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Lodernde Flammen. Die Bochumer Feuerwehr musste in der Nacht 180 Patienten aus dem brennenden Krankenhaus retten.

© dpa

Zwei Tote nach Brand in Bochum: Inferno im Krankenhaus

Ein nächtliches Feuer in der Bochumer Bergmannsheil-Klinik kostet zwei Patienten das Leben. Viele müssen sich unter dramatischen Umständen retten. Die Brandursache ist ungeklärt.

Als die Bochumer Feuerwehrleute sechs Minuten nach dem ersten Alarm am brennenden Bergmannsheil-Krankenhaus eintrafen, spielten sich vor ihren Augen dramatische Szenen ab: Patienten standen an den Fenstern, während hinter ihnen schon die Flammen loderten; Menschen knoteten Bettlaken aneinander, um in ein tieferes Stockwerk fliehen zu können.

Gottfried Wingler-Scholz von der Einsatzleitung der Feuerwehr berichtet, das Feuer sei zu diesem Zeitpunkt bereits „ungewöhnlich weit fortgeschritten“ gewesen. Die Feuerwehr versuchte zunächst die 180 Patienten zu retten, die sich in der Nacht gegen 2.30 Uhr in dem Gebäude befanden. Dabei mussten die Rettungskräfte viele Patienten aus hoch gelegenen Stockwerken tragen. Für zwei Menschen kam allerdings jede Hilfe zu spät. Die Patientin aus dem Zimmer, in dem das Feuer ausgebrochen war, starb vor Ort. Bei einem Patienten aus dem Nachbarzimmer mussten die Rettungskräfte auch feststellen, dass er vor Ort verstorben war. Zur Brandursache konnte die ermittelnde Polizei aus Dortmund am Freitagmittag noch keine Angaben machen.

Polizeisprecher Oliver Peiler erklärte, Brandermittler seien im Gebäude, es sei aber zu früh, um die Ursache zu benennen. Die bei Feuerwehrleuten und Krankenhauspersonal kursierenden Gerüchte seien aber Gegenstand der Ermittlungen. So hieß es, die Patientin im Brandzimmer habe sich selbst angezündet. Die Patientin befand sich auf der Station für septische Chirurgie, über den Grund ihrer Behandlung machte das Klinikum keine Angaben. Als Glück im Unglück, bezeichnete es ein Feuerwehrmann, dass in den Stockwerken sieben und acht keine Patienten untergebracht sind. Die dortigen Möbel- und Matratzenlager hätten die Brandentwicklung aber möglicherweise begünstigt.

Erst nach mehr als zwölf Stunden war das Feuer gelöscht. Die Feuerwehr aus Bochum wurde von Einsatzkräften aus dem ganzen Ruhrgebiet unterstützt. Über 200 Einsatzkräfte waren vor Ort. Vier schwerverletzte Patienten wurden mit Hubschraubern in Kliniken nach Wiesbaden, Leipzig und Mainz ausgeflogen. 100 Patienten des Krankenhauses wurden am Morgen vorzeitig entlassen, um Kapazitäten freizuhalten. Der Betrieb in den anderen Häusern des Bergmannsheil-Klinikums geht eingeschränkt weiter. Derzeit werden allerdings keine neuen Patienten aufgenommen.

NRW-Innenminister Jäger bezeichnet das Feuer als "Alptraum"

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger eilte am Morgen zum Bochumer Brandort und zeigte sich bestürzt. Er bezeichnete das Feuer als „Alptraum“ und bedankte sich bei den Rettungskräften, die durch ihr mutiges Eingreifen verhindert hätten, dass noch mehr Menschen dem Brand zum Opfer fallen. Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch sprach vor Ort von einem „erschütternden Ereignis“ für die ganze Stadt.

Viele Anwohner des zentrumsnah gelegenen Krankenhauses berichteten davon, in der Nacht vom Rauch geweckt worden zu sein. Ganze Straßenzüge lagen im Qualm. An Schlaf sei ab drei Uhr nicht mehr zu denken gewesen, berichtet eine junge Anwohnerin. Pausenlos seien Sirenen und Hubschrauber zu hören gewesen. Auch sie bezeichnet den Brand als Schock, weil es in einem Krankenhaus besonders hilflose Menschen treffe.

Das Bergmannsheil-Krankenhaus gilt als älteste Unfallklinik der Welt. Es wurde im Jahr 1890 von der Berufsgenossenschaft der Bergarbeiter eröffnet, um bei Unfällen schnell helfen zu können. Im Bergmannsheil gab es von Anfang an Krankenwagen, um verunglückte Bergmänner schnell versorgen zu können.

Auch bei der Röntgendiagnostik gehörte das Krankenhaus zu den ersten in Deutschland. Nach der kompletten Zerstörung im zweiten Weltkrieg wurde das Krankenhaus wieder aufgebaut. Heute ist es Universitätsklinikum der Bochumer Ruhr-Universität und verfügt über 23 Fachgebiete. Den Schwerpunkt auf Unfallchirurgie hat das Krankenhaus allerdings nie aufgegeben. Mit 652 Betten und über 200 Ärzten gehört es zu den größten Krankenhäusern im Ruhrgebiet.

Sebastian Weiermann

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