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Die bei Air Berlin verpixelte Szene aus "The Royal Tenenbaums", abgefilmt von einem Fluggast.

© Facebook

Film im Bordprogramm verpixelt: Air Berlin zeigt lesbische Kussszene nur zensiert

Im Bordprogramm von Air Berlin wird eine lesbische Kussszene nur verpixelt gezeigt. Auch bei einer anderen Airline gibt es Zensur.

Wer in nächster Zeit mit Air Berlin fliegt, sollte mal ganz genau beim Bordprogramm hinschauen. Denn die schräge Komödie „The Royal Tenenbaums“ ist für den Luftverkehr etwas „entschärft“ worden. In einer Szene in dem Werk von Regisseur Wes Anderson küssen sich zwei Frauen. In der Variante bei Air Berlin ist der Kuss jedoch verpixelt: Sobald sich deren Lippen berühren, ist nichts mehr zu erkennen.

Aufgefallen war das einen Fluggast, der sich daraufhin an die Initiative "Enough is enough" wendete. Die Initiative setzt sich für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender ein und machte den Fall auf ihrer Facebook-Seite öffentlich.

Air Berlin bat umgehend um Entschuldigung. „Die Zensur der Kussszene bedauern wir sehr. Die Tatsache, dass wir das Bordprogramm von einem Dienstleister zur Verfügung gestellt bekommen, entbindet uns natürlich nicht von der Verantwortung für dieses“, sagte am Freitag Tobias Spaeing, der Pressesprecher der Fluggesellschaft, zu deren Großaktionären Etihad Airways aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gehört.

Spaeing betonte, dass der Film "nicht aktiv von der Airline zensiert" worden sei. Man werde den Dienstleister anweisen, in Zukunft besser auf solche Dinge zu achten, um solche Situationen zu vermeiden. Um welchen Dienstleister es sich handelt, konnte AirBerlin dem Tagesspiegel am Freitag leider nicht beantworten.

Der Film wird aus dem Programm genommen - wenn technisch möglich

Man werde den Film nun prüfen und aus dem Programm nehmen - allerdings erst im November. "Im Vorfeld ist dies aus technischen Gründen nicht möglich", erklärte Spaeing dem Tagesspiegel. Und auch im November nur, "wenn es denn technisch möglich ist." Ein solcher Fall mit einem zensierten Kuss sei bisher noch nicht bekannt und es habe auch keine Beschwerden gegeben. "Sollten wir einem Fluggast in irgendeiner Weise zu nahe getreten sein, bitten wir dies zu entschuldigen." Air Berlin ist Mitglied der International Gay & Lesbian Travel Association (IGLTA) und unterstützte erst kürzlich Europas größtes lesbisch-schwules Stadtfest in Berlin.

Bei Filmpräsentationen in der Luft gibt es im Allgemeinen einen Hinweis vor Start des Films, dass es sich um eine für den Flugbetrieb geänderte Fassung handelt. Das betrifft vor allem das Format, aber auch eventuelle Kürzungen oder Änderungen in der Handlung. Ob "The Royal Tenenbaums" auch in Flügen anderer Fluggesellschaften in der zensierten Fassung läuft, ist noch unbekannt.

Lufthansa: "Nicht alle Fluggäste teilen unsere mitteleuropäischen Werte"

Dass solche Zensur vorgenommen werden, ist auch der Lufthansa nicht fremd: „Nicht alle Fluggäste teilen unsere mitteleuropäischen Werte. Wir nehmen daher Rücksicht auf alle Gäste“, sagte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty. Manche Szenen, die "für europäische Augen" normal seien, würden bei interkontinentalen Flügen gelegentlich abgeändert.

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