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Panorama: Wetterbilanz 2000: Stürme, Dürre und weniger Schnee für die Skifahrer

Die Versicherungsgesellschaften schlagen Alarm. Nach Angaben der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft gab es im Jahr 2000 so viele Naturkatastrophen wie seit Menschengedenken nicht mehr.

Die Versicherungsgesellschaften schlagen Alarm. Nach Angaben der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft gab es im Jahr 2000 so viele Naturkatastrophen wie seit Menschengedenken nicht mehr. Dass dabei trotzdem weniger Menschen und Besitz zu Schaden gekommen sind, als in den Vorjahren sei nur dem Umstand zu verdanken, dass die Rekordzahl von Stürmen und Überschwemmungen diesmal vor allem dünn besiedelte Gebiete heimgesucht hätten. Die weltweiten Klimaveränderungen müssten ernster genommen werden als bislang.

Wie die Weltwetterorganisation (WMO) in Genf mitteilte, war das Jahr 2000 eines der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen vor 140 Jahren. Die Oberflächentemperatur der Erde lag im abgelaufenen Jahr 0,32 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1961 bis 1990. Damit hat sich ein Trend fortgesetzt, der von Wissenschaftlern seit längerem beobachtet wird. Die zehn wärmsten Jahre seit Beginn der Messungen waren alle nach 1983, wobei 1998 als das wärmste Jahr überhaupt in die Statistiken Eingang fand. Thomas Loster, Fachbereichsleiter für Wetter- und Klimarisiken der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft, sagte im Gespräch mit dem Tagesspiegel, dass die derzeit zu beobachtenden Klimaveränderungen keinesfalls nur mit normalen Schwankungen zu erklären seien. Der Einfluss des Menschen auf das Wetter - unter anderem durch Emissionen von Treibhausgasen wie Kohlendioxid (CO2) - würde von keinem ernst zu nehmenden Wissenschaftler mehr bestritten. Auch in Deutschland nähmen die Wetterschäden zu, so Loster, wenn auch weniger dramatisch.

Doch der jüngste Versuch der Industrienationen in Den Haag, sich auf ein klimafreundlicheres Wirtschaften zu einigen, scheiterte. Vor allem die USA, die für 35 Prozent der Welt-Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich zeichnen, erweisen sich als Bremser. Das "Intergovernmental Panel on Climate Change" (IPCC) rechnet mit einem Temperaturanstieg von 3,5 Grad bis zum Jahr 2100. Dabei führe bereits ein geringerer Anstieg zu einer Verschiebung der Wetterzonen und damit zu einer rapiden Veränderung der Ökosysteme. Durch die Erwärmung der Erdatmosphäre könnte es zu einem Abschmelzen der Pole kommen, was wiederum zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen würde. Bereits seit einigen Jahren schlägt das Wetter ungewöhnliche Kapriolen, für die man den Klimawandel verantwortlich macht. Dieses Jahr brauten sich über dem Atlantik 15 Wirbelstürme zusammen, 50 Prozent mehr als im Durchschnitt. Die Hurrikane Keith und Gordon verwüsteten Teile Mittelamerikas. Im Iran gab es die schlimmste Dürre seit 30 Jahren.

Doch am schlimmsten treffen könnte es ausgerechnet Länder, die so gut wie keine Treibhausgase produzieren. So sind einige Pazifikstaaten wie Tuvalu oder Kiribati durch den Anstieg des Meeres in ihrer Existenz bedroht, da sie nicht mehr als drei Meter aus dem Wasser ragen. Doch auch die USA, die sich auf Grund ihrer Klimapolitik immer wieder an den Pranger gestellt sehen, werden von den Wettereskapaden nicht verschont. So sorgte der tropische Sturm "Leslie" dieses Jahr für Überschwemmungen in Florida, und im Südwesten der USA verursachte Dürre im August die schlimmsten Waldbrände der letzten 50 Jahre. Die Niederlande bereiten sich mit einem 2,5 Milliarden Mark teuren Deichbauprogramm auf das Ansteigen des Meeres vor. Eine Computersimulation des Zentrums für Schneeforschung des Wetterdienstes Meteo France ergab, dass Skigebiete in mittleren Höhen in Zukunft mit einem Monat weniger Schnee pro Jahr rechnen müssen.

Claude Kohnen

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