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Panorama: Xavier Naidoo steht wegen Auftritts vor Rechten im Abseits

Popakademie stoppt die Kooperation – aber der Sänger verteidigt seine Aktion: Ich möchte auf Menschen zugehen.

Berlin - Der Sänger Xavier Naidoo steht nach politischen Äußerungen vor Rechtspopulisten im Abseits. Die Popakademie Baden-Württemberg legte die Zusammenarbeit mit ihrem Mitinitiator (43) auf Eis. „Wir distanzieren uns von den fragwürdigen und irritierenden politischen Äußerungen und dem Auftritt Xavier Naidoos“, erklärte Geschäftsführer Udo Dahmen am Samstag in Mannheim. Naidoo ist der breiteren Masse spätestens seit dem „Sommermärchen“ 2006 bekannt. Sein Song „Dieser Weg“ wurde in Deutschland zur Hymne der Fußballweltmeisterschaft.

Der Sänger hatte am Tag der Deutschen Einheit in Berlin bei einer Demonstration der sogenannten Reichsbürger gesprochen. Diese lehnen die staatliche Ordnung ab. Naidoo sprach dabei über die von den USA besetzte Bundesrepublik, rief zum Widerstand auf und wurde von seinen Zuhörern beklatscht.

Der Sänger habe in den vergangenen Jahren an je zwei bis drei Tagen als Gastdozent Workshops zum Thema Songwriting gegeben, sagte Dahmen. Die für die Zukunft geplanten Termine sind von der Direktion der Popakademie ausgesetzt worden, „bis mit Xavier Naidoo persönlich zum Sachverhalt gesprochen werden konnte.“ Die Popakademie schätze Naidoo als langjährigen Förderer und Dozenten. „Irritiert haben wir die mediale Berichterstattung über seine Auftritte in Berlin zur Kenntnis genommen. Wir kennen ihn als geradlinigen und sozial engagierten Menschen.“

Naidoo hatte seinen Auftritt verteidigt. Es sei eine spontane Aktion gewesen, sagte er seinem Management zufolge am Dienstag. „Ich war alleine mit meinem Fahrrad und bin im Regierungsdistrikt rumgefahren. Die Menschen haben mich, als ich im Publikum stand, angesprochen, ob ich etwas sagen möchte, und das habe ich getan.“ Er habe für den Frieden werben wollen und grenzte sich von rechtem Gedankengut ab: Er sei weder homophob noch rechtsradikal. Er selbst habe Morddrohungen aus der rechten Szene bekommen, als er Rock gegen rechts gemacht habe. Im Südwestrundfunk hatte er dann am Donnerstag gesagt: „Ich möchte auf Menschen zugehen. Auch zu ,Reichsbürgern’. Auch auf die NPD. Das ist mir alles wurst.“ Weiter wolle er sich dazu nicht mehr äußern, teilte sein Management mit.

Naidoos Kritik an den USA ist nicht neu. 2011 sagte er in der ARD: „Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land.“ Experten stößt jetzt aber das Forum bitter auf, das sich Naidoo für seine Rede gesucht hat. „Was verwundert, ist, dass er sich ganz bewusst auf die Bühne von Rechtspopulisten, Verschwörungstheoretikern und Verfassungsfeinden stellt“, kritisierte Medienwissenschaftler Marcus S. Kleiner von der Hochschule Macromedia in Stuttgart. dpa/Tsp

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