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Winnenden-Prozess: Tim K. von Mädchen gehänselt

Beim Prozess gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden sagte nun die Leiterin seines Berufskollegs aus. Offenbar war Tim K. von mehreren Mädchen gehänselt worden. Ansonsten sei er nicht auffällig gewesen.

Er sei beispielsweise von einigen Mädchen „Mini Timi“ genannt worden, sagte die Leiterin des Berufskollegs, das der Amoktäter seit September 2008 besuchte, am Donnerstag im Prozess gegen den Vater des Amokläufers vor dem Landgericht Stuttgart. Zudem litt Tim K. nach Aussage eines Schulpsychologen an Motivationsproblemen. Einem vom Vorsitzenden Richter Reiner Skujat verlesenen Vernehmungsprotokoll der Leiterin des Berufskollegs zufolge hatte Tim insgesamt „Berührungsprobleme mit dem weiblichen Geschlecht“.

Zudem sei er absolut kein Frauentyp gewesen und Mädchen seien für ihn „kein wichtiges Thema“ gewesen. Vielmehr habe er sich fürs Pokern und für Computerspiele wie „Counter-Strike“ interessiert, die er auch ohne Erlaubnis in der Schule gespielt hätte.

Der Vater von Tim K. muss sich seit Mitte September vor Gericht verantworten, weil er laut Anklage seinem Sohn Zugriff auf eine erlaubnispflichtige Schusswaffe sowie Munition ermöglicht hat. Der 17 Jahre alte Schüler hatte am 11. März 2009 bei einem Amoklauf in Winnenden und seiner anschließenden Flucht in Wendlingen 15 Menschen und anschließend sich selbst getötet. Viele der Opfer starben durch Kopfschüsse. Die Tatwaffe hatte er aus dem Schlafzimmer der Eltern entwendet.

Die Leiterin, die Tim K. auch im Fach EDV unterrichtete, beschrieb den Amokläufer als „sehr ruhig“ und „überhaupt nicht auffällig“. Er sei deshalb auch kaum Gegenstand von Gesprächen unter den Lehrern im Berufskolleg gewesen. Deshalb sei sie entsetzt über die Tat gewesen. „An dem Tag war er ein Monster“, betonte die 50-Jährige. Für die Tat habe sie keine Erklärung.

Statt des Freundes der Schwester von Tim K. sagte am Donnerstag zudem ein Schulpsychologe aus, der mit dem Jungen einen sogenannten allgemeinen Begabungstest im Januar 2007 durchgeführt hatte. Der Test sollte dazu dienen, Auskunft über den schwachen Notenspiegel des damals 15-Jährigen sowie über seine Lernmotivation in der Schule zu geben. Der 65-jährige Psychologe kam dabei zum Ergebnis, dass Tim K. zwar für die Realschule „kognitiv geeignet“ sei, aber zugleich Tendenzen zur „Arbeitsvermeidung und zum Motivationsverlust“ zeigte.

Aus diesem Grund habe er den Eltern im Anschluss an den Test weitere Termine zum Erlernen von Lern- und Arbeitstechniken angeboten, die von ihnen jedoch nicht wahrgenommen wurden. (dapd)

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