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Panorama: Wiederholte peinliche Bemerkungen des Gemahls von Königin Elisabeth II. lösen Empörung aus

Der Buckingham-Palast setzte am späten Dienstag Nachmittag einen neuen Rekord. Zwei Stunden und 14 Minuten dauerte es, bis vom englischen Königshauses eine Entschuldigung dafür kam, dass Prinz Philip, der Gemahl von Königin Elisabeth II.

Der Buckingham-Palast setzte am späten Dienstag Nachmittag einen neuen Rekord. Zwei Stunden und 14 Minuten dauerte es, bis vom englischen Königshauses eine Entschuldigung dafür kam, dass Prinz Philip, der Gemahl von Königin Elisabeth II., wieder einmal gründlich in einen Fettnapf getreten war. Der Grund für die bisher schnellste Entschuldigung für einen verbalen Fehltritt des "uke of Edinburgh"(so sein offizieller Titel) war eine Äusserung während einer Firmenbesichtigung in Schottlands Hauptstadt Edinburgh. Als Prinz Philip einen elektrischen Schalter erblickte, aus dem die Enden von Kabeln herauskamen, sagte er: "Sieht so aus, als sei das von einem Inder zusammengesetzt worden." Vertreter der indischen Bevölkerungsgruppen in Grossbritannien reagierten empört, die Nachrichtenprogramme der Fernsehsender machten mit dieser Meldung auf, und gestern hatte alle Tageszeitungen diesen faux pas auf der Titelseite. Der "Mirror" verstand es dabei, zwei Themen miteinander zu verbinden. "The total eclipse of the loon" (die totale Finsternis des Narren) schrieb das Boulevardblatt, mit Anspielung auf die gestrige Sonnenfinsternis. Einheitlich meldeten alle Medien jedoch, dass diese rassistische Äusserung von Prinz Philip keine sehr grosse Überraschung war. Es war beileibe nicht der erste Fehltritt des Prinzgemahls. Sie sind so häufig gewesen, dass Zyniker in England seinen Namen bereits als Masseinheit für die kürzeste Distanz von einem Fettnapf zum anderen verwenden. Und Fettnapf statt Fettnäpfchen muss man es bezeichnen, wenn man sich einen Auszug aus der langen Liste seiner Fehltritte betrachtet. Schotten wurden als Betrunkene bezeichnet, die Ungarn als dickbäuchig, und selbst der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl bekam einmal sein Fett weg, als er von Prinz Philip als "Reichskanzler" bezeichnet worden war. Ein geringer Trost: Familienmitglieder werden auch nicht verschont. "Was nicht furzt und kein Heu frisst, interessiert sie nicht", beschrieb er einmal seine Tochter, Prinzessin Anne. Die "Times" drehte den Spiess mit einer Karikatur ironisch um. Dabei sagte ein indischer Cricket-Spieler zu seinem Teamkollegen: "Zum Glück spiele ich nicht Cricket wie ein Engländer", in Anspielung auf die zuletzt fast schon notorischen Misserfolge der Engländer in ihrer ureigenen Sportart. Und ein indischer Zeitungshändler in Wimbledon fragte gestern sarkastisch: "Warum diese Aufregung wegen einem schlampig zusammengesetzten Schalter? Von wem haben die Inder denn gelernt, so schlampig zu arbeiten? Von den Engländern!"

Martin Pütter

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