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Panorama: Winnetou reitet weiter

BAD SEGEBERG . Schweigend stand Regisseur Pierre Brice vor der qualmenden Fels-Ruine.

BAD SEGEBERG . Schweigend stand Regisseur Pierre Brice vor der qualmenden Fels-Ruine. Ich werde weitermachen", sagte der 70jährige leise. "Wir werden das alles stehenlassen und vor der Ruine spielen, damit jeder sieht, was hier passiert ist. Wir werden so improvisieren, daß die Spannung, die Romantik und der Humor die Zuschauer erreicht. Wir werden die Besucher nicht enttäuschen." Schon für Mittwoch hatte er wieder eine Probe angesetzt. Ab heute soll gespielt werden. Bis zum 29. August wird es wie geplant Vorführungen geben. Vor jeder Vorführung will Brice die Zuschauer um Verständnis bitten. Bad Segebergs Bürgermeister Udo Fröhlich sagte dem Regisseur alle Unterstützung zu. Als Geste für die Zuschauer werde es mit dem Kauf einer Eintrittskarte möglich sein, auch kostenlos das Indian Village mit der großen Indianerausstellung zu besuchen. Fröhlich versicherte: "Wir haben die Situation im Griff." Er berichtete von einer Welle der Sympahthie in Deutschland. Die Bundeswehr habe ihre Hilfe angeboten, um das Bühnenbild wiederherzustellen.

Ein Feuer im Kalkbergstadion hat die Kulissen für die aktuelle Inszenierung "Halbblut" weitgehend zerstört. Eine mehr als hundert Meter hohe Rauchsäule stand am Dienstag abend über der Bad Segeberger Altstadt. Asche und geschmolzene Plastikteile flogen die Zuschauerränge hinauf. Immer wieder zuckten helle Blitze aus der Dekoration. Die Feuerwehr hatte innerhalb kürzester Zeit den Brandherd unter Kontrolle. Die teure Kulisse konnte sie aber nicht retten.

Ernst Reher, Geschäftsführer der Kalkberg GmbH, wirkte am Dienstag abend, als sei für ihn eine Welt zusammengebrochen. Der mehr als 15 Meter hohe künstliche Felsen gilt als sein Werk. Er war erst in diesem Jahr für rund 700 000 Mark erneuert worden, weil der darin verwendete Kunstschaum nach zehn Jahren Risse bekommen hatte. Die neue Polyester-Imitation aus Felspaneelen sollte nach Angaben der Kalkberg GmbH eine hohe Lebensdauer haben und gegen Funkenflug unempfindlich sein. Der durch das Feuer entstandene Sachschaden betrage insgesamt rund zwei Millionen Mark.

Die Brandursache war bis zum Mittwoch abend weiter unklar. Der Brandherd liege vermutlich an dem künstlich errichteten Berg am Nordende der Arena, am sogenannten Kalkberg. Es werde auch in Richtung Brandstiftung ermittelt, sagte der Leiter der Kriminalpolizei Bad Segeberg, Thorsten Meins. Er betonte, daß das schnelle Eingreifen der Feuerwehr einen größeren Schaden verhindert habe. Niemand sei verletzt worden, da zum Zeitpunkt des Brandes weder Zuschauer noch Personal im Theater am Kalkberg waren.

Das Freilufttheater in Bad Segeberg gilt als die schönste deutsche Spielstätte für Karl-May-Inszenierungen, weil der hochaufragende Kalkberg mitten in der Arena viele Effekte und Tricks ermöglicht. Der Geschäftsführer der Karl-Mai-Festspiele, Reher, versicherte unterdessen, daß es es bisher keine Stornierungen für die Vorstellungen gegeben habe.

PETRA STÖVER, MICHAEL STAMP

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