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Sunil Guptas Motiv Untitled #13 aus der Serie „The New Pre-Raphaelites”, 2008.

© Sunil Gupta/ courtesy of the artist and Hales Gallery, Stephen Bulger Gallery and Vadehra Art Gallery

Ausstellung im Schwulen Museum*: Aufbruch in ein utopisches inter Universum

Mit „Mercury Rising – Inter* Hermstory[ies] Now and Then“ zeigt das Schwule Museum* seine erste Ausstellung zur inter Bewegung in Gesellschaft, Kunst und Kultur.

Das Sternchen im Namen des Schwulen Museums* zeigt an, dass es dort schon lange nicht mehr nur um Schwules geht. So gab es 2018 etwa ein „Jahr der Frau“ mit vielen lesbischen Perspektiven, auch trans Themen werden häufig beleuchtet.

Eine Leerstelle gibt es allerdings: Das I für „inter“ in LGBTIQ kam bisher nicht vor. Intergeschlechtliche Aktivist*innen kritisierten das, nachdem das Schwule Museum mit „Love at first Fight!“ vor zwei Jahren eine Ausstellung zur queeren Bewegungsgeschichte in Deutschland gezeigt hatte, ohne inter Menschen einzubeziehen. Die Museumsmacher*innen fanden das berechtigt und ließen sich in einem Workshop fortbilden.

Stolzer Blick in die Kamera

Ein Resultat dieser Bewusstseinserweiterung ist „Mercury Rising – Inter* Hermstory[ies] Now and Then“, die erste Ausstellung des Hauses zur inter Bewegung in Gesellschaft, Kunst und Kultur. Dabei sind nur Werke zu sehen, die von und mit inter Menschen geschaffen wurden.

Das ist zentral, weil diese Gruppe jahrhundertelang überwiegend von außen betrachtet wurde, oft auf übergriffige oder pathologisierende Weise. Die Hauptmedien der Schau sind Fotografien und Zeichnungen, die damit quasi zurückerobert werden, denn traditionell dienten sie dazu, inter Menschen als widernatürlich darzustellen, etwa in Medizinlehrbüchern.

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In eine kraftvolle Opposition zu diesem Blickregime tritt etwa das schwarzweiße Foto-Porträt von Mani Mitchell, das Rebecca Swan 1998 aufgenommen hat. Mit freiem Oberkörper blickt Mitchell stolz in die Kamera. Auf der Haut ist in Großbuchstaben zu lesen „I am not a monster“. Mani Mitchell, Jahrgang 1953, stammt aus Neuseeland und war 1997 beim weltweit ersten öffentlichen inter Treffen in den USA dabei.

Der QR-Code neben dem Foto führt zum Videomitschnitt dieses Treffens – ein bewegendes Zeugnis, das viel über das Leid erzählt, das inter Menschen durch chirurgische Eingriffe zugefügt wurde, aber auch über das empowernde Moment, andere inter Menschen kennenzulernen.

Die Rauminstallation „Mercury Rising“ von Giegold & Weiß.
Die Rauminstallation „Mercury Rising“ von Giegold & Weiß.

© Mika J. Wisskirchen/Schwules Museum

Einen solchen Effekt könnte auch „Mercury Rising“ haben, denn die Ausstellung versammelt eine Vielzahl von inter Stimmen und Bildern aus verschiedenen Ländern.

Der indische Fotograf Sunil Gupta zeigt etwa ein wunderschönes Porträt aus seiner Serie „The New Pre-Raphaelites“, auf dem eine Person im orange-grünem Sari zu sehen ist. Sie trägt Schmuck, einen roten Punkt zwischen den Augen und schaut selbstbewusst in die Kamera. Und Adeline Berry aus Irland stellt eine Reihe von inter Aktivist*innen wie Morgan Carpenter oder Pigeon Pagonis in schwarz-weißen Comiczeichnungen vor.

[Schwules* Museum, bis 14.2., Mo, Mi, Fr 12–18, Do 12–20, Sa 14–19, So14–18 Uhr]

Das Zentrum der Schau bildet die multimediale Installation „Mercury Rising“ von Giegold & Weiß, die die Anmutung eines Raumschiffes hat. Außen silbern glänzend sind auf den pink angestrahlten Innenwänden sich überlagernde, teils abstrakte Zeichnungen und Inschriften zu sehen. „The space never comments bodies“ ist da etwa zu lesen. Inspiriert wurde die Gestaltung durch die Aussagen von intergeschlechtlichen Aktivist*innen, die nach ihren Utopien für die Community gefragt worden waren.

An Hörstationen, die sich an inter Besucher*innen richten, sind einige der Visionen dokumentiert. Doch auch so kommt rüber, dass das inter Utopia ein warmer Ort ist – voller Liebe und Musik.

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