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Ausnahmezustand in Boston: Drei Bomben sind nach einem Marathonlauf in der US-Großstadt Boston explodiert.

© dpa

Update

Zwei Bombenexplosionen: Anschläge auf Boston-Marathon: Drei Tote, über 100 Verletzte

Zwei Bomben explodierten am Montag nach einem Marathonlauf in Boston. Ein weiterer Sprengkörper konnte entschärft werden. Laut Polizei kamen drei Menschen ums Leben, rund 100 Verletzte werden in den Krankenhäusern der Großstadt behandelt. Anschlagsdrohungen habe es zuvor zwar nicht gegeben. Die US-Bundespolizei geht jedoch von einem Terroranschlag aus.

Der traditionsreiche Marathonlauf in Boston ist am Montag Ziel eines Anschlags geworden. Die US-Bundespolizei gehe von einem Terroranschlag in Bosten aus, berichtete der TV-Sender CNN unter Berufung auf FBI-Beamten.

Nach zwei Explosionen nahe der Ziellinie entdeckte die Polizei in der Stadt im US-Bundesstaat Massachusetts „mehrere Sprengsätze“. Eine gute Stunde nach den Explosionen brach an der Kennedy-Bibliothek ein Feuer aus, das aber nicht durch eine Bombe verursacht wurde. Zuvor war die Polizei von einer weiteren Explosion ausgegangen.

Ein Sprengkörper sei entschärft worden. Ob es einen Zusammenhang gebe, sei noch unklar. Aber, sagte Polizeisprecher Ed Davis bei einer Pressekonferenz: „Sie können ihre eigenen Schlüsse ziehen.“ Es handele sich um eine „andauernde Gefahrenlage“. Es habe vor den Explosionen keine Anschlagsdrohungen gegeben. Nach Polizeiangaben vom späten Abend wurden mindestens drei Menschen getötet. Unter den Todesopfern in Boston ist laut dem örtlichen Sender WCVB ein acht Jahre altes Kind. Die Krankenhäuser in Boston berichteten später am Abend, dass rund 100 Verletzte behandelt worden seien.

Der TV-Sender NBC meldete unter Berufung auf Behördenkreise, dass die Polizei Sprengstoff am Explosionsort gefunden habe. Die Veranstalter des Marathons bezeichneten die Explosionen auf ihrer Seite im Onlinenetzwerk Facebook als „Bomben“. Dem Nachrichtensender CNN zufolge ereigneten sich die Detonationen gegen 14.45 Uhr (Ortszeit) im Abstand von etwa 15 Sekunden nahe der Ziellinie. Viele der Verletzten waren offenbar Zuschauer. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Rettungskräfte verwundete Menschen versorgten. Die Straßen waren mit Trümmern übersät. Die Gegend wurde weiträumig abgesperrt.

US-Präsident Barack Obama wies seine Regierung an, die Rettungsmaßnahmen und die Ermittlungen zu den Explosionen voll zu unterstützen. Aus dem Weißen Haus hieß es, Obama stehe im Kontakt mit den Behörden in Massachusetts und in Boston. Als Reaktion auf die Explosionen erhöhte die Polizei in New York ihre Sicherheitsvorkehrungen rund um „prominente Orte“ in der Ostküstenmetropole, teilte der stellvertretende Polizeichef Paul Browne mit. Die amerikanische Luftverkehrsbehörde FAA hat eine Flugverbotszone über Boston verhängt.

Nach den mutmaßlichen Bombenanschlägen auf den Boston-Marathon haben die Behörden nach den Worten von US-Präsident Barack Obama noch keine Erkenntnisse über Täter oder Motiv. „Wir werden herausfinden, wer das getan hat, und wir werden sie zur Rechenschaft ziehen“, sagte Obama am Montagabend (Ortszeit) in einer kurzen Rede. Obama wies zudem die Bundesbehörden an, die Sicherheitsmaßnahmen in den USA - wo erforderlich - zu erhöhen.

Der Lauf in Boston ist die älteste jährliche Marathon-Veranstaltung der Welt und wird seit dem Jahr 1897 ausgetragen. An dem Wettkampf nehmen mehr als 20 000 Läufer teil, hunderttausende Zuschauer säumen die Straßen.

Tausende Menschen hatten entlang der Straßen der Stadt im Nordosten der USA die Läuferinnen und Läufer angefeuert. Die deutsche Marathonläuferin Sabrina Mockenhaupt war als Zehnte ins Ziel gekommen. „Ich bin ok. Schrecklich, was hier passiert ist“, schrieb sie beim Kurznachrichtenportal Twitter. Nach der Explosion sollen viele Läufer weitergerannt sein, um in den Kliniken Blut zu spenden, berichtete der Sender NBC. Es ist das erste Mal, dass ein Anschlag auf einen Marathon verübt worden ist.

Als der 23-jährige Lelisa Desisa aus Äthiopien ins Ziel eingelaufen war, herrschte noch Karnevalsstimmung. Bei den Frauen hatte die Kenianerin Rita Jeptoo als erste die Ziellinie überquert. Desisa hatte nach der Siegerehrung noch die tolle Stimmung gelobt. „Es hat Spaß gemacht. Die Leute, das Wetter, das Rennen – alles war heute gut.“ Wenig später war nichts mehr gut. Großes Glück hatte Jürgen Lock, Geschäftsführer des Berlin-Marathons. Der Berlin-Marathon bildet mit den City-Läufen von New York, Chicago, Boston und London die World Marathon Majors. Lock hatte den Zielbereich nur eine knappe halbe Stunde vor der ersten Explosion verlassen. Eine der Explosionen soll sich in einem Laufgeschäft oder in unmittelbarer Nähe davon ereignet haben.

Die US-Flaggen über dem Kongressgebäude in Washington wehen nach dem Bombenanschlag in Boston auf Halbmast. Das ordnete Parlamentspräsident John Boehner am Montag an. „Das ist ein schrecklicher Tag für alle Amerikaner“, schrieb er in einer Mitteilung. (rtr/AFP/dpa/Tsp)

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