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Panorama: Wie gefährlich ist die Goldgewinnung?

Quecksilberkatastrophen in Südamerika, Cyanidvergiftung eines ganzen Flusssystems in Osteuropa - der Edelmetall-Bergbau geht mit gefährlichen Substanzen um. Wozu aber dienen die Stoffe bei der Erzverarbeitung, wie wirken sie auf Organismen, wenn sie in die Umwelt gelangen?

Quecksilberkatastrophen in Südamerika, Cyanidvergiftung eines ganzen Flusssystems in Osteuropa - der Edelmetall-Bergbau geht mit gefährlichen Substanzen um. Wozu aber dienen die Stoffe bei der Erzverarbeitung, wie wirken sie auf Organismen, wenn sie in die Umwelt gelangen?

Beim Thema Goldgewinnung denken wir zunächst an Nuggets, die beim Herauswaschen aus Geröll in Sieben hängenbleiben. Dies war auch technisch die erste Phase, ans Gold heranzukommen. Nun ist Gold gegen fast alle Stoffe resistent, deshalb gilt es ja als Edelmetall. Aber es ist nicht völlig unangreifbar. Mit Quecksilber etwa bildet es ein Amalgam, also eine Legierung, in der sich das Gold "löst", die Legierung ist pastös bis flüssig. So kann man sie aus mineralischen Feststoffen "heraustropfen" lassen. Dann wird das Amalgam erhitzt, Quecksilber verdampft leicht, Gold bleibt übrig.

Mit dieser Methode holt man schon mehr wertvolles Material aus dem Erz als durchs reine "Baden" in Wasser. Doch Quecksilber ist sehr gesundheitsschädlich, seine Verbindungen wirken als starke Enzym-Inhibitoren, sie lähmen die Bildung von wichtigen körpereigenen Biokatalysatoren. Daher wird vor allem das Zentralnervensystem schnell geschädigt, aber auch noch andere Organe (Nieren). In goldreichen Gegenden Südamerikas versuchen viele arme Menschen, gerade mit Quecksilber Gold aus dem Erdreich zu holen, weil es sie nicht sofort umbringt - wie es jene Methode täte, die von den Großen des Geschäfts bis heute angewandt wird: Seit etwa 1890 ist das Cyan-Verfahren großtechnisch im Einsatz, weil die Ausbeute damit sehr hoch ist.

Cyanwasserstoff (HCN, Blausäure), ist extrem giftig. Es geht komplizierte chemische Verbindungen ein, die so genannten Komplexe. Wenn Blausäure in den Körper gelangt, wird die Atmung in den "Kraftwerken der Zellen", den Mitochondrien, gestört. Der Organismus erstickt innerlich schon bei kleinsten Mengen.

Mit Cyan-Verbindungen lässt sich aber eben auch Gold in Komplexe einbinden und aus dem Gestein herausholen. Die Komplex-Lösung wird von den Feststoffen getrennt und schließlich elektrolytisch zerlegt, das Gold dadurch abgeschieden. Übrig bleibt eine giftige Brühe, deren Reste mehrmals oxidiert werden müssen, um die Blausäure unschädlich zu machen. Erst dann und nach einer Neutralisierung des stark basischen Materials dürfte es gelagert werden. Sonst drohen große Umweltschäden.

Sind sie erst einmal eingetreten, kann praktisch nichts mehr getan werden. Cyanverbindungen zerlegen sich zwar in der Natur, aber das dauert. Der Schadstoff wird mit dem Fluss schnell fortgetragen, setzt die Zerstörung fort, bis die Verdünnung weit genug fortgeschritten ist - doch wenige Millionstel Gramm pro Liter sind noch gefährlich.

gih

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