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Panorama: Wilder Winter

Warm anziehen: Die nächste Herrenmode kommt apokalyptisch und düster daher

Rom/Paris/Sao Paulo - Mit einem opulenten Defilee des Modeschöpfers Farhad Re gingen am Samstag die Alta-Moda-Tage in Rom in ihre erste Runde: „Ewige Liebe“ in der Ewigen Stadt war das Thema der Schau des Italo-Persers. Im von Stararchitekt Renzo Piano entworfenen Auditorium zeigte der Designer provokante durchsichtig-leichte, feenhafte Gewänder, ganz aus Seide und Organza für einen eleganten Sommer 2007. Weitere Facetten der Liebe stellte die sizilianische Modekünstlerin Marella Ferrera vor, deren Kollektion im Zeichen einer sizilianisch interpretierten „Lady Chatterly“ zu stehen schien. Wie dem skandalträchtigen Liebesroman D.H. Lawrences entsprungen, präsentierte die Designerin den „Liebhaber“ unter anderem in feinstem, schwarzem Spitzenbustier, aufreizend kombiniert mit weiten schwarzen Beinkleidern und Hosenträgern.

In Paris und Sao Paulo sind die Modeschöpfer schon etwas weiter – sie präsentierten jetzt bereits die kommende Wintermode, und die fällt viel weniger romantisch aus: Abgewrackte Ritter, lädierte Anarchos und japanische Ninja-Kämpfer ließ der britische Designer John Galliano am Freitagabend in Paris zur Apokalypse aufmarschieren. In einer alten Fabrik stellte er bei hämmernder Musik Models mit riesigen Helmen mit Büffelhörnern oder grell geschminkten Gesichtern mit Strumpfmasken vor. Ihre Kleider wirkten zerschlissen, als hätten sie Monate in einem Erdloch verbracht. Als Schmuck diente allerlei Zivilisationsmüll, alte Kassetten oder Zeitungsausschnitte. Galliano ließ sich dabei offenkundig von der Dada-Bewegung aus der Zeit der beginnenden Moderne inspirieren.

Wie die Dada-Künstler schien er mit seinem wilden Aufmarsch „Chaos in die Ordnung“ bringen zu wollen. Sieht man von so grotesken Überzeichnungen wie fusseligen Wollboleros mit Stoffbrüsten und abstehenden Wülsten in Penisform ab, kommt moderne Sportkleidung mit weiten Baggy-Hosen, Batikjeans, kunstvoll bestickten Parkas und Lederjacken mit Patina hervor. Von Ninja-Kämpfern und Streetfightern inspirierte Outfits präsentierten auch Junya Watanabe in Sao Paulo und Armand Basi in Paris.

Der Brasilianer Ronaldo Fraga bedruckt Kleider und Schmuckstücke mit Zeitungsfotos und sein Kollege Alexandre Herchcovitch steckt bei der Fashion Week in Sao Paulo Männer und Frauen in auffällige Eisbärenkostüme. Das Label „Number (N)ine“ in Paris vertraut einem aktuellen Trend der Musikszene und schickt seine Models zu Countryklängen im karierten Blazer oder Mantel, in Kniebundhosen, Wanderschuhen und Stulpen in den Winter. Dazu trägt Mann Cowboyhut, ellenlange Pulswärmer und Lederweste. Sollte der nächste Winter stattfinden, wird er also bunt und wild. dpa/cwe

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