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Kippen-Knöllchen gibt’s schon mal von der Strandpolizei im polnischen Danzig. Foto: dpa

© picture-alliance/ dpa

Reise: Die Nikotinfallen

Wer nicht weiß, wie Rauchverbote in Urlaubsländern gehandhabt werden, kann sich Ärger einhandeln

Andere Länder, andere Sitten – und vor allem: andere Rauchergesetze. Wer im Urlaub sorglos den blauen Dunst in die Luft bläst, kann sein blaues Wunder erleben. Wer hätte gedacht, dass in Griechenland eine saftige Strafe fällig werden kann, wenn man im Auto qualmt? Vorsicht auch in England: Bei der Kippe im Fußballstadion hört der Spaß am Spiel auf, zumindest für den rauchenden Zuschauer, wenn er entdeckt wird. In den Niederlanden darf man im Coffee Shop zwar weiterhin kiffen, aber nur, wenn kein Tabak im Spiel ist. Hier die Rauchregeln der wichtigsten europäischen Urlaubsländer.

GRIECHENLAND

Die Griechen zählen zu den Top-Qualmern in Europa. Seit Mitte 2009 gilt jedoch ein striktes Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden, Cafés, Bars und Restaurants, Nachtclubs und Spielcasinos. Bei Verstößen müssen vor allem die Gastronomen dran glauben, ihnen drohen Strafen bis 20 000 Euro. Vorsicht: Wer mit Kindern unter zwölf im Auto unterwegs ist, darf seit Dezember 2010 nicht mehr qualmen. Das Verbot gilt auch in Taxen und Bussen. Ertappte müssen mit bis zu 3000 Euro Buße rechnen.

FRANKREICH

Die Franzosen lieben gutes Essen. Am besten im Restaurant, am liebsten rauchfrei. Laut einer Umfrage gehen 19 Prozent noch häufiger ins Lokal, seit vor drei Jahren ein Rauchverbot auch in der Gastronomie eingeführt wurde. Betriebe können allerdings selbst entscheiden, ob sie bis zu 35 Quadratmeter große Raucherkabinen installieren – mit Automatiktür, Belüftungsanlage und Hinweisschild zu den Risiken der Qualmerei. Wer Durst hat, muss selbst zum Tresen gehen, denn die Bedienung darf den Bereich aufgrund des Nichtraucherschutzes nicht betreten.

BELGIEN

Das Rauchergesetz in Belgien hingegen ist relativ lasch. Noch. Aktuell sind Glimmstengel in Cafés erlaubt, wenn kein Essen über den Tresen geht oder lediglich verpackte Nahrung verkauft wird. Diese Ausnahme hat das Verfassungsgericht aber jüngst gekippt und gleichzeitig ein allgemeines Rauchverbot für die komplette Gastronomie ab Juli ausgerufen. Ein Kneipenbesitzer ist deswegen zwischenzeitlich in Hungerstreik getreten. Das Magenknurren hat er mit mehreren Päckchen Gauloises bekämpft.

ÖSTERREICH

Mancher, der das österreichische Tabakgesetz liest, braucht erst mal eine Dosis Nikotin, um sich wieder zu beruhigen. Vor lauter Ausnahme- und Sonderregelungen, vor allem für die Gastronomie, blickt kaum noch jemand durch. Im Prinzip kann fast jeder Gastwirt einen großen Raucherbereich schaffen, und so wird in zwei Dritteln der Lokale munter weiter gequalmt. Gegner sprechen von der „dümmsten Regelung Europas“ und kritisieren obendrein die laxen Kontrollen. Längst sollte eine Volksabstimmung für klaren Durchblick sorgen, aber die lässt auf sich warten.

GROSSBRITANNIEN

Fußballfans müssen auf den britischen Inseln die 90 Minuten ohne Nikotin-Nervennahrung überstehen – in den Stadien herrscht absolutes Rauchverbot. Raucher müssen auch bei Restaurants, Bars und Pubs vor der Tür stehen, wenn sie zündeln. Grundsätzlich gilt: Nahezu alle öffentlichen Räume und Arbeitsräume sind qualmfrei. Eine kuriose Ausnahmen bilden Pflegeheime, auch Hotels dürfen Raucherzimmer anbieten. Das Gesetz wird von Umweltpolizisten kontrolliert, die rauchende Missetäter sogar fotografieren und filmen dürfen. Das Blatt „Independent on Sunday“ will jüngst herausgefunden haben, die Politik plane auch ein Rauchverbot auf allen Plätze im Freien. Wie in den berühmten roten Telefonzellen bereits jetzt.

