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Panorama: Wieder ein Kleinkind auf Kita-Rutsche tödlich verunglückt

Von Werner Schmidt Schon wieder wurde eine Kordel am Anorak für ein Kind zur tödlichen Falle: Gestern Vormittag starb der drei Jahre alte Fabian in der Kindertagesstätte des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) am Wasgensteig in Zehlendorf. Die Kordel des Kleidungsstücks hatte sich in der Rutsche verfangen und den Jungen stranguliert.

Von Werner Schmidt

Schon wieder wurde eine Kordel am Anorak für ein Kind zur tödlichen Falle: Gestern Vormittag starb der drei Jahre alte Fabian in der Kindertagesstätte des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) am Wasgensteig in Zehlendorf. Die Kordel des Kleidungsstücks hatte sich in der Rutsche verfangen und den Jungen stranguliert. Als die Erzieherin das Kind fand, kam schon jede Hilfe zu spät. Vor ziemlich genau einem Jahr war in einer Reinickendorfer Kita ein Zweijähriger unter fast denselben Umständen ums Leben gekommen.

Das Unglück geschah gegen 10 Uhr. Eine Erzieherin sammelte die Kleinkinder in einem Raum der Kindertagesstätte; sie sollten sich umziehen, denn es stand Sport auf dem Programm. Die 37 Jahre alte Betreuerin stellte fest, dass noch drei Kinder fehlten, darunter der kleine Fabian. Sie fand ihn kurz darauf an der bunten Kinderrutsche. Die Kordel seines Anoraks hatte sich in einem Spalt verfangen und den Hals des Kindes zugeschnürt. Als die Erzieherin ihn fand, war er bereits klinisch tot. Ein Notarzt versuchte vergeblich, Fabian wiederzubeleben.

Dem Personal der Kita sei nach derzeitigem Stand der Ermittlungen kein Vorwurf an dem tragischen Unglücksfall zu machen, sagte ein Polizeisprecher gestern Abend. Die Spielgeräte, darunter auch die bunt angemalte, hölzerne Kinderrutsche seien erst „vor nicht allzu langer Zeit gewartet worden“. Die Wartungsprotokolle lägen vor. Technische Mängel seien nicht die Ursache für das Unglück, sagte der Leiter der Kita-Aufsicht in der Jugendverwaltung, Carsten Weidner dem Tagesspiegel auf Anfrage. Vom Arbeiter-Samariter-Bund war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Eine für den Nachmittag zugesagte Presseerklärung blieb aus, ohne dass Gründe genannt wurden.

Nach dem tödlich verlaufenen Unglück in Reinickendorf im April vergangenen Jahres wurden alle Träger von Kindertagesstätten auf die verschiedenen Sicherheitsprobleme aufmerksam gemacht. Auch die Eltern wurden – wie berichtet – angesprochen. Sie sollten ihren Kindern keine Kleidungsstücke mit Kordeln mehr anziehen.

Viele Kita-Erzieherinnen waren sensibilisiert für die Gefahr, einige schnitten ihren Zöglingen sogar eigenhändig die gefährlichen Kordeln ab. Mit fatalen Folgen, denn die Eltern beschwerten sich anschließend massiv über diese „Sachbeschädigung“. Man wolle selbst entscheiden, was man an der Kleidung der Kinder entferne und was nicht, berichtete Kita-Aufseher Weidner.

Am späten Nachmittag ermittelten noch immer Beamte der Kriminalpolizei am Unfallort. Das Gelände durfte nicht betreten werden. Die Spielgeräte der Kinder, Roller, Schaufeln und Sandförmchen lagen umher. Offenbar waren die Kinder in aller Eile zusammengerufen und aus der Tagesstätte gebracht worden. Vielen Anwohnern stand der Schreck ins Gesicht geschrieben, als sie zur Kindertagesstätte kamen. Um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen, wurden Rosen in den Metallzaun gesteckt.

Nach Auskunft von Fachleuten sind die Spielgeräte nur nach den jeweiligen Kontrollen sicher. Aber schon am folgenden Tag könnten sie durch Rowdies nicht auf Anhieb erkennbar Schäden davongetragen haben, die nicht absehbare Folgen haben könnten.

Der Tagesspiegel

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