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Der Bochumer Schriftsteller Marius Schaefers.

© privat

Schriftsteller Marius Schaefers und sein neues Buch: Queersein nebenbei erzählen

Der Roman „In den buntesten Farben“ erzählt von einem trans Mann, auf der Suche nach der Liebe. Mit der Geschichte will Autor Marius Schaefers Mut machen.

Wenn in einem Roman eine Figur auftaucht, die trans ist, dann geht es meist hauptsächlich um Coming-out oder Diskriminierungserfahrungen. Der Bochumer Autor Marius Schaefers will weg von diesen Problemgeschichten und stattdessen Geschichten vom Leben queerer Menschen erzählen, die den Leser*innen Mut machen – und zu einem sensibleren Umgang mit Queerness beitragen.

Gerade ist Schaefers drittes Buch in einem Verlag erschienen, zuvor hat er im Selbstverlag publiziert. Der neue Roman heißt „In den buntesten Farben“ und handelt von Philipp, der trans ist und ziemliches Pech in der Liebe hat. Philipp macht sich viele Gedanken über seine Identität und fragt sich, ob es am Transsein liegt, dass er immer noch Single ist. Er denkt viel an seinen Internetfreund Ali, in den er einst verliebt war, bis er schließlich Alis Spuren folgte. Diese führen ihn ins sächsische Pirna, wo Philipp Timon kennenlernt, der ebenfalls trans ist und ihn schnell fasziniert.

 „Es gibt immer mehr Bücher, in denen Figuren queer sind“, sagt Schaefers

Schaefers thematisiert auch Erfahrungen mit Diskriminierung und Gewalt. „Ich finde es wichtig, ernstere Aspekte aufzugreifen“, sagt Schaefers am Telefon. „Um deutlich zu machen, dass mit einem Coming-out immer noch Probleme einhergehen und, dass einem Feindseligkeit entgegenschlagen kann.“ Gleichzeitig sei es ihm wichtig, empowernde Geschichten zu erzählen.

Das gelingt Schaefers, weil Transidentität zwischen Philipp und Timon keine Rolle spielt. „Das kommt eher von außen oder von Erfahrungen, die die beiden mit anderen Figuren machen.“ Das Gleichgewicht zu halten sei dennoch nicht immer leicht gewesen, sagt der Autor. „In manchen Szenen war es schwer zu entscheiden, wie viele Gedanken und Gefühle einer Figur man tatsächlich aufschreibt, ohne Queersein ständig zu problematisieren.“

Für den 26-jährigen Schaefers ist es das erste Mal, dass ein Buch unter seinem Namen erscheint, zuvor veröffentlichte er unter Pseudonym. Dadurch, dass er selbst trans ist, sei schnell klar gewesen, dass das Thema auch Eingang in seine Romane finden soll. „Und ich wollte unbedingt eine Liebesgeschichte von Personen desselben Geschlechts schreiben.“

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Schaefers, der auf seinem Instagram-Account @derunbekannteheld regelmäßig Bücher vorstellt, beobachtet insgesamt eine positive Entwicklung beim Thema Queerness in Romanen. „Es gibt immer mehr Bücher, in denen Figuren queer sind, egal ob lesbisch, schwul oder bisexuell. Das Thema Trans ist noch nicht so präsent, aber auch das kommt nach und nach.“

Gleichzeitig hinke der deutsche Buchmarkt hinterher, insbesondere im Vergleich zu englischsprachigen Ländern, wo queere Figuren häufiger und in unterschiedlichen Genres auftauchten. „Da erleben queere Figuren auch mal eine spannende Fantasy-Geschichte.“

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Auf Instagram gibt Schaefers seit einigen Jahren Einblicke in seine Transition und damit verbundene Hürden. Er berichtet von der Hormonbehandlung, klärt über mentale Gesundheit auf. „Anfangs habe ich die Follower auf meinem Weg mitgenommen und vieles, das mich beschäftigt hat, geteilt: Neue Klamotten, Pronomen und natürlich auch Aspekte der medizinischen Transition“, erinnert sich Schaefers. „Eine Zeit lang war das Thema ständig präsent, aber je mehr der Prozess vorangeschritten ist, desto weniger Gedanken musste ich mir nach außen hin machen.“

Die Nachfrage nach Sensitivity Reading steigt

Mittlerweile gibt der Bochumer seine Expertise als Sensitivity Reader weiter und prüft Bücher auf diskriminierende Textstellen oder Handlungselemente. „Wenn Figuren vorkommen, die einer marginalisierten Personengruppe angehören, und man selbst dieser Gruppe nicht angehört, dann ist es sinnvoll, eine betroffene Person über die Textstellen lesen zu lassen.“

Bei Themen wie Queerness, Transidentität, mentale Gesundheit und BiPoC Charakteren überprüft Schaefers, ob Texte authentisch sind und, ob sensibel mit den Themen umgegangen wurde. Dabei achtet er außerdem darauf, dass keine schädlichen Stereotype reproduziert werden.

Er hat den Eindruck, dass Sensitivity Reading vor einigen Jahren in Deutschland noch ziemlich unbekannt war, aber die Nachfrage zunehmend steigt. Im vergangenen Jahr habe er viele Anfragen bekommen, sagt Schaefers. „Das Thema kommt auch bei größeren Verlagen an.“ Er selbst will weiter Romane schreiben, in denen vielfältige Figuren auftauchen – damit auch der deutsche Buchmarkt diverser wird und mehr Lebensrealitäten abbildet.

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