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Tango WM in Argentinien - Japaner Weltmeister

© dpa

WM in Buenos Aires: Tango argentino

Bei der Weltmeisterschaft in Buenos Aires haben die Argentinier am Ende doch noch gewonnen. Im Bühnentango. In der anderen Disziplin, dem viel schöneren Salontango, gewannen die Japaner.

Buenos Aires - Bürgersteige und Straßen haben sich in Buenos Aires in Tanzflächen verwandelt. Die Tangoweltmeisterschaft in der argentinischen Hauptstadt ist nicht nur ein Wettkampf in Tanzhallen, es ist ein großes Fest, zu dem Hunderttausende aus der ganzen Welt strömen, um abends eine Milonga zu besuchen. So heißen die Tanzveranstaltungen, die in den vielen Tangoclubs stattfinden. Und weil es trotz des Winters auf der Südhalbkugel heiß war – das Thermometer zeigte bis zu 34 Grad –, wurden viele Milongas auch in die Straßen und auf die Plätze verlegt. In der Nacht zum Dienstag gab es dann auch noch ein nationales Aufatmen, als das einheimisches Paar den WM-Titel in der Kategorie Bühnentango holte. Betsab Flores und Jonathan Spitel setzten sich gegen harte internationale Konkurrenz durch. Am Samstag hatten die japanischen Tänzer Hiroshi Yamao und Kioko Yamao den ersten Platz in der Kategorie Salontango erobert. Die argentinischen Tänzer waren in dieser Kategorie nur auf Platz drei gelandet. Japan gilt neben Finnland und Deutschland als Hochburg des argentinischen Tango.

Darin liegt eine gewisse Ironie. Zwar ist der Tango Ende des 19. Jahrhunderts in Buenos Aires entstanden. Es waren aber einsame Gastarbeiter aus Deutschland, Spanien und Italien, die im damals reichen Argentinien die melancholische Musik und den Tanz schufen. Während seines Siegeszuges um die Welt wurde der Tango „europäisiert“ und im sogenannten Welttanzprogramm standardisiert. Vor etwa 30 Jahren entstand in Berlin und in anderen europäischen Städten eine Bewegung, die den traditionellen Tango argentino wieder aufleben ließ. Derweil galt der Tango in Argentinien selbst als altbacken. Die schon immer stark europaorientierten Argentinier hatten sich längst auf Rockmusik und später auf Techno gestürzt. Als sie aber merkten, dass in Europa der alte Tango argentino wieder angesagt ist, fingen junge Argentinier sofort an, den Tanz zu lernen, und traten in Berlin und anderswo in der Pose traditioneller argentinischer Stars auf, als seien sie mit Tango aufgewachsen. Das wiederum liebten die Europäer, weil es so original und traditionell wirkte. Und irgendwie schienen die Argentinier besser zu tanzen, obwohl sie es erst nach den Europäern wieder gelernt hatten.

Seit geraumer Zeit sind die Japaner sehr aktiv und dominierten phasenweise die Weltmeisterschaft. Zum Abschluss der WM meldeten die Veranstalter einen Besucherrekord. 310 000 Menschen hatten die Tanzwettbewerbe, Konzerte, Milongas und Ausstellungen besucht oder an einem Workshop mit einem Tanzstar teilgenommen.

Im Wettbewerb gab es zwei Disziplinen, Salontango und Bühnentango. Der normale Tangotänzer, der eine Milonga besucht, tanzt in der Regel Salontango. Dabei tanzen die Paare eng miteinander, was auch dem Umstand geschuldet ist, dass auf den Tanzflächen nur wenig Platz ist. Das Entscheidende beim Salontango ist, dass der Mann mit der Stabilität aus seiner Brustmitte heraus die Frau führt – obwohl die einzigen körperlichen Kontaktpunkte ihre Stirn und sein Kinn sowie die Arme sind. Das ist ein filigranes, einfühlsames Konzept, bei dem es nicht um großartige Figuren geht, sondern um das gemeinsame Erleben langsamer Bewegungen, die gemeinsame Annäherung an den Takt und das gemeinsame Genießen von Bewegungspausen.

Beim Bühnentango steht die artistische, oftmals schnelle Bewegung mit ihren ausladenden Figuren im Vordergrund. Das ist etwas für Sportler und Eitle, hat aber mit dem originären Tangoerlebnis nichts zu tun. Aber es ist schön für den Zuschauer im Theater. os/dpa

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