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Wirbelsturm: Zyklon verwüstet Nordosten Australiens

Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h ist der Zyklon "Larry" über die Nordostküste Australiens hinweggefegt. Es ist der schwerste Wirbelsturm in der Region seit Menschengedenken.

Sydney - Zyklon «Larry» beschädigte im Bundesstaat Queensland Dutzende von Häusern, entwurzelte zahlreiche Bäume und zerfetzte Stromleitungen. Trotz umherfliegender Trümmer und Äste, sintflutartiger Regengüsse sowie schwerer Orkanböen erlitten nach ersten Erkenntnissen der Behörden wie durch ein Wunder nur etwa 30 Menschen leichte Verletzungen. Mehr als 120.000 Haushalte in der Katastrophenregion waren zunächst ohne Strom.

«Der schlimmste Fall ist eingetreten. Der Ort, den wir lieben, ist völlig verwüstet», klagt Neil Clarke, Bürgermeister der besonders heftig getroffenen Kleinstadt Innisfail südlich von Cairns. Schätzungen zufolge demolierte der Sturm in dem 9000 Einwohner zählenden Ort mehr als jedes zweite Haus. Die Polizei konnte trotz hunderter Notrufe von Bürgern nicht zu Einsätzen ausrücken, weil die Beamten wie Gefangene in ihrer eigenen Station festsaßen.

Einwohner von Innisfail erzählen von Stunden schieren Schreckens, als der Zyklon über die hinwegzog. «Es klang, als wollte einen der Exorzist holen - es war fürchterlich», sagte Motelbesitzerin Amanda Fitzpatrick dem Rundfunksender ABC. Die Scheiben ihres Gemeindehauses seien von der Wucht des Sturms eingedrückt worden, während umherfliegende Trümmer wie Geschosse in dem Gebäude eingeschlagen seien, berichtet Pfarrer Dana Howard. «Wäre da draußen jemand rumgelaufen, er wäre tot gewesen.» Unterdessen riss es dem Haus von David Quinlan einfach das Dach weg. Er habe sich dann mit seien Kindern unter Matratzen versteckt und gehofft, dass nicht Schlimmeres von oben auf sie niedergehe als der Regen, erzählt er.

Tausende von Küstenbewohnern hatten vor dem herannahenden Sturm ihre Häuser verlassen und in Schulen und Hotels Schutz gesucht, die jüngeren Bauvorschriften entsprechend Wirbelstürmen standhalten müssen. Der Zyklon war zunächst in die höchste Kategorie 5 eingestuft worden. Nachdem er aber am Montagmorgen (Ortszeit) die Küste erreicht hatte und landeinwärts zog, nahm seine Gewalt stetig ab.

Auch für die wichtige Zuckerrohr-Industrie ist der Sturm ein schwerer Schlag. Der größte Teil der Ernte sei verloren, sagte Farmer Bill Horsford der australischen Nachrichtenagentur AAP. «Bäume, die da seit 80 oder 100 Jahren standen - einfach umgerissen.» Die Bananenbauern der Region klagten, Früchte im Wert von umgerechnet 180 Millionen Euro seien ein Opfer des Sturms geworden.

Regierungschef John Howard versprach den Betroffenen Unterstützung. Die Armee stehe für Hilfeinsätze zur Verfügung. Von Queenslands Katastrophenschutzzentrum hieß es, 40.000 Freiwillige könnten mobilisiert werden, um die Straßen von Trümmern und Bäumen zu säubern und beim Wiederaufbau der Häuser mitanzupacken.

Die australischen Behörden verglichen die Stärke von Wirbelsturm «Larry» mit der des Hurrikans «Katrina», der im August des vergangenen Jahres die Küste des US-Bundesstaates Louisiana und vor allem die Großstadt New Orleans verwüstet hatte. Auch Thomas Saevert, Hurrikanexperte des Wetterdienstes Meteomedia, nennt die Wucht des Zyklons ungewöhnlich, wenngleich die Sturmsaison auf der südlichen Welthalbkugel derzeit auf ihrem Höhepunkt sei.

Zyklone sind ebenso wie Hurrikans tropische Wirbelstürme, die ihre zerstörerische Kraft über dem Meer gewinnen. «Larry» hatte eine größere Wucht als der tropische Wirbelsturm «Tracy», durch den 1974 in Darwin ganz im Norden des Inselkontinents 71 Menschen starben und 20.000 obdachlos wurden. Die australische Regierung hatte angesichts der Schäden damals erwogen, Darwin als Stadt aufzugeben.

(tso/dpa)

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