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Deutsche Bahn schafft ihre Städteverbindungsbroschüren ab, in denen jeweils für eine Region die wichtigsten Zugverbindungen zu großen Städten in Deutschland und im Ausland aufgelistet wurden.

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Deutsche Bahn: Städte ohne Verbindungen

Die Bahn druckt keine Fahrplanhefte mehr. Die meisten Kunden würden sich inzwischen online informieren, heißt es.

Fünf Jahre nach dem gedruckten Kursbuch ist jetzt ein weiteres traditionsreiches Fahrplanmedium auf dem Abstellgleis gelandet: Zum Fahrplanwechsel an diesem Wochenende streicht die Deutsche Bahn die einst millionenfach verbreiteten Städteverbindungsbroschüren aus ihrem Informationsangebot – ein Verlust vor allem für Kunden ohne Internetzugang.

Bisher listeten die kleinen Fahrplanhefte die Verbindungen aus jeweils einer Region zu den wichtigsten Städten des In- und Auslandes auf. Doch jetzt gibt es nach Informationen des Tagesspiegels keine Neuauflage mehr. Ein DB-Sprecher nannte als Begründung vor allem die sinkende Nachfrage: Der allergrößte Teil der Kunden informiere sich inzwischen online, sei es per Computer oder mit internetfähigen Handys.

In der Tat ist die Auflage in den vergangenen Jahren drastisch eingebrochen: Bis 2010 wurden stolze 3,9 Millionen Exemplare pro Jahr gedruckt – zuletzt waren es nur noch 94 000.

Allerdings hat die Bahn den Auflagenschwund selber beschleunigt. Jahrelang konnte jeder Reisende an großen Bahnhöfen die jeweiligen örtlichen „Städteverbindungen“ gratis im Vorbeigehen mitnehmen. Doch im Sommer 2010 führte die DB erstmals eine Gebühr ein – zunächst ein Euro pro Heft, inzwischen zwei; das ist nicht viel, schreckte aber viele Interessenten ab, weil sie sich für den Kauf am Schalter hätten anstellen müssen.

Mangelnde Aktualität sei der Grund für die Abschaffung

Damit nicht genug. Im vergangenen Juni wurden auch noch bis zu drei Abfahrtsbahnhöfe in jeweils einem Heft zusammengefasst. So sank die Zahl der unterschiedlichen Ausgaben von rund 140 im Jahr 2010 auf nur noch 34. Während Berlin ein eigenes Heft behielt, wurden zum Beispiel Erfurt, Eisenach und Weimar fusioniert.

Ganz gestrichen wurden im Juni die sogenannten „Zielortzettel“, also Einzelblätter mit Verbindungen zu lediglich einer Stadt. Auch hier argumentierte die DB mit rückläufiger Nachfrage.

Neben dem sinkenden Bedarf nennt die Bahn noch einen weiteren Grund für die Abschaffung gedruckter Fahrpläne: die mangelnde Aktualität. Printmedien können keine kurzfristigen Fahrplanänderungen durch Baustellen berücksichtigen. Nach der Hochwasserkatastrophe 2013, so erklärte der DB-Sprecher, musste die Bahn sogar mehrere Tonnen „Städteverbindungen“ und „Zielortzettel“ einstampfen, weil rund fünf Monate lang ein mehrfach variierter Ersatzfahrplan galt.

Was sollen denn Fahrgäste ohne Internetanschluss jetzt tun, wenn sie nicht mehr in den „Städteverbindungen“ blättern können? Der DB-Sprecher empfiehlt unter anderem das kostenpflichtige Servicetelefon 018 06 / 99 66 33 (pro Anruf aus dem Festnetz 20 Cent). Wer sich den anderthalbminütigen Auswahldialog ersparen will, kann gleich nach der Begrüßung „Reiseservice“ sagen und muss dann nur noch auf einen freien Berater warten.

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