SPANIEN

Spanier haben es noch ein bisschen besser als die Briten, sie dürfen nämlich weiterhin in der Stierkampfarena qualmen. Bis Ende 2010 war Spanien noch ein Traumziel für Raucher, aber seit diesem Jahr ist Schluss mit lustig. Auf Bahnhöfen und in Flughäfen gibt es keine Raucherzonen mehr. Vor Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern darf nicht mehr gequalmt werden. Auch aus Restaurants, Bars und öffentlichen Gebäuden wurde der blaue Dunst verbannt. Deswegen hat es auch schon einige Prügeleien in Bars gegeben. Die Strafen sind schließlich saftig: Schon beim ersten Verstoß drohen bis zu 600 Euro Buße, die laut Gesetz bis auf 600 000 Euro steigen können.

POLEN

Mit Polen ist Ende 2010 eine der letzten Raucheroasen gefallen. Und die neuen Vorschriften sind heftig: Wo Kinder spielen, darf man nicht mehr zur Zigarette greifen. Die Regierung weist ausdrücklich darauf hin, dass dies nicht nur Spielplätze betrifft, sondern beispielsweise auch Strände. In öffentlichen Verkehrsmitteln, an Haltestellen und Bahnhöfen müssen Raucher ebenfalls mit bis zu 140 Euro Strafe rechnen. Hotels und Gaststättenbetreiber können spezielle Raucherräume einrichten, zu essen bekommt man dort allerdings nichts.

DEUTSCHLAND

Jedes Bundesland hat ein anderes Rauchergesetz. Zwar hat sich aus allen Behörden und öffentlichen Einrichtungen der Qualm verzogen, doch nahezu überall dürfen Gaststätten Raucherbereiche oder -räume einrichten. Eine Ausnahme bildet Bayern. Dort gab es lange Zeit ein Wischiwaschi-Gesetz, bis vergangenes Jahr ein Volksbegehren die Nikotinsüchtigen aus sämtlichen Lokalen gefegt hat. Die Bayern haben jetzt das strengste Anti-Raucher-Gesetz Deutschlands und bereits das erste rauchfreie Oktoberfest überstanden.

ITALIEN

Was hat man sich gewundert, wie gut die strengen Regeln in Italien befolgt werden. Seit vor sechs Jahren eines der ersten europäischen Anti-Raucher-Gesetze eingeführt wurde, sieht man die Italiener klaglos vor den Bars und Restaurants rauchen. Theoretisch können Gastwirte zwar Qualmzonen einrichten, die Hürden dafür sind jedoch so hoch und teuer, dass es sich betriebswirtschaftlich kaum lohnt. Auch in öffentlichen Gebäuden herrscht ein strenges „vietato fumare“. Wer dort in Gegenwart von Schwangeren oder Kindern zur Zigarette greift, wird gleich mit der doppelten Strafe (550 Euro) zur Kasse gebeten.

NIEDERLANDE

Glimmstengel aller Art wurden schon vor mehr als 20 Jahren aus öffentlichen Gebäuden verbannt. Dafür ist Holland das Dorado für Kiffer schlechthin. In den Coffee Shops dürfen auch weiterhin Cannabis-Produkte geraucht werden, Tabakkonsum hingegen ist untersagt. Das (Tabak-)Rauchverbot gilt mittlerweile für die komplette Gastronomie, wird allerdings nicht überall ganz streng durchgesetzt.

Gut zu wissen: Nicht alle Reiseländer und Touristiker haben sich gegen die Raucher verschworen. Wer in seinem Urlaub ungehemmt qualmen will, sollte mal die Webseite www.raucher-auf-reisen.de besuchen. Die Betreiber werben mit Hotels und Destinationen, „wo man als Raucher noch willkommen ist“. Was in Deutschland als Ordnungswidrigkeit mit Strafen bis 300 Euro durchgeht, könnte in den USA bis zu 25 000 Dollar kosten. Für Nikotinfreunde lohnt sich vielleicht auch ein Trip nach Bulgarien. Im Zuge der Wirtschaftskrise hat die Regierung im vergangenen Jahr das Land als „raucherfreundlich“ ausgerufen. Um mehr Touristen anzulocken.

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