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Panorama: Zum Kreischen

Ohne Tumult geht es nicht: Vivienne Westwood eröffnete die Retrospektive ihres Schaffens in Düsseldorf

„Vivienne, Vivienne!“: Mit Rufen, Pfiffen, Kreischen und Applaus haben Dutzende Fans und Hunderte Neugierige der britischen Modedesignerin Vivienne Westwood am Sonntagabend in Düsseldorf einen begeisterten Empfang bereitet. Gekommen war die Menge zur Eröffnung einer umfassenden Retrospektive auf drei Jahrzehnte Modeentwurf der als exzentrisch geltenden Designerin. Ihre Entwürfe sind bis zum 14. Mai im NRW-Forum am Rhein zu sehen. Als Westwood endlich begrüßt wurde, hatte das Publikum bereits anderthalb Stunden auf die Modemacherin gewartet. Eine dicht gedrängte Masse, die in völlig überfüllten Ausstellungssälen auf das Erscheinen der Punk-Ikone ausgeharrt hatte, geriet beim Auftritt der von der Queen zur „Dame“ erhobenen Designerin in heftige Aufregung.

Die „Aggression“ der deutschen Fans habe sie überrascht, meinte später die Pressechefin Westwoods, Denise Zamarioni. Gegen diese Verehrer brauche man wohl Ellbogen. Eine Erfahrung, die die Westwood-Truppe in anderen Ländern so nicht gemacht habe: In Australien etwa, erinnert sich Zamarioni, seien die Fans angenehm „layed back“ („entspannt“) und in Tokio einfach nur hysterisch. Westwood, die um den Hals ein Blechschild mit „I’m not a Terrorist – please do not arrest me“ („Ich bin kein Terrorist – bitte nicht verhaften“) trug und ihren Kopf mit kleinen Hörnern verziert hatte, nahm dann doch noch ein kurzes Bad in der Menge. Die schob sich mit Autogrammwünschen Zentimeter für Zentimeter vor, um dann festzustellen, dass „Dame Westwood“ längst entschwunden war: ein Stockwerk höher, wo die Sponsoren der Schau zum Menü eingeladen hatten.

Westwood sprach zur Eröffnung kein einziges Wort. „Sie sagt, dass sie in ihren 33 Jahren schon alle Fragen beantwortet hat“, erklärt Werner Lippert, ihr Sprecher. Claire Wilcox vom Victoria and Albert Museum in London, Kuratorin der hinreißenden Ausstellung und beste Kennerin von Leben und Werk der 64 Jahre alten Modeschöpferin, der von der Queen geadelten Lady, sagte: „Sie führen ein besseres Leben, wenn Sie interessante Kleider tragen.“

Interessant sind die Kleider von Vivienne Westwood: provozierend, schockierend, aber auch atemberaubend schön. Viele Designer der französischen und italienischen Avantgarde haben die Autodidaktin aus London, die viele Jahre als Professorin in Berlin arbeitete, kopiert. (mit dpa)

Vivienne Westwood – Die Retrospektive im NRW-Forum Kultur und Wissenschaft, Ehrenhof, Düsseldorf, bis 14. Mai.

Marianne Quoirin[Düsseldorf]

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