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İpek İpekçioğlu ist als DJ Ipek bekannt.

© Uygar Önder Simsek

75 Visionen für Berlin - Folge 11: „Berlin kann noch bunter werden“

DJ Ipek wünscht sich, dass die Stadt ihren vielfältigen Charme behält. Multi- statt Monokultur ist ihre Devise. Außerdem sollen die Grünanlagen gepflegt werden.

İpek İpekçioğlu, 48, ist DJ, Produzent*in, Kurator*in und QueerAktivist*in. Sie* lebt in Berlin.

Ich bin in Berlin aufgewachsen und lebe seit 1979-1980 hier. Berlin ist eine Stadt, die pulsiert, die sich ständig wandelt, in Bewegung ist. Deswegen liebe ich Berlin auch so sehr. Aber gerade deswegen müssen wir darauf achten den Charme Berlins gemeinsam zu erhalten.

Die Mieten und Immobilienpreise müssen sinken

Ich möchte nicht, dass das Stadtbild von Großkonzernen und neu gebauten Luxuswohnungen dominiert wird, während alt eingesessene Bewohner*innen in die Außenbezirke oder sogar in andere Städte ziehen müssen. Durch die starke Gentrifizierung sind die Immobilienpreise explodiert.

Die Mieten und die Immobilienpreise in Berlin müssen sinken. Die Stadt wird immer exklusiver und teurer, doch Berlin ist gerade dadurch reich, dass es bisher nicht so exklusiv, sondern inklusiv war und billiger war als viele andere Metropolen.

Hier leben seit vielen Jahrzehnten Migrant*innen, Geflüchtete, Schwarze und weiße Deutsche, Akademiker*innen und Arbeiter*innen, Immigrant*innen, LGBTQI, Menschen mit verschiedenen Religionen, Lebensformen und körperlichen Befähigungen.

Die Clubs, Kunst-, und Kulturstätten, Cafés und internationalen Restaurants sowie die vielen sozialen Einrichtungen und verschiedenen Communities bereichern diese Stadt. Genau diese Vielfalt macht Berlin stark, und davon könnte es noch viel mehr geben. Berlin kann noch bunter werden. Multi- statt Monokultur!

[Vor 75 Jahren ist der Tagesspiegel als erste Berliner Zeitung nach dem Krieg gegründet worden. Wir bitten 75 engagierte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Sport und Zivilgesellschaft, uns ihre Ideen für die Zukunft dieser Stadt zu schildern. Alle bisher erschienenen Beiträge dieser Serie lesen Sie hier.] 

Berlin darf sich nicht in einem Maße kommerzialisieren wie es etwa Städte wie New York, London oder teilweise auch Hamburg getan haben. Denn das führt zur Spaltung und Entfremdung einer Stadtgesellschaft.

Deshalb ist es auch immens wichtig, dass sich Berlin seinen widerständigen, politisch aktiven Geist bewahrt. Ich wünsche mir, dass weiterhin laut demonstriert, statt in stille Depression verfallen oder in die innere Immigration gegangen wird. Wer diese Stadt mitgestalten will, kann seine* / ihre* Stimme erheben.

In der neuen Serie "75 Visionen für Berlin" feiert der Tagesspiegel sein Jubiläum mit der Veröffentlichung von 75 kleinen und großen Gastbeiträgen.
In der neuen Serie "75 Visionen für Berlin" feiert der Tagesspiegel sein Jubiläum mit der Veröffentlichung von 75 kleinen und großen Gastbeiträgen.

© Illustration: Felix Möller für Tagesspiegel

Ein Punkt, der mir auch sehr wichtig ist: der Erhalt und Ausbau der Parks, Grünanlagen und Kleingartenanlagen. Zu Beginn der Corona-Pandemie haben wir gemerkt wie wichtig sie für uns sind. Ich bin davon überzeugt, dass die Zahl der Selbstmorde stark angestiegen wäre, wenn wir während des Lockdowns nicht die Möglichkeit gehabt hätten, einfach mal raus in einen Park zu gehen.

Im Vergleich zu anderen Städten habe ich Berlin schon immer als sehr grün empfunden. Es ist ein unglaubliches Privileg, dass wir hier so viele Bäume, Parks und Gärten haben. Da sind Städte wie Istanbul oder İzmir viel schlechter dran. Dort ist man oft in Mauern gefangen, wird vielleicht auch aggressiv dadurch.

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Aber es ist einfach ein menschliches Bedürfnis, Kontakt zur Natur zu haben, mal etwas Grünes zu sehen und auch mal ein paar Tomaten anzubauen. Was hier etwa in Gemeinschaftsgärten wie dem Klunkerkranich oder auf dem Tempelhofer Feld möglich ist. Berlin muss eine grüne Stadt bleiben!

Und wo wir gerade dabei sind: Als leidenschaftliche Tischtennisspielerin wünsche ich mir, dass in den Grünanlagen für bessere Tischtennisplatten und Böden gesorgt wird. Vor allem dürfen die beiden Platten am Kanal in der Ratiborstraße nicht abgerissen werden. Auch andere öffentliche Sportanlagen, wie Basketball- und Volleyballplätze sollen erhalten und gepflegt werden. Die Menschen brauchen solche Orte zum Runter- und Zusammenkommen.

Die Mauer ist weg. So soll es auch in der Zukunft sein.

İpek İpekçioğlu

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