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Panorama: Zwischen Hoffen und Bangen

Das Hochwasser geht in weiten Teilen Deutschlands zurück. In Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt bleibt die Lage angespannt.

Berlin - Trotz sinkender Pegelstände in den Hochwassergebieten besteht wegen weicher Deiche nach wie vor die Gefahr von Dammbrüchen. Mancherorts belasteten auch Regenschauer die Deiche der Elbe zusätzlich. Die Bewohner der Altstadt-Insel von Hitzacker in Niedersachsen durften am Freitag in ihre Häuser zurück, für die Menschen in Lauenburg in Schleswig-Holstein blieb eine Rückkehr weiter ungewiss. In Sachsen-Anhalt standen nach wie vor viele Dutzend Quadratkilometer unter Wasser. Bundespräsident Joachim Gauck zeigte sich am Freitag bei einem Besuch im bayerischen Deggendorf erschrocken über die Kraft der Wassermassen, die er vom Hubschrauber aus sehen konnte. Auch die vom Hochwasser betroffenen Anwohner imponierten Gauck: „Das Allerbeeindruckendste ist aber: Du schaust die Menschen an – die sind total erschöpft, aber nicht traurig. Die sind innerlich bewegt.“

Die Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände und der Bundesorganisationen der Feuerwehren dankte in einer Mitteilung allen Helfern. „Sie haben die Not der betroffenen Menschen gelindert und noch Schlimmeres verhindert – dafür gebührt Ihnen unsere Hochachtung!“ Allein bei den Freiwilligen, Berufs- und Werkfeuerwehren seien mehr als 82 000 Menschen im Einsatz gewesen.

Der Vorstandschef der Deutschen Bahn, Rüdiger Grube, bezifferte unterdessen den durch das Hochwasser entstandenen Schaden auf „mehrere hundert Millionen Euro“. Die Kosten für Reparaturen an Gleisen und Brücken müssten allerdings noch ermittelt werden.

EU-Finanzkommissar Janusz Lewandowski sicherte in Brüssel den Flutopfern in Deutschland zügige Hilfen zu. Voraussetzung sei, dass die Schäden erfasst und ein Antrag auf Hilfe aus dem Europäischen Solidaritätsfonds gestellt werde. Der Vorsitzende des Ausschusses für Haushaltskontrolle im Europäischen Parlament, Michael Theurer (FDP), rechnete laut Mitteilung mit bis zu 500 Millionen Euro der EU. Am Donnerstag hatten Bund und Länder einen Hilfsfonds von etwa acht Milliarden Euro beschlossen.

Landesweit sanken in Sachsen-Anhalt die Pegelstände von Elbe und Saale. In Magdeburg sollte am Freitag wieder an allen Schulen Unterricht sein. Sämtliche Bewohner konnten inzwischen in ihre Häuser zurück. Im Landkreis Stendal im Norden von Sachsen-Anhalt, wo bisher ein rund 200 Quadratkilometer großes Gebiet unter Wasser stand und Tausende ihre Wohnungen verlassen mussten, sollte nach dem Durchbruch der Landstraße 18 ein Aufklärungsflug zeigen, wo das Wasser über Nacht hingeflossen ist.

Auch in Lauenburg (Schleswig-Holstein) war die Elbe weiter auf dem Rückzug. Am Freitag wollten Einsatzkräfte damit beginnen, Pumpen in die Altstadt zu schaffen, um sie vom Wasser zu befreien. Wann die rund 300 Bewohner wieder in ihre Häuser können, blieb zunächst unklar. Am Pegel in Lauenburg wurden am Vormittag 9,31 Meter gemessen – zehn Zentimeter weniger als am Donnerstagabend. Normalerweise beträgt der Wasserstand rund 4,80 Meter.

Im Norden Brandenburgs ging das Wasser weiter zurück. Am Freitagmorgen wurde in Wittenberge ein Pegelstand von 7,17 Metern gemessen, etwa 60 Zentimeter weniger als noch drei Tage zuvor, die Evakuierung wurde aufgehoben. Trotzdem gebe es noch keine grundsätzliche Entwarnung, weil das Wasser nach wie vor stark auf die Deiche drücke. Die Hochwassergefahr könne noch etwa eine Woche andauern, hieß es. Im Spreewald durften ab Freitagnachmittag die Kahnfährleute wieder Touristen an Bord nehmen, wenn auch nur auf ausgewiesenen Routen. Die zugelassenen Strecken werden den Kahnfährhäfen mitgeteilt, in Burg, Lübbenau, Lübben und anderswo können Touristen wieder auf Tour gehen. Das individuelle Paddeln oder Kanufahren ist nach wie vor verboten.

Der Katastrophenalarm in Mecklenburg-Vorpommern soll trotz sinkender Pegelstände in Dömitz und Boizenburg erst nächste Woche aufgehoben werden. Voraussichtlich am Dienstag könnten die Schulen wieder öffnen und die Schulbusse wieder fahren. Auch das Krankenhaus in Boizenburg war am Freitag noch geschlossen. Der Wasserstand der Elbe sank trotz teils ergiebiger Regenfälle in der Nacht zum Freitag weiter. dpa/das

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