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Panorama: Zwei Meter vor dem Haus klafft der Abgrund

Ein gewaltiger Küstenabbruch erschüttert Rügen – er war noch größer als vor drei Wochen

Lohme Unheimlich sei es gewesen, sagt Friederike Bartel. Der Schreck sitzt ihr am Tag nach dem gigantischen Küstenabbruch in Rügens Küstendorf Lohme noch in den Gliedern. „Plötzlich klirrten die Gläser in den Schränken, die Wände wackelten. Wir dachten erst, da sei ein Lastwagen zu später Stunde noch an unserem Wohnhaus vorbeigedonnert“, erinnert sich die 20-Jährige, deren Haus schätzungsweise 400 Meter von der Kliffkante entfernt steht. Ihre Nachbarin, die noch 200 Meter näher an der Absturzstelle wohnt, bemerkte am Samstag kurz nach 22 Uhr ein bedrohliches Ächzen, das durch das Fachwerk des alten Kapitänhauses ging. „Als ich heraussah, waren plötzlich die Bäume vor dem Haus verschwunden.“

Erst einen Tag nach dem unheimlichen Naturspektakel wird sichtbar, wie knapp die Bewohner des kleinen Küstendorfs Lohme an einer Katastrophe vorbeigeschrammt sind. Auf einer Länge von 100 Metern waren plötzlich gewaltige Erdmassen von der Küstenkante in 20 Meter Tiefe gestürzt.

Der Abbruch war noch viel gewaltiger als jener vor drei Wochen, als Rügens berühmte Wissower Klinken in die Tiefe stürzten. Diesmal sackte eine Fläche von mehr als zwei Fußballfeldern hinunter zum Ostseestrand. Experten schätzen den bislang größten Küstenabbruch der letzten Jahrzehnte auf weit über 100 000 Kubikmeter. Der Abbruch machte erst 2,5 Meter vor einem dreistöckigen Diakonieheim Halt. Ein Teil der Rollstuhlrampe vor dem Haus wurde in die Tiefe gerissen. Vor dem Haus klafft ein riesiger Abgrund. Noch in der Nacht wurden die Bewohner des erst kürzlich für zwei Millionen Euro sanierten Heimes evakuiert. Nachbarn halfen. Rügens Landrätin Kerstin Kassner (PDS) kündigte zur Sicherheit die Sperrung weiterer Küstenabschnitte noch vor dem Urlauberansturm zu den Osterfeiertagen an. ddp

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