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Julian Assange

© dpa

Wikileaks-Gründer: Nichts als Theater mit Assange

Wikileaks steht still, der Gründer schafft sein Buch nicht und harrt seines Schicksals – immerhin gibt es bald ein Bühnenstück über ihn.

Hollywood ist zunächst aus dem Rennen. Nicht Fox, nicht Dreamworks, nicht Universal. Das Leben von Julian Assange, dem Gründer der Enthüllungsplattform Wikileaks, wird nicht zuerst von einem der großen Studios verfilmt. Stattdessen wird den Aufstieg vom Teenager-Hacker zum berühmtesten Internetaktivisten der Gegenwart als Erstes ein kleines australisches Theater auf die Bühne bringen. Das Stück heißt „Stainless Steel Rat“ (Edelstahl-Ratte), die Proben in Sydney sollen bereits laufen. Darren Weller, ein australischer Fernsehschauspieler, wird Assange mimen und sich laut „New York Times“ dafür die Haare bleichen lassen. In dem Theaterstück aus der Feder des preisgekrönten Dramatikers Ron Elisha sollen US-Präsident Barack Obama und Russlands Präsident Dmitri Medwedew ebenso vorkommen wie die beiden Schwedinnen, die Assange sexuelle Nötigung vorwerfen. Auch wenn diese Episode damit wohl schon bald ein Teil der Theaterwelt ist, die schwedische Justiz besteht noch immer auf einer Auslieferung.

Assange wiederum versucht sich seit Monaten dagegen zu wehren, bestreitet die Vorwürfe und vermutet dahinter ein Komplott. Die Schweden könnten Assange nach Amerika ausweisen – dort prüfen die Behörden rechtliche Schritte wegen der Veröffentlichung geheimer Regierungsdokumente. Der Londoner High Court hatte Ende Februar in erster Instanz entschieden, dass Assange nach Schweden ausgeliefert werden kann. Assange legte Berufung ein und ist seitdem bei einem Freund in Großbritannien untergekommen – muss sich aber regelmäßig bei der Polizei melden. Der nächste Verhandlungstermin in London ist auf den 12. Juli festgesetzt. Am 28. Juni soll das Theaterstück seine Premiere in Sydney feiern.

Der Erscheinungstermin der noch im Januar groß angekündigten Autobiografie von Julian Assange steht hingegen weiter in den Sternen. Erst sollte das Buch im April erscheinen, weltweit gleichzeitig, herausgegeben von Verlagen in Ländern Europas, in Brasilien und den USA. Herbst soll es jetzt werden, heißt es beim Verlag Kiepenheuer und Witsch, der sich die Rechte in Deutschland gesichert hat. Zu den Gründen will sich der Verlag nicht äußern. Man darf spekulieren, ob es an der Terminabstimmung zwischen den Verlegern liegt – oder ob Assange die Biografie aus anderen Gründen zurückhält.

Auf Wikileaks selbst ist es seit gut einem Monat ruhig. Auf das Archiv mit all den enthüllten Dokumenten erhält man seit Wochen keinen Zugriff mehr. Auch der Bereich, in dem man geheime Dokumente hochladen kann, ist seit langer Zeit gesperrt. Vielleicht liegt es daran, dass Assange momentan mehr Zeit darauf verwendet, sein Lebenswerk zu vermarkten, als sich um die Inhalte seiner Plattform zu kümmern. Oder an den Problemen, die er mit seinen ehemaligen Kollegen bekommt. Erst vor eineinhalb Wochen gelangte an die Öffentlichkeit, welche Knebelverträge seine Mitstreiter unterschreiben müssen. Ein ehemaliger Aktivist enthüllte, dass die Weitergabe von Wikileaks-Dokumenten mit einer Geldstrafe von zwölf Millionen Pfund bestraft wird. Ein anderer Ex-Kollege, der Deutsche Daniel Domscheit-Berg, ist bereits im vergangenen Jahr ausgestiegen. Er schrieb ein Buch über die Zeit bei Wikileaks und den „Größenwahn“ seines ehemaligen Chefs.

Das alles wäre guter Stoff für Hollywood. Steven Spielberg soll sich die Rechte an zwei Büchern über Assange gesichert haben. Vielleicht wartet er ab, was noch an Überraschungen kommt. Bei Assange war darauf immer Verlass.

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