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Panorama: "Wish you were here" - mit Grüßen aus dem All

Die Sprache hat uns früher mehr von der Realität verraten. Wenn unsere Großväter einen Brief zur Post brachten, dann hieß es zutreffend, sie hätten ihn aufgegeben.

Die Sprache hat uns früher mehr von der Realität verraten. Wenn unsere Großväter einen Brief zur Post brachten, dann hieß es zutreffend, sie hätten ihn aufgegeben. Dazu hatte man damals allen Grund - heute dagegen spüren wir nur noch einen schwachen Nachhall der einstigen Unsicherheit, wenn beispielsweise die Freunde sich kurz vor Weihnachten für jene Ansichtskarten bedanken, die wir Anfang Juli in Sorrent eingeworfen haben. Die hiesige Post macht ihre Arbeit dagegen pünktlich, und vermutlich ist ihr daraus jenes Gefühl der Langeweile erwachsen, das noch den größten anzunehmenden Unfug als prima Idee erscheinen lässt - wie ein Kind, das gerade Laufen gelernt hat und diese Fähigkeit nun auf einem Brückengeländer ausprobiert. Die Post also lost jetzt 2000 Briefe aus, schießt sie ohne Briefträger per Rakete ins Weltall, hofft auf glückliche Rückkehr und nennt diesen Vorgang, wie man solche Sachen heute nennt: "SpaceMail 2000". Was schreibt man in einen solchen Brief? "Wish you were here"? Viel Platz ist nicht auf dem Formular, und deshalb ist es nicht möglich, etwa eine kränkelnde Dissertation im Orbit zu adeln. Am Ende bleibt es wohl bei "Viele Grüße aus dem All!" Was das alles soll? Perspektivisch? Wir verraten es: Die Post probt die schnellere Briefbeförderung. Wenn es kracht am Gartentor, sind wieder neue Rechnungen eingetroffen.

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