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Midori (links) und Maki in "Run away with me, girl!".

© battan / Kodansha Ltd.

Neues Manga-Label Hayabusa: Verliebte Jungs und eine Packung Niedlichkeit

Das neue Hayabusa-Label des Carlsen-Verlags bringt Mangas für junge Frauen heraus – auch für Queers ist einiges dabei.

Zwei knallrote Haargummis – das ist alles, was Maki von ihrer ersten Liebe bleibt. Midori hat sich damit immer die blonden Zöpfe zusammengebunden. Am letzten Schultag löst sie die Gummis und wirft sie auf die Erde.

Die neben ihr sitzende Maki kann es nicht fassen, als Midori verkündet, dass jetzt eine neue Zeit beginne, und ihr sogar einen Wettkampf vorschlägt: „Wer zuerst einen Freund findet, gewinnt!“ Doch Maki hat kein Interesse an Jungs. Sie ist in Midori verliebt, die beiden waren bisher unzertrennlich, küssten sich, schrieben sich Liebesbriefe. Und jetzt lässt Midori sie einfach stehen!

"Boys Love" ist ein wichtiges Segment des Verlags

Wie sich die jungen Frauen zehn Jahre später zufällig wiedersehen und dann regelmäßig treffen, erzählt die japanische Zeichnerin Battan im ersten Band ihres zweiteiligen Mangas „Run away with me, girl!“ (272 S., 12 €). Maki macht gerade ihren Master, ist Single und arbeitet in einer Augenarztpraxis.

Midori ist in einem Bekleidungsgeschäft beschäftigt und wird bald heiraten. Sie hat den selbst ausgerufenen Wettbewerb also gewonnen, allerdings stellt sich bald heraus, dass die Beziehung zu ihrem Zukünftigen, von dem sie ein Kind erwartet, alles andere als traumhaft verläuft. Sucht sie deshalb die Nähe zu Maki? Die ist sofort wieder hin und weg. Wenn die beiden sich sehen, glitzert und funkelt für Maki alles um sie herum, was Battan mit kleinen Sternchen rund um die Panels visualisiert.

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Trotz des komödienhaft-leicht wirkenden Covermotivs entpuppt sich „Run away with me, girl!“ als tiefgründige Geschichte, in der gesellschaftlicher Druck, Frauenverachtung und Homophobie eine wichtige Rolle spielen. Battan setzt das einfühlsam und prägnant in Szene – mit einem Spannungsaufbau, der neugierig macht auf die im Juni erscheinende Fortsetzung.

Ausschnitt des Covers von Battans "Run away with me, girl".
Ausschnitt des Covers von Battans "Run away with me, girl".

© battan / Kodansha Ltd.

Die Bände kommen beim neuen Hayabusa-Label des Hamburger Carlsen-Verlags heraus, der schon seit 30 Jahren Mangas auf Deutsch veröffentlicht – allen voran die „Dragon Ball“-Serie. Ein Programmschwerpunkt von Hayabusa – japanisch für Wanderfalke – liegt auf dem „Boys Love“-Genre. Die von weiblichen Mangaka gezeichneten Geschichten drehen sich um Liebe und Sex zwischen Männern, teils wird es recht explizit.

Die Zielgruppe sind vor allem junge Frauen, die sich in Japan als Fujoshi, verdorbene Mädchen, bezeichnen. Natürlich können sich auch schwule Leser an den Bänden erfreuen. Da wäre zum Beispiel „Ich will dich heute Nacht!“ (160 S., 5,99 €) von Takiba, die ähnlich wie Battan von der Wiederbegegnung früherer Geliebter erzählt.

Hier sind es der Geschäftsmann Kanzaki, der nach fünf Jahren im Ausland in seine alte Firma zurückkommt. Dort arbeitet nun auch der ehemalige Callboy Nagi, mit dem Kanzaki einst eine leidenschaftliche Zeit verbrachte – und sich in ihn verliebte. Auch bei ihm sind die alten Gefühle sofort wieder da, doch der mittlerweile impotente Schönling Nagi will nichts mehr von ihm wissen. Allerdings ist Kanzaki jetzt sein Vorgesetzter.

Der Influencer Meguru aus "My genderless boyfriend".
Der Influencer Meguru aus "My genderless boyfriend".

© Tamekou/Hayabusa

In dynamischen, ständig in Größe und Aufteilung variierenden Panels bringt Takiba die emotional explosive Beziehung der Männer auf die kleinformatigen Seiten, wobei sie mehrmals in die Vergangenheit zurückblendet. Ihr Band ist ab 18 Jahren empfohlen, genau wie Mataaki Kurenos „Du kannst mir nicht widerstehen“, der in der schwulen Pornofilm-Szene angesiedelt ist und im Mai erscheint.

Eindeutig an Teenager richtet sich hingegen der erste Teil der Reihe „My genderless boyfriend“ (176 S., 10 €) von Tamekou. Er handelt vom Influencer Meguru und seiner Freundin, der Manga-Redakteurin Wako. Weil Meguru sehr androgyn wirkt, halten ihn viele für eine Frau oder schwul, was zu allerlei Missverständnissen führt.

Es geht viel um Instagram und schicke Selfies in diesem Manga, dessen Stil an die klassischen Animationen der Ghibli-Studios erinnert. Ein kurzweiliger Spaß, der mit der japanischen Niedlichkeitsästhetik, dem Kawaii-Style, spielt – und einen bonbonfarbenen Akzent im Hayabusa-Programm setzt.

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