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Panorama: Wildwest für den Wiederaufbau

Das kanadische Calgary feiert das größte Rodeo der Welt. Noch vor kurzem stand die Stadt unter Wasser.

Ottawa - Die kanadische Stadt Calgary feiert wieder Stampede, die „größte Outdoor-Show“ und das berühmteste Rodeo der Welt. Hunderttausende werden das zehntägige Fest besuchen und einer Stadt, die vor zwei Wochen noch unter Wasser stand, auf die Beine helfen. Mit einer Parade wurde das 101. Calgary Stampede am Freitag eröffnet. An der Spitze befand sich als Marschall der Astronaut Chris Hadfield, der durch seinen Aufenthalt in der Internationalen Raumstation, seine Präsenz in den Sozialen Netzwerken und seinen Gesang aus dem All zu einem Star wurde. Auf einem Schimmel ritt er durch die Menge, auf dem Kopf den Stetson, den weißen Cowboyhut.

Vor zwei Wochen hatten weite Teile der Olympiastadt von 1988 unter Wasser gestanden. Das Hochwasser des Bow River hatte zum Notstand in der Großstadt geführt, mehr als 60 000 der rund eine Million Einwohner hatten ihre Häuser verlassen müssen. Der Schaden wird auf mindestens eine viertel Milliarde Dollar geschätzt. Aber für Calgary war klar, dass das Stampede, das im vergangenen Jahr 100 Jahre alt wurde, stattfinden wird.

Denn niemals in der Geschichte war das Stampede abgesagt worden, trotz der beiden Weltkriege und der Großen Depression in den 30er Jahren. „Wir werden Gastgeber der größten Outdoor-Show der Welt sein, bei Hölle oder Hochwasser“, sagte Stampede-Präsident Bob Thompson, der die für Calgary jetzt besonders passende englische Redewendung „come hell or high water“ benutzte, die für das deutsche „auf Teufel komm raus“ steht. T-Shirts mit dem „Hell or High Water“-Slogan sind zu einem Verkaufsschlager geworden. Der Erlös, kurz vor Beginn des Stampede bereits bei 500 000 Dollar, geht an den Hilfsfonds des Roten Kreuzes, der Opfern der Flutkatastrophe hilft.

Erst am Tag vor Beginn war der Notstand in Calgary aufgehoben worden. Die Plätze, auf denen Planwagen- und Pferderennen, Bullenreiten und Bullenfangen stattfinden werden und die überflutet waren, können wieder genutzt werden. Nur die Sport- und Konzertarena „Saddledome“, die bis zur zehnten Sitzreihe unter Wasser stand, ist so beschädigt worden, dass Konzerte für die Stampede-Woche abgesagt werden mussten. Bürgermeister Naheed Nenshi rechnet durch das Stampede mit einem „moralischen Schub“ für die Bürger seiner Stadt. Der wirtschaftliche Wert der Veranstaltung wird auf mehr als 300 Millionen Dollar geschätzt. Gerd Braune

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