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Ärztlich begleitete Reisen: Doc Holiday hilft

Ärztlich begleitete Reisen geben Sicherheit.

„Einmal noch nach Bombay oder nach Schanghai, einmal noch nach Rio oder nach Hawaii…“ Den Wunsch, den einst Hans Albers zu Gehör brachte, haben heute noch viele Menschen. Nicht zuletzt auch Ältere. Allein, es fehlt oft die Traute, auf eine große Reise zu gehen. Was, wenn ich das ungewohnte Essen nicht vertrage? Was passiert mit mir, wenn mein Kreislauf wegen des Klimas verrückt spielt? Und wie komme ich mit meinem Diabetes auf einer strapaziösen Reise zurecht? Immer mehr Veranstalter bieten deshalb ärztlich begleitete Reisen an.

Vorreiter war Mediplus. „2002 hatten wir die Anfrage einer Gruppe Rentner, die Bedenken wegen einer Fernreise hatten“, erinnert sich Geschäftsführer Ralf Baumbach. Der Veranstalter organisierte einen Arzt, der die Gruppe begleitete. Schließlich häuften sich die Anfragen, entsprechend wuchs das Angebot an Reisen. Das ließ andere Veranstalter nicht ruhen. Tour Vital (seit zwei Jahren zum Thomas-Cook-Konzern gehörig) bezeichnet sich heute selbst als Marktführer. Die Kölner schicken jährlich mehr als 400 Ärzte mit auf die Reise. Auch Urlaubsriese Tui bietet Reisen mit ärztlicher Begleitung an, Tui-Tochter Gebeco hingegen hat sich aus dem Geschäft wieder verabschiedet. Kleinere Spezialveranstalter sind offenbar ebenfalls nicht auf ihre Kosten gekommen und wieder vom Markt verschwunden.

Das Prinzip, das hinter den Reisen steckt, ist meist sehr ähnlich. Ein Arzt begleitet die Gruppe vom Abflug bis zur Rückkehr. Er gibt bei medizinischen Fragen Auskunft, hat bei kleineren Erkrankungen oder Blessuren ein Medikament im Gepäck und kann bei schwereren Erkrankungen oder Unfällen den Patienten ins Krankenhaus begleiten. Während der Reise ist er rund um die Uhr ansprechbar.

Die Nachfrage ist bei Fernreisen höher

Bis auf die Anwesenheit des Arztes sind es jedoch ganz normale Rund- oder Studienreisen. „Die Tage starten nicht mit kollektivem Blutdruckmessen“, betont Baumbach. Lediglich bei der Reiseplanung gebe es bei Mediplus leichte Anpassungen: So werde schon darauf geachtet, dass nur Nonstopflüge genutzt werden und dass die Aufenthaltsdauer an einem Ort etwas länger ist als normal. Sprich: Bei den Kunden handelt es sich um ganz normale Urlauber, die sich einfach wohler fühlen, wenn ein Arzt dabei ist. Die Zielgruppe ist dementsprechend meist etwas älter.

Die Reiseziele unterscheiden sich auch kaum von dem Programm, das die Veranstalter sonst im Portfolio haben. Wenig erstaunlich: Die Nachfrage nach ärztlicher Begleitung ist bei Fernreisen höher als auf der Mittelstrecke im europäischen Raum. „Wir haben es in Europa versucht, da wollte aber niemand mit“, erklärt Mediplus-Chef Baumbach. „Je exotischer, desto besser gebucht.“ In touristisch erschlossenen Ländern brauche kaum jemand eine ärztliche Begleitung. Dort sei im Zweifel das nächste Krankenhaus mit deutschem Standard in der Nähe.

Ob Indien, Vietnam oder China, Kuba oder die USA – das Angebot ist breit gefächert. Die Ärzte, die die Gruppen begleiten, haben meist eine besondere Zusatzausbildung. Mediplus zum Beispiel hat etwa 700 Mediziner in seiner Datenbank. „Alle haben eine spezielle reise- oder tropenmedizinische Ausbildung“, sagt Baumbach. Für die Zeit der Reisen schließen sie ihre Praxen oder lassen sich vertreten. Honorar von den Reiseveranstaltern gibt es nicht, sondern in der Regel werden nur die Reisekosten bezahlt. Die einzelnen Ärzte machen es meist nur wenige Mal im Jahr – quasi als Urlaubsersatz.

Apropos Kosten: Natürlich sind die ärztlich begleiteten Reisen etwas teurer als normale Rundreisen. Die Reisekosten des Arztes müssen auf die Teilnehmer umgelegt werden, mitgeführte Medikamente schlagen ebenfalls zu Buche. Doch wer die Preise vergleicht, wird feststellen, dass die ärztliche Begleitung für den einzelnen Teilnehmer zwischen 100 und 200 Euro teurer wird, abhängig von der Dauer der Reise. Für Beratung oder Behandlung während der Reise fallen dann aber keine Kosten mehr an.

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