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Bunte Uni. Die HU hat einen neuen inklusiben Sprachleitfaden.

© imago/Rolf Zöllner

Diskussion um gewählte Vornamen: Humboldt-Uni will mehr für trans Studierende tun

Unisextoiletten und gerechte Sprache: Der Akademische Senat der HU diskutierte über den Umgang mit Studierenden, die trans oder nicht-binär sind.

Was kann die Uni tun, damit auch nicht-binäre und trans Personen angstfrei studieren können? Darüber diskutierte am Dienstag der Akademische Senat (AS) der Humboldt-Universität. Es ging unter anderem darum, ob trans Studierende ihren gewählten Namen in Online-Systemen und auf Uni-Dokumenten verwenden dürfen, auch wenn dieser noch nicht offiziell geändert ist. Eine solche Maßnahme würde unter anderem verhindern, dass sie vor anderen Uni-Mitgliedern zwangsgeoutet werden.

Eingebracht hatte den Antrag die Psychologie-Professorin Jule Specht. Sie plädierte außerdem für Unisextoiletten an der HU. Häufig würden nicht-binäre Studierende, also die, die sich nicht eindeutig einem Geschlecht zuordnen, sowohl von den Männer- als auch von den Frauentoiletten vertrieben, berichtete sie. Dem gelte es vorzubeugen, indem man Toiletten für nicht-binäre Personen einrichtet.

„Warum trauen wir uns nicht?“

Spechts Forderungen stießen bei den meisten Mitgliedern des Gremiums auf Zustimmung. Der Justiziar der HU, Thomas Eschke, bezweifelte allerdings, ob der AS die rechtliche Grundlage für derartige Beschlüsse habe – eine Einschätzung, die HU-Vizepräsident Peter Frensch teilte.

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Außerdem sei eine Nennung des gewählten Namens auf Zeugnisdokumenten rechtlich nicht umsetzbar. Eschkes Einlassungen stießen auf Kritik, besonders von den Studierenden. Die Rechtsauffassung sei politisch motiviert, es gebe dem widersprechende Einschätzungen. „Warum trauen wir uns nicht?“, fragte der Studierendenvertreter Joao Fidalgo.

Die TU hat auf Kritik reagiert

Einig waren sich die Anwesenden, dass die Verwendung gewählter Vornamen bei allen hochschulinternen Angelegenheiten zulässig wäre. Das besagt auch eine rechtliche Einschätzung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Die Technische Universität (TU) hat hier bereits auf Kritik reagiert.

Seit Anfang des Wintersemesters ist es möglich, den gewählten Vornamen auf allen Dokumenten der Hochschule zu führen. Die Studierenden müssen dafür den Ergänzungsausweis der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (DGTI) vorlegen.

Der Akademische Senat der HU konnte sich aber nur darauf einigen, das Präsidium aufzufordern, auf die Umsetzung der von Specht eingebrachten Punkte „hinzuarbeiten“. Im Sommersemester 2020 soll dem AS noch einmal berichtet werden.

Gender-Sternchen und „kreative Umformulierungen“

Ebenfalls auf der Tagesordnung stand der Leitfaden für geschlechtergerechte Sprache an der Humboldt-Universität. Die 31 Seiten lange Broschüre wurde vom Büro der zentralen Frauenbeauftragten der Uni erarbeitet. In dem Leitfaden wird für Formulierungen mit Gender-Sternchen oder Gender-Gap geworben. Auch wird Mitarbeitenden der Uni empfohlen, „kreative Umformulierungen“ zu finden. Alternativformulierungen umfassen etwa Substantivierungen oder unpersönliche Pronomen.

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Die HU ist rechtlich verpflichtet, die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern zu beachten. Das geht aus der Geschäftsordnung für die Berliner Verwaltung hervor. Die TU und die Freie Universität haben bereits einen entsprechenden Leitfaden entworfen.

Der AS kritisiert Ungenauigkeiten im Leitfaden

„Es würde der Humboldt-Universität gut zu Gesicht stehen, wenn der Akademische Senat den Leitfaden zustimmend zur Kenntnis nimmt“, sagte Ursula Fuhrich-Grubert, die Frauenbeauftragte der HU. Kritik gab es aber gleich von mehreren Seiten. Die Bildsprache des Leitfadens sei „zu plakativ divers“, sagte eine Professorin, weiterhin bemängelten Mitglieder des AS Ungenauigkeiten im Glossar.

Auch das Wilhelm von Humboldt-Zitat auf der Titelseite, „Die Sprache ist das bildende Organ des Gedanken“, wurde kritisiert. Es sei aus dem Kontext gerissen und ohne Quellenangabe. Die Studierenden wiesen darauf hin, dass das Zitat einer Frau besser gepasst hätte. Letztlich nahm der AS den Leitfaden lediglich zur Kenntnis. Auf das „zustimmend“ musste Fuhrich-Grubert verzichten.

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