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Panorama: Wunder gibt’s nicht immer wieder

Wie Ägypten sich gegen eine Werbekampagne für „neue“ Weltwunder wehrt

Kairo - Eigentlich sind die Ägypter ein lustiges, humorvolles Volk. Doch wenn es um die Pyramiden geht, wird nicht gespaßt: Immerhin verdankt Ägypten ihnen den Massentourismus, die wichtigste Devisenquelle des Landes. Sie sind das einzige der antiken Weltwunder, das bis heute existiert. Und diesen Status will sich Ägypten nicht von „Emporkömmlingen“ wie der nabatäischen Felsenstadt Petra in Jordanien oder der Oper von Sydney streitig machen lassen.

Doch eine Kampagne des Schweizer Filmemachers Bernhard Weber, einst Assistent von Frederico Fellini, will per Internetabstimmung die „neuen“ sieben Weltwunder ermitteln. Als er sein Projekt in Ägypten vorstellte, fand er nur verschlossene Türen: Der Hotelraum für eine Pressekonferenz war in letzter Minute wegen „Wartungsarbeiten“ geschlossen, einem Fernsehteam wurde das Filmen aus „Sicherheitsgründen“ untersagt. Kulturminister Faruk Hosni bezeichnete sein Projekt als absurd. Der Chef der Altertumsverwaltung, Zahi Hawass, betonte, die Pyramiden seien das einzig noch existierende Weltwunder der Antike; die Aktion sei „lächerlich“. Der Kommentator al Sajed al Naggar vermutete gar eine „Konspiration gegen Ägypten, seine Zivilisation und seine Monumente“. Im Gegensatz dazu war in Jordanien, mit der Felsenstadt Petra in der engeren Auswahl, eine begeisterte Königin Rania bei Webers Präsentation anwesend. Sie erhofft sich wohlmehr Touristen durch die Kampagne.

Webers vor sechs Jahren gestartete Initiative geht jetzt mit den letzten 21 aus zuvor 77 Vorschlägen in die Schlussrunde, das Endergebnis soll am 7. 7. 2007 verkündet werden. Bisher haben Millionen Menschen abgestimmt. Seit dieser Woche liegen die Pyramiden wieder unter den ersten sieben – nachdem sie zuletzt hinter europäische Touristenattraktionen wie das Schloss Neuschwanstein, den Pariser Eiffelturm oder den Moskauer Kreml auf Platz 17 zurückgefallen waren.

Gegen Weber wird nicht nur in Ägypten der Vorwurf erhoben, er verfolge rein kommerzielle Interessen: In seinem Onlineshop können T-Shirts, Tassen und Taschen mit Abbildungen der Bauwerke gekauft werden. Weber will einen Teil der Erlöse für die Restaurierung von Kunstdenkmälern ausgeben. Fest steht, dass er sich gerade eine Traumweltreise organisiert: Er besucht alle 21 Baudenkmäler, die noch zur Wahl stehen.

www.new7wonders.com

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