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Weniger Lohn bei gleicher Arbeit: Eine Studie offenbart eine Lohnlücke für Schwule.

© dpa/Michael Reichel

DIW-Studie: Schwule verdienen weniger als Hetero-Männer

Ungleiche Bezahlung für gleiche Leistung betrifft nicht nur Frauen. Auch Schwule leiden laut einer Studie darunter. Ein Beweis für Diskriminierung sei aber noch nicht erbracht, sagen die Autoren.

Schwule Männer bekommen auf dem deutschen Arbeitsmarkt im Schnitt einen geringeren Stundenlohn als heterosexuelle. Die Differenz beim realen Brutto-Stundenlohn betrage rund 2,14 Euro, heißt es in einer Studie, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Donnerstag in Berlin vorstellt.

Demnach liegt der durchschnittliche Brutto-Stundenlohn eines heterosexuellen Mannes bei rund 18 Euro. Berücksichtigt man Faktoren wie Alter, Bildung und Branche, verdienen Schwule sogar 2,64 Euro weniger. Die Studienautoren schreiben von einer „Sexuality Pay Gap“ - eine Lohnlücke also, die mit der sexuellen Identität zusammenhängt.

Lesbische Frauen hingegen verdienen dem Bericht zufolge mit rund 16,44 pro Stunde im Schnitt etwa genauso viel wie Schwule und sogar rund zwei Euro mehr als heterosexuelle Frauen. Diese Unterschiede seien aber statistischen Ungenauigkeiten unterworfen und insofern nicht belastbar, sagte Studienautor Martin Kroh.

Kein Beweis, sondern Indikator

Ein statistischer Beweis für Lohndiskriminierung von Homosexuellen am Arbeitsplatz sei mit den Daten nicht erbracht: „Das ist erstmal nur ein Indikator“, sagte Kroh. „Vermutlich gibt es eine Reihe von Erklärungen für die Lohnlücke.“ Laut Studie leisten homosexuelle Männer etwa mehr Überstunden als heterosexuelle - das drückt den Stundenlohn und könnte ebenfalls eine von vielen Erklärungen sein.

Für die Studie stützen sich die Autoren auf Daten des sogenannten Sozio-ökonomischen Panels, einer bevölkerungsrepräsentativen Umfrage, die das DIW einmal im Jahr deutschlandweit durchführt. Dabei werden neben dem Einkommen, dem Beruf, der Bildung und der Gesundheit auch die sexuelle Orientierung abgefragt. Die Studie beruht auf der Auswertung der Fragebögen von knapp 460 LGBs (Englisches Kürzel für Menschen mit lesbischer, schwuler oder bisexueller Identität) sowie mehr als 39 000 Heterosexuellen.

Die Lebenssituation Homosexueller unterscheidet sich auch in anderen Bereichen zum Teil deutlich von der Lage Heterosexueller, wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichten. So habe die DIW-Studie ergeben, dass Menschen, die sich offen als schwul, lesbisch oder bisexuell bezeichnen, im Vergleich zu Heterosexuellen im Schnitt besser ausgebildet sind, häufiger allein leben und sich im Privatleben eher auf Freunde als auf Familienangehörige verlassen.

Datenlage ist unbefriedigend

Nach Schätzungen des DIW bezeichnen sich demnach derzeit knapp zwei Prozent der Erwachsenen in Deutschland als homo- oder bisexuell. Die Studienautoren bemängeln, dass es bislang nur sehr wenige Daten über Schwule und Lesben gibt. Sie fordern dem Zeitungsbericht zufolge deswegen, die Sozialberichte der Bundesregierung um das Merkmal der sexuellen Orientierung zu erweitern.

Auch der Bundesverband der Schwulen und Lesben in Deutschland beklagt eine große Informationslücke. „Wir haben unzählige Umfragen, in denen gezielt nach Diskriminierung von Schwulen und Lesben gefragt wird“, sagte Verbandssprecher Ulrich der Deutschen Presse-Agentur. „Aber über andere Aspekte wissen wir noch gar nichts, etwa was das Alltagsleben oder auch die Gesundheit von LGBs angeht.“

Über die Gründe der Lohnlücke kann allerdings auch Ulrich nur spekulieren. „Die Studie differenziert leider auch nicht weiter innerhalb der LGBs“, sagte er. „Was ist etwa mit schwarzen Homosexuellen? Man wird auch über Rassismus noch mal reden müssen.“

„Eine faire und gerechte Bezahlung, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder eben auch sexueller Orientierung ist nicht nur aus ethischen Gründen geboten“, sagte die Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Personalführung, Katharina Heuer. Der Verein gilt als Karrierenetzwerk im Personalbereich. „In Zeiten des Fachkräftemangels kann sich kein Arbeitgeber Diskriminierung, in welcher Hinsicht auch immer, leisten.“ (dpa)

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