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Debbie Milke

© dpa

Zwei Jahrzehnte in der Todeszelle: Debra Milke kommt frei

Die in den USA zum Tode verurteilte gebürtige Berlinerin Debra Milke darf das Gefängnis gegen Kaution verlassen. Sie könnte schon an diesem Samstag frei kommen.

Berlin - Für Debra Milke geht nun doch ein Traum in Erfüllung: Nach 22 Jahren in der Todeszelle kommt die in den USA verurteilte gebürtige Berlinerin vorerst frei. Eine Richterin im US-Bundesstaat Arizona entschied am Donnerstag, dass die 49-Jährige bis zur Neuaufnahme ihres Verfahrens gegen eine Kaution von 250 000 Dollar (etwa 190 000 Euro) das Gefängnis verlassen darf.

Milke war im Oktober 1990 für die Anstiftung zur Tötung ihres Sohnes Christopher zum Tode verurteilt wurden. Der Vierjährige war im Dezember 1989 in der Wüste von Arizona hinterrücks erschossen worden. Neben Milke wurden auch ihr damaliger Mitbewohner James Styers sowie dessen Freund Roger Scott wegen Mordes angeklagt und zum Tode verurteilt.

Keines der Urteile wurde bislang vollstreckt. Im Gegensatz zu Scott und Styers, deren Schuld an Christophers Tod erwiesen scheint, kann Todeskandidatin Debra Milke nach mehr als zwei Jahrzehnten im Todestrakt des Frauengefängnisses von Perryville (Arizona) auf Rehabilitierung und ein dauerhaftes Leben in Freiheit hoffen.

Ein Berufungsgericht hatte das Todesurteil gegen sie im März mit dem Verweis auf einen unfairen Prozess aufgehoben und ihre Freilassung angeordnet, sofern der Staat Arizona den Fall nicht neu aufrollt. Die Staatsanwaltschaft will aber an ihrer Anklage festhalten und auch in einem neuen Verfahren die Todesstrafe für Milke fordern.

Zweifelhafte Aussage eines Polizisten belastete Debra Milke

Die junge Mutter war damals aufgrund eines angeblichen Geständnisses schuldig gesprochen worden – einem Geständnis, dass es laut der Angeklagten aber nie gegeben hat. Schlüsselfigur dabei ist der frühere Polizeibeamte Armando Saldate, der Milke kurz nach dem Tod Christophers unter vier Augen vernommen hatte. Von dem Gespräch, in dem Milke laut Saldate den Mord an ihrem Sohn zugab, gibt es weder einen Mitschnitt noch ein schriftliches Protokoll – obwohl eine entsprechende Dokumentation schon zum damaligen Zeitpunkt üblich war. Milke beteuerte ihre Unschuld, Aussage stand gegen Aussage. Die Laien-Jury glaubte am Ende dem Ermittler.

Dass viele Jahre nach dem Urteilsspruch Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Polizisten auftauchten, ist der akribischen Recherche amerikanischer Jura-Studenten zu verdanken. Sie sichteten Hunderte von Gerichtsakten, um die Person und die polizeiliche Ermittlungsarbeit Armando Saldates zu hinterfragen. Wie sich herausstellte, hatte der Polizist mehrfach Delinquenten erpresst und vor Gericht gelogen. Auch in dem neuen Prozess will die Staatsanwaltschaft aber auf Saldate als Zeugen zurückgreifen.

Familie und Freunde zahlen Kaution

„Die Beweise reichen nicht aus, und die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß genug, dass die Angeklagte die ihr zur Last gelegten Verbrechen begangen hat“, begründete Richterin Rosa Mroz vom Maricopa County Gericht am Donnerstag ihre Entscheidung, Milke nun auf Kaution freizulassen. Debra Milkes Mutter, die in Deutschland lebt, zeigte sich hocherfreut über die bevorstehende Freilassung ihrer Tochter. „Wir sind überglücklich“, schrieb die Mutter Renate Janka in einer Mail an die BR-Fernsehsendung Report München.

Die Kaution wurde Milkes Unterstützern zufolge „im engsten Familien- und Freundeskreis“ bereits aufgebracht. Es wurde daher erwartet, dass Milke an diesem Samstag freikommt. US-Medienberichten zufolge haben Unterstützer ein Haus in der Stadt Phoenix im US-Bundesstaat Arizona gefunden, in dem Milke vorerst leben könne.

Der neue Prozess soll am 30. September beginnen. Weihnachten wird Debbie Milke zum ersten Mal seit mehr als zwei Jahrzehnten in Freiheit feiern können.

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