heiligen Johannes (San Juan) die Nacht durch, öffneten alle Hähne sowie Hydranten und lieferten sich die traditionelle Wasserschlacht. Sechs Millionen Liter Trinkwasser wurden im Laufe dieser „Fiesta“ auf die Straßen gegossen. An der Mittelmeerküste zittern derweil die Hoteliers der Urlaubs-Hochsaison entgegen und hoffen, dass sie auch in den nächsten Monaten ihre Pools noch füllen können. „Auf uns kommt ein schwieriger Sommer zu“, befürchtet Umweltministerin Narbona. Auch wenn sie die Reisebranche und das Volk mit der Botschaft beruhigte, dass die Versorgung der großen Städte und der Feriengebiete gesichert sei. Aber nicht nur an der spanischen Mittelmeerküste werden in den Rathäusern Notfallpläne ausgearbeitet für den Ernstfall: An der Costa Brava wurden erste Einschränkungen angeordnet, um die Reserven zu strecken und wenigstens das Trinkwasser zu sichern: Springbrunnen werden stillgelegt, Parks kaum noch bewässert, der Wasserdruck für Einheimische wie Hotelbewohner verringert, Strandduschen abgestellt. „Wenn wir nichts unternehmen, könnten wir Probleme bekommen“, warnt auch die Wasserverwaltung an der Costa Blanca und fordert zum Sparen auf. Derweil machen einige spanische Medien Stimmung gegen die Touristen mit der Behauptung, dass die Urlauber die größten Wasserverschwender seien. „Der Wasserkonsum eines Urlaubers ist drei Mal größer als der eines Einheimischen“, titelt etwa die Zeitung „La Vanguardia“. Einer Studie zufolge verbrauchten die Sommer-Feriengäste im Durchschnitt 880 Liter Trinkwasser am Tag; weil sie „viel öfter duschen“. Wenn man nicht mehr in den eigenen vier Wänden sei, kommentiert das Blatt, „vergisst man schnell, den Hahn zu schließen“.

In hunderten kleineren Ortschaften in der spanischen Provinz ist der Katastrophenfall inzwischen eingetreten. Dort bringen Tankwagen das Trinkwasser oder aus den Hähnen tröpfelt es nur noch einige Stunden am Tag.

Als erste Provinzhauptstadt verordnete der Pyrenäenort Huesca seinen 50000 Einwohnern einen Sommer ohne Freibäder und Rasensprenger.

Und Mallorca? Dort gibt es keine Probleme. Alle Talsperren und Wasserspeicher sind gefüllt.

Ralph Schulze[Madrid]

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