zum Hauptinhalt
Unterhaltung auch für die Kleinen – so wie hier im Club Calimera - gehört beim Cluburlaub dazu. Die Eltern können es sich derweil gemütlich machen.

© DER Touristik

Cluburlaub: Die Konkurrenz schläft nie

Anbieter von Cluburlaub müssen sich neue Zielgruppen erschließen. Geld für die exklusiven Angebote haben die Gäste - aber die Qualität muss stimmen.

Erholung und Genuss, Party und Kultur, Gesundheits- und Aktivurlaub: Mit zahlreichen Angeboten buhlen Ferienclubs wie Club Med, Robinson oder Aldiana um zahlungskräftige Kunden. „Urlauber haben hohe Ansprüche, wenn es um Erlebnisse geht, und sind bereit, dafür viel auszugeben“, weiß Tourismusexperte Martin Lohmann.

Das hat auch die Hotellerie erkannt. „Manch türkisches Großhotel bietet ein ähnlich großes Spektrum an wie klassische Ferienclubs. Ein Alleinstellungsmerkmal wie früher gibt es nicht mehr“, sagt Lohmann, Geschäftsführer des Kieler Instituts für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa.

„Der klassische Cluburlaub muss sich weiterentwickeln und eine Antwort finden auf die Konkurrenz durch clubähnliche Hotels und Kreuzfahrten“, mahnt auch Tourismusexperte Roland Gassner vom Marktforschungsinstitut GfK. Konkurrenz gibt es zum Teil auch im eigenen Haus. So buhlen beim Branchenprimus Tui Robinson-Clubs und Hotelmarken wie Viverde oder Sensimar um die Gunst Erholungssuchender und Erlebnishungriger.

Das Qualitätsbewusstsein der Gäste ist sehr hoch

Dennoch: „In den kommenden fünf Jahren soll die Zahl unserer Robinson-Clubs von derzeit 23 auf 40 steigen“, sagt Oliver Dörschuck, bei Tui Deutschland für das Tagesgeschäft zuständiger Geschäftsführer. Cluburlauber seien treue Fans. Der Stammkundenanteil liegt seinen Angaben zufolge bei Robinson bei 63 Prozent.

„Entscheidend sind passgenaue Konzepte für einzelne Zielgruppen. Wer versucht in zu vielen Teichen zu fischen, wird nichts fangen“, sagt der Manager. Insbesondere Club-Urlauber wüssten sehr genau, was sie von den schönsten Wochen des Jahres erwarteten. „Deshalb gibt es bei Robinson sowie bei Magic Life unterschiedliche Ausrichtungen der Clubs, zum Beispiel das Familien-Resort oder den Club in der Türkei, wo mehr gefeiert wird.“ Eines haben die Fans gemeinsam: Gute Sportangebote sind ihnen sehr wichtig, das Qualitätsbewusstsein ist sehr hoch. Dafür sind sie bereit, einiges zu zahlen.

Tourismusexperte Martin Lohmann.
Tourismusexperte Martin Lohmann.

© NIT / picture alliance

Der Vorteil von Robinson und Co. ist die starke Marke. „Die Urlauber wissen, welche Leistungen und Qualität sie erwarten“, sagt Lohmann, der auch Professor für Wirtschaftspsychologie an der heutigen Leuphana-Universität Lüneburg ist. Nach GfK-Daten liegt der Anteil der Cluburlaube und clubähnlichen Angebote am Gesamtreisemarkt mittlerweile bei 15 Prozent. Das Segment wächst seit 2009 im Schnitt jährlich um drei Prozent und damit etwas stärker als der Gesamtmarkt.

Im Hochpreissegment werden mehr als 3000 Euro pro Urlaub ausgegeben

Tui-Konkurrent Thomas Cook kündigte denn auch kürzlich an, seine Vertriebspartnerschaft mit dem Ferienclubpionier Club Méditerranée in Europa kräftig auszubauen. Beide Unternehmen, an denen der chinesische Mischkonzern Fosun International beteiligt ist, wollen bis 2018 das Umsatzvolumen im Thomas-Cook-Vertrieb auf 100 Millionen Euro pro Jahr steigern. Noch 2005 hatte Thomas Cook seinen Clubanbieter Aldiana verkauft.

