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Dies war mal ein Haus: Im südaustralischen Tully wütete der Sturm mit am schlimmsten.

© dpa

Zyklon "Yasi" fordert Todesopfer: Ruhe nach dem Sturm

Nach dem Durchzug des Zyklons "Yasi" in Australien ist jetzt ein erstes Todesopfer vermeldet worden. Dennoch: Der Sturm hat weniger Schaden angerichtet als befürchtet – Australien war gut vorbereitet.

Der Zyklon "Yasi", der am Mittwoch den Südosten Australiens heimsuchte, hat entgegen zunächst anderslautender Meldungen doch ein Todesopfer gefordert: Ein Mann ist in einem Haus erstickt, als er sich vor dem Wirbelsturm in Sicherheit bringen wollte. Der 23-Jährige wurde in dem Ort Ingham gefunden. Vermutlich hatte er in dem Haus die Abgase von einem Dieselgenerator eingeatmet, berichteten Medien am Freitag.

Dennoch: „Erleichterung“ dürfte am Donnerstag eines der am meisten gebrauchten Worte in Australien gewesen sein. Erleichterung darüber, dass im schlimmsten Wirbelsturm seit 100 Jahren kaum Verletzte gegeben hat. Und Erleichterung darüber, dass die Schäden wesentlich geringer ausgefallen sind als befürchtet. Doch Zehntausende haben die Horrornacht in Verschlägen und Badezimmern, Notunterkünften und bei Freunden verbracht, um dem Wüten des Zyklons „Yasi“ zu entgehen. Am Freitag saßen noch zahlreiche Touristen in der Unwetterregion fest, heftiger Platzregen, der noch bis Samstag andauern soll, verhinderte die Evakuierung.

Das Durchatmen half den Menschen in den am schlimmsten betroffenen Ortschaften dementsprechend wenig. Kleinere Orte wie Tully 140 Kilometer südlich von Cairns erwischte es am schlimmsten. Dort waren die Straßen übersät mit Bruchstücken von Häusern, Aluminiumdächer hatten sich um die noch verbliebenen Strommasten gewickelt, Ampeln waren umgeknickt worden wie Streichhölzer. Immerhin hatte der „Goldene Gummistiefel“ das Desaster überlebt, der Tullys zweifelhaften Ruf als „nasseste Stadt Australiens“ symbolisiert.

Etwa ein Drittel der Häuser sei beschädigt oder zerstört, sagte der örtliche Bürgermeister Bill Shannon. Außerdem seien auch viele Geschäfte in Mitleidenschaft gezogen worden. Stephanie Grimaz hatte den Sturm in ihrem Haus miterlebt und war noch am Tag danach schockiert von der Stärke. „Wir leben in einem ziemlich soliden Betonhaus, und selbst das hat gewackelt!“ Sie und ihr Mann hatten den Sturm im Erdgeschoss ihres Hauses verbracht und noch zwei Paare aufgenommen, die sie zwar kaum kannten, die aber in weniger sturmfesten Häusern wohnen. Auch in den nahen Gemeinden Mission Beach und Cardwell wurden viele Häuser schwer beschädigt.

Der vergleichsweise geringe Schaden im gesamten Sturmgebiet war vor allem der Tatsache zuzuschreiben, dass das Auge des Sturms ungefähr in der Mitte zwischen den am stärksten besiedelten Zentren Nordqueenslands auf die Küste traf. Weder Townsville im Süden mit seinen rund 170 000 Einwohnern noch Cairns (120 000 Einwohner) im Norden wurden voll erwischt. In beiden Städten wurden zwar Bäume umgeknickt, ansonsten hielt sich die Zerstörung aber im Rahmen. Am ärgerlichsten war noch der stundenlange Stromausfall in fast 150 000 Haushalten. Mitten im australischen Hochsommer fielen deshalb die Klimaanlagen aus. Weniger traurig dürften zehntausende Kinder sein. Ihre Schulen bleiben auch am Freitag noch geschlossen. Die meisten der 11 000 Flüchtlinge in den Evakuierungszentren kehrten mittlerweile nach Hause zurück.

Schwere Zeiten werden in Kürze für Australiens Bananenliebhaber anbrechen. Die besonders schwer betroffene Gegend um Tully und Innisfail, die im Jahr 2006 schon von Zyklon „Larry“ verwüstet worden war, ist eines der Hauptanbaugebiete der Früchte. Einige Erzeuger hatten noch rechtzeitig so viele Stauden wie möglich geerntet, alle anderen wurden von dem Monstersturm total plattgewalzt, die flachen Wurzeln boten Winden von fast 300 Stundenkilometern kaum Widerstand. Die Verbraucher müssen sich jetzt auf Preise von umgerechnet mehr als zehn Euro pro Kilo einstellen, derzeit kosten Bananen noch weniger als zwei Euro. Die Zuckerpreise waren bereits vor Eintreffen des Zyklons weltweit in die Höhe geschossen, weil Australien zu den drei größten Exporteuren der Welt gehört. Rund ein Drittel der Anbaufläche wurde zerstört.

Trotzdem wird die Regierung in der Hauptstadt Canberra aufatmen, dass auf sie nicht ähnliche Aufwendungen zukommen werden wie nach der Flutkatastrophe vor ein paar Wochen, die den Staat nach bisherigen Schätzungen mehr als vier Milliarden Euro kosten wird. Diese Kosten sollen durch eine Sonderumlage finanziert werden. Regierungschefin Julia Gillard hat aber bereits angekündigt, dass alle jetzt zusätzlich entstandenen Kosten durch Streichungen im Haushalt gedeckt werden sollen. (mit dpa)

Alexander Hofmann

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