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Panorama: Wie in Afrika

Deutschland steht mit Temperaturen bis zu 38 Grad der bislang wärmste Tag des Jahres bevor – auch in der Nacht kühlt es nicht ab.

Berlin - Nach einem langen Winter und einem kühlen, regenreichen Frühling gerät Deutschland kurz vor dem Sommeranfang am 21. Juni gehörig ins Schwitzen. Bis Donnerstag rechnen die Wetterexperten mit einer Hitzewelle und Rekordtemperaturen über 30 Grad. Ursache dafür ist laut Meteorologe Marcus Beyer vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach ein Tiefdruckgebiet über der iberischen Halbinsel, das heiße Luftmassen aus Nordafrika vor sich herschiebt und nach Mitteleuropa und Deutschland bringt.

Am Dienstag zeigten die Thermometer vor allem im Süden der Republik tagsüber Höchsttemperaturen zwischen 30 und 36 Grad. Angenehm kühl war es am Dienstag nur an der Nord- und Ostseeküste, wo es „nur“ zwischen 19 und 25 Grad wurden. Am heißesten war es laut Deutschem Wetterdienst im Dreiländereck Schweiz- Frankreich-Deutschland mit 36,1 Grad am Flughafen Basel-Mulhouse-Freiburg.

In Süddeutschland wurde erstmals in diesem Jahr die Ozon-Warnschwelle überschritten. An der Messstation in Baden-Baden wurden am Montag mehr als 180 Mikrogramm Ozon pro Kubikmeter Luft gemessen, wie die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) mitteilte. Angesichts des tropischen Wetters werden laut LUBW auch in den nächsten Tagen erhöhte Ozon-Werte erwartet. Von ungewohnten körperlichen Anstrengungen und sportlichen Ausdauerleistungen im Freien werde daher besonders nachmittags und abends abgeraten.

Die Deutsche Bahn stoppte am Dienstag mehrere Fernzüge mit ausgefallenen Klimaanlagen. Das sagte ein Bahnsprecher am Abend. Insgesamt seien sechs ICE und EC-Züge ausgefallen. „Wir können aber nicht von größeren Problemen sprechen, da wir jeden Tag rund 1400 Züge im Fernverkehr einsetzen“, erklärte der Sprecher. Die betroffenen Züge mussten laut Bahn in Stuttgart (auf der Strecke Oberstdorf-Hannover), Mannheim (Stuttgart-Hamburg), Dresden (Bratislava-Binz und Villach-Hamburg), Nürnberg (München-Berlin) und München (Graz-Saarbrücken) stoppen. Die Fahrgäste mussten in andere Züge umsteigen. Wegen der hohen Temperaturen könnte es auch in den kommenden Tagen zu vereinzelten Ausfällen von Klimaanlagen kommen, sagte der Bahnsprecher. Wenn die Anlagen im kompletten Zug ausfielen, würden die Züge gestoppt, um die Passagiere nicht zu gefährden. Die Bahn hatte in der Vergangenheit bei großer Hitze immer wieder mit defekten Klimaanlagen zu kämpfen.

An diesem Mittwoch sollte das schwül-heiße Wetter auch im Norden des Landes ankommen. Für diesen Tag sagten die Meteorologen für ganz Deutschland Spitzenwerte bis zu 38 Grad voraus – auch in Schleswig-Holstein soll es tagsüber bis zu 30 Grad warm werden. Abkühlung ist vorerst auch nachts nicht in Sicht – einige Orte in Süddeutschland haben bereits die erste sogenannte Tropennacht des Jahres hinter sich. Am heißesten war es im südhessischen Michelstadt-Vielbrunn - dort sank die Temperatur in der Nacht zum Dienstag nicht unter 22,5 Grad Celsius. Bei Tropennächten sinken die Höchsttemperaturen nicht unter 20 Grad. Die geringe nächtliche Abkühlung liege zum einen an den hohen Ausgangstemperaturen, sagte Wetterexperte Beyer dem Tagesspiegel. „Außerdem liegen derzeit zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang nur wenige Stunden, so dass für die Abkühlung nur wenig Zeit bleibt.“

Nach zwei Tagen soll es mit der afrikanischen Hitze in Deutschland allerdings schon wieder vorbei sein. Am Donnerstag nähert sich eine Kaltfront von Westen. Laut Beyer machen sich dann in der ganzen Republik Regen und Gewitter breit. Örtlich kann es aufgrund des Aufeinandertreffens von kalter und warmer Luft zu Sturmböen, Hagel und Starkregen kommen. „Der Donnerstag wird wohl ein Unwettertag in einigen Regionen“, sagte Beyer. Nur im Osten bleibe es zunächst freundlich. Dort erreichen die Thermometer auch am Freitag noch 25 bis 29 Grad, sonst wird es deutlich kühler mit Höchstwerten von 20 bis 26 Grad. Solche Temperaturwechsel gehörten zum Sommer dazu, sagt Beyer. „Es ist eher ungewöhnlich, wenn man jetzt mehrere Tage oder Wochen Dauerhitze hat.“ mit dpa

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