Grundsätzlich werden es immer mehr, die sich ihren Urlaub so richtig was kosten lassen. Nach einer Analyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (Fur) hat sich das Volumen des gesamten Hochpreissegments – Ausgaben von mehr als 3000 Euro pro Person und Urlaub – binnen zehn Jahren auf inzwischen 2,4 Millionen Reisen verdoppelt.

Urlauber, die die viel apostrophierten „schönsten Wochen des Jahres“ im Ferienclub oder ähnlichen Anlagen verbringen, gelten als ausgesprochen zahlungskräftig. Der GfK zufolge geben sie im Schnitt täglich etwa 20 Prozent mehr aus als der Durchschnittsurlauber.

Langfristig könnte allerdings die Altersstruktur ein Problem werden, meint Gassner: Clubreisende sind durchschnittlich 51 Jahre alt und damit deutlich älter als der Durchschnittsurlauber (46 Jahre). „Die Anbieter müssen sich junge Zielgruppen erschließen.“ Grundsätzlich sieht der Experte die Branche auf dem richtigen Weg. „Das Altersprofil bei einzelnen Clubs unterscheidet sich immer stärker.“

Kurzporträts der führenden Clubs

Funsport wie Beachvolleyball gehört beim Cluburlaub zum Standardprogramm.
Funsport wie Beachvolleyball gehört beim Cluburlaub zum Standardprogramm.

© picture-alliance / gms

Allen Clubs gemein ist ein – wenn der Gast Wert darauf legt – tagesfüllendes Betreuungs- und Bespaßungsprogramm. Die Ferienangebote des Club Med werden in Zukunft verstärkt von Thomas Cook vermarktet. In den Reisebüros und auf der Webseite des Veranstalters soll es einen eigenen Club-Med-Bereich geben. Doch der französische Clubbetreiber ist nur einer von mehreren Anbietern:

Robinson

Der Marktführer in Deutschland hat derzeit 24 Clubanlagen in 12 Ländern im Programm. Im Herbst 2016 soll ein zweiter Club auf den Malediven eröffnen, auf einer bisher unbewohnten Insel mit mehr als 60 Villen auf dem Wasser – der Trend geht auch beim Cluburlaub zur Fernstrecke.

Robinson bietet das klassische Rundumangebot eines Ferienclubs: Sport, Wellness, Unterhaltung und Kinderbetreuung im „Roby Club“. Die Schwerpunkte sind je nach Anlage unterschiedlich – manche Clubs sprechen eher Familien an, andere Paare und Singles. Preislich liegt der Anbieter im „Premium“-Segment: Der Urlaub ist nicht ganz günstig, aber auch kein ausgewiesenes Luxusprodukt.

Worauf müssen sich Urlauber in Zukunft einstellen? Sie werden in den Robinson-Anlagen häufiger andere Sprachen hören. Die Anzahl der Gäste, die nicht aus deutschsprachigen Ländern kommen, soll bis 2020 von derzeit 10 auf 22 Prozent steigen, kündigte die Tui-Tochter an.

Das bringt viele kleine Änderungen mit sich – zum Beispiel mehr Livemusik, mehrsprachige Menükarten oder ein zweites Kopfkissen in jedem Zimmer. Und es fördert den interkulturellen Austausch, wenn man den denn möchte. Man wolle den Charakter der Clubs nicht ändern, sondern „erweitern“, verspricht Robinson.

Magic Life

Unter der zweiten Clubmarke der Tui stehen derzeit 13 Häuser in fünf Ländern zur Auswahl: vier in der Türkei, drei in Griechenland und jeweils zwei in Spanien, Ägypten und Tunesien. Neu seit diesem Sommer sind die Clubs „Magic Life Cala Pada“ auf Ibiza und „Magic Life Plimmiri“ auf Rhodos, die sich vor allem an Familien richten. Die machen auch sonst rund 50 Prozent der Gäste in den Resorts aus. Paare kommen auf etwa 35 und Singles auf 15 Prozent.

Je nach Club stehen andere Zielgruppen im Fokus. Magic Life zielt Tui zufolge aber generell auf Urlauber, die ein „gutes Preis-Leistungs-Verhältnis“ schätzen. Sprich: Wer bei Magic Life bucht, achtet eher auf sein Urlaubsbudget als der Robinson-Gast. Zwei Trends zeichnen sich auch bei der Tui-Clubmarke ab: Die Bedürfnisse der Urlauber werden individueller, die Ausrichtung soll internationaler werden.

Aldiana

Der Veranstalter aus Oberursel ist der größte Konkurrent von Robinson auf dem deutschen Markt und hat zehn Clubs im Angebot: drei in Spanien, jeweils zwei in Tunesien und Österreich sowie je einen in Zypern, Griechenland und der Türkei. Voraussichtlich 2017 soll ein neuer Club in Marsa Alam am Roten Meer eröffnen. Ein Club in Makadi Bay war wegen der Unruhen in Ägypten 2013 geschlossen worden.

Aldiana wirbt mit „Urlaub, so vielfältig wie die Gäste selbst“. Soll heißen: Auch dort möchte man am liebsten jeden Urlaubstyp abholen. Ein breites Sportangebot richtet sich an Aktivurlauber, Events wie Gourmetwochen an Kulinariker und das Wellnesskonzept „Welldiana“ an explizit erholungsbedürftige Urlauber. Und natürlich sollen auch Familien mit kleinen Kindern einchecken. Ein weiterer Slogan lautet „Urlaub unter Freunden“: Wer in einem Aldiana-Club die Ferien verbringt, bewegt sich dort unter Deutschen.

Club Med

Der Club Méditerranée aus Frankreich ist der älteste Anbieter und heute mit 66 Clubanlagen vor allem international breit aufgestellt. Allein 26 Resorts gibt es auf der Fernstrecke. Auch für Wintersportler ist die Auswahl groß, 21 Skiclubs gibt es in den französischen, italienischen und Schweizer Alpen. Als Konkurrenz auf dem deutschen Markt sieht Club Med am ehesten die Robinson-Clubs. Allerdings spielt der Anbieter aus Frankreich hierzulande bislang auch keine allzu große Rolle – Club Med ist seit jeher etwas für Deutsche, die es wirklich international mögen.

Die Zielgruppe ist typischerweise breit gefächert: Familien, Paare und Sportbegeisterte. Auch hier entscheidet die Destination über den Fokus des Unterhaltungsangebots. Das Betreuungsprogramm beginnt im „Baby Club Med“ für Kleinkinder ab vier Monaten. Weg vom klassischen Abendprogramm will man auch bei Club Med: Der Trend geht nach eigenen Angaben zunehmend in Richtung Events mit Erlebnischarakter.

Club Calimera

Einst als Hotelmarke der International Touristik Service (ITS) unter dem Dach der Kaufhof AG in Köln gegründet, hat Calimera heute rund ums Mittelmeer und am Roten Meer zwölf Anlagen im Programm. Heute Teil der breit aufgestellten DER Touristik in Köln will der Club weiter wachsen: Zwei bis drei Anlagen sollen jedes Jahr hinzukommen. Willkommen ist jeder: Singles, Paare und natürlich Familien. Entsprechend gibt es Unterhaltung, Sportangebote und den „Calimingo Kids Club“.

Preislich bewegt sich Urlaub in einem Club Calimera im mittleren Preissegment, der Fokus liegt allerdings schon auf Familien. Als Trend hat der Veranstalter den zunehmenden Wunsch nach qualitativ hochwertigen Speisen ausgemacht. Stichwort: Kulinarik. Die Urlauber wollen besser essen. Deshalb setzt Calimera in Zukunft noch mehr auf Genuss. Auch das Sportangebot soll professioneller werden. Schließlich wollen sich viele Urlauber erst richtig auspowern – um dann umso mehr genießen zu können.

Friederike Marx, Philip Laage

